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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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jedes für einen Charmal aufgebrachte Gen nur seine
    Zerstörungskraft stärkt. Charmale sind sehr gefährlich und trügerisch."
    Dorjan versuchte seine Enttäuschung zu verbergen und blinzelte. „Wird Bern aus der Burg gewiesen werden?“
    Ja, sobald ich den Rat davon überzeugt habe, wer er ist. Nur Seelenschauer und Traumheiler können einen Charmal erkennen. Ich hätte es den anderen Heilern sofort sagen müssen, aber ich hatte selbst noch Zweifel. Sobald wir Sara und Bern gefunden haben, werde ich es ihnen mitteilen.''
    „Aber was wollt Ihr ihm sagen? Wodurch wird man ein Charmal?"
    „Die Gabe der Charmale ist der der Mystiker nicht unähnlich, wirkt jedoch umgekehrt. Bern spürt, was wir am meisten wollen. Die Gabe wird statt zum Heilen dazu missbraucht, andere auszunutzen und zu verführen."
    Dorjan war übel. Hätte er doch nur früher mit Sara gesprochen. „Was geschieht, wenn er Sara ausnutzt und verführt?"
    „Das befürchte ich ja gerade. Wenn Bern Saras Gabe vergiftet ..." Renaiya verlangsamte ihre Schritte. „Ihr kann nur die Wahrheit helfen. Die Wahrheit ist immer am besten, und in Anbetracht ihrer Gabe, ist sie das Einzige, womit sie leben kann." „Ihrer Gabe? Welche Gabe besitzt sie«"' „Sie ist ein Firaner, ein Seelenkrieger.“
    „Was bedeutet das, ein Seelenkrieger?" „Ein Firaner kann mit den Waffen des Geistes kämpfen. Es ist eine ungewöhnlich starke Begabung, Dorjan, deren Entwicklung das Wissen aller Ellowen der Burg erfordern wird."
    Eine plötzliche Veränderung des Lichts ließ Dorjan aufschauen. Er konnte keine Wolken sehen, trotzdem schien der Himmel getrübt, als sei die Sonne eine Laterne, deren Flamme niedergebrannt war. Unmöglich. Auch die Blumen zu seinen Füßen wirkten irgendwie blasser und die Zweige über ihm ließen traurig ihre farblosen Blätter nach unten hängen. „Nein", flüsterte Ellowen Renaiya, „das kann nicht sein."
    „Was ist los, Ellowen?"
    „Nein", sagte sie noch einmal, „der letzte Tezzarin kann
    unmöglich verschwunden sein."
    „Tezzarin?"
    „Die großen Vögel der Burg. Seit Jahrhunderten lebten sie hier in der Höhe und tauschten ihre Gedanken mit den Heilern aus. Sie verliehen uns die Weihe der Ellowen." Sie blickte sich hilflos um und schien zu welken wie eine gebrochene Blüte. „Vor einigen Monaten begannen sie zu verschwinden, bis schließlich nur noch einer übrig war. Die Ellowen errichteten mit gemeinsamer Kraft einen Zauberschutz, um ihn hier zu behalten." Sie streckte einen mageren Arm aus. „Das Licht! Sieh nur, es ist nur noch ein Abglanz seiner selbst. Ich fürchte, nun hat auch der letzte Tezzarin uns verlassen."
    Sie wartete keine Antwort ab, sondern beschleunigte ihre Schritte. Schweigend eilten sie nebeneinander her. Als sie um eine Biegung kamen, sahen sie Sara und Bern auf sich zukommen. Sara blickte hingebungsvoll zu Bern auf. „Hallo, Ellowen, hallo, Dorjan." Bern redete, als sei es ein ganz gewöhnlicher Tag. Sara dagegen wirkte erschreckt.
    „Wo wart ihr?", fragte Ellowen Renaiya nervös. „Wir haben einen kleinen Ausflug gemacht und die Burg erkundet, Ellowen", antwortete Bern. „Sara wollte herausfinden, ob die Zaubersiegel an den heiligen Kreisen wirklich so stark sind." Sara trat entsetzt einen Schritt zurück. „Aber ihr - ihr konntet über den sechsten Kreis nicht hinaus?", fragte Ellowen Renaiya. „Doch, Ellowen, über den sechsten und den siebten", antwortete Bern mit glänzenden Augen. Ellowen Renaiya schluckte und starrte auf Sara. „Habt ihr den Tezzarin gesehen — den Vogel?" Ja", sagte Bern, „aber jetzt ist er fort." „Nein", schrie Ellowen Renaiya, „bitte nicht!" „Warum war er gefangen", fragte Sara mit bebender Stimme.
    „Zu seinem Schutz."
    Bern machte einen Schritt nach vorn, packte Renaiya an den Händen und sah in ihr zerfallendes Gesicht.
    „Ihr wusstet, dass sie Schwierigkeiten machen würde, nicht wahr, Ellowen?", sagte er leise. „Die Enkelin von Kareed dem Eroberer. Sie trägt den Keim der Eroberung in sich, sie hätte niemals in die Burg aufgenommen werden dürfen."
    Entsetzt blickte Dorjan von Ellowen Renaiya zu Bern und dann zu Sara. Was sagte Bern da? König Kareeds Enkelin?
    Selbst im abgelegenen Emmendae hatte Dorjan die Legenden über Kareed, den berühmten Kriegskönig von Archeid, gehört. Kareed hatte nur ein Kind gehabt, seine Tochter Torina. Diese Tochter hatte Landen geheiratet, den bellandrischen Prinzen, der durch Kareeds Eroberung aus seinem Land vertrieben

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