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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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womöglich dazwischen zerquetscht wurde!
    Fiebrig und schwach, immer wieder von Wellen der Übelkeit und Schüttelfrost durchflutet, krallte sie sich Zentimeter für Zentimeter nach oben und schob die Beine über den Rand. Es war egal, ob sie jetzt entdeckt wurde, in wenigen Augenblicken war sowieso alles vorbei.
    Die Spitze des kalt brennenden Seelendreiecks rammte den Schutzschirm - und durchbrach ihn. Mit einem weithin schallenden Knall, der vielleicht bis in die Gläserne Stadt hörbar war, zerplatzte der elfische Schutzbann, und die Felsen erbebten darunter.
    Nicht auszudenken, was passierte, wenn die Spitze dieses Rammkeils das Gestein traf!

    »Raus hier!«, schrie Prinz Laycham mit sich überschlagender Stimme.
    Der Fliegende Holländer kam mit gesenktem Bug auf sie zu, schob sich vor die Sonne und warf einen gigantischen lichtlosen Schatten auf das Labyrinth, sodass es geisterhaft grau und düster wurde.
    Das Seelengewebe war nun schon so nahe, dass die Bewegung darin zu erkennen war. Neben den pulvrigen Schwarzwolken senkte sich auch der Nebel weiter herab.
    »Laura!«, brüllte Milt, und seine Stimme brach sich vielfach in den Felsen.
    Laura, die bereits von den bebenden Felsen abrutschte, sah ein, dass sie nach unten musste, weil sie oben keinesfalls überleben würde. Also war ein Strategiewechsel angesagt. Sie entdeckte nicht weit entfernt einen leichteren Abgang, der sich gerade eben durch die Felsenbewegung gebildet hatte.
    Ihr blieb vielleicht eine halbe Minute.
    Die Angst beflügelte sie und ließ sie ihre Schwäche und die Pein vergessen. »Ich komme!«, schrie sie. »Lauft voraus, ich bin gleich da!« Sie krabbelte und kletterte über die Felsen, schlitterte immer weiter nach unten und tauchte in die geisterhafte graue Düsternis ein.
    »Er ist gleich da!«
    Laura konnte ihre Gefährten bereits sehen, die in heilloser Panik zwischen den Felsen hindurch auf den Ausgang zurannten. Einige der Elfen hatten die schrill wiehernden Pferde geholt und trieben sie vor sich her. Dies war keine sehr schlaue Entscheidung, weil die Gefahr bestand, dass die kopflosen Tiere die vorn Laufenden über den Haufen rannten. Zu diesen gehörte Zoe, deren flatterndes langes blondes Haar der einzige Lichtpunkt in diesem Grau war.

    Milt wollte auf Laura warten, doch er musste zusehen, von den Pferden nicht niedergetrampelt zu werden, und wurde abgedrängt. Es hatte keinen Sinn, nach Laura zu rufen, bei dem Höllenlärm hätte sie ihn nicht gehört - und außerdem war die Flucht ihrer Freunde nicht zu übersehen. Sie würde sich bestimmt anschließen.
    Er sah Finn weiter vorn, der sich waghalsig auf ein Pferd geschwungen hatte, sich tatsächlich oben hielt und versuchte, das Tempo der Tiere durch Gegensteuerung zu verringern. Die meisten Elfen dürften den Ausgang bereits erreicht haben; Milt hoffte darauf, dass sie nicht ins Freie rannten, aber so dumm würden sie wohl kaum sein.
    Dann sah er Laura kurzzeitig, sie sprang gerade von einem Felsen auf den Boden und rannte winkend auf ihn zu.
    »Milt!«, hörte er eine dünne Stimme hinter sich, drehte sich um und entdeckte Nidi, wie er sich an eine dünne Felsnadel klammerte, die aus einem Meer wogender Pferdeleiber herausragte. Die muskulösen Leiber, die mehr als eine halbe Tonne wogen, stießen immer wieder gegen das Gestein und brachten es bedenklich ins Wanken.
    Laura war auf dem Weg; also spurtete der Mann von den Bahamas los, um den kleinen Schrazel aus seiner misslichen Lage zu befreien. Im Lauf sammelte er Steine vom Boden auf und warf sie auf die Hinterteile der fliehenden Pferde, die daraufhin tatsächlich auswichen und Milt den Weg zu Nidi freigaben. Der Schrazel traute sich nicht auf den Boden, und das konnte der Mann ihm nicht verdenken.
    »Spring, Kleiner!«, rief er und streckte die Arme aus, ohne das Tempo zu verringern.
    Nidi stieß sich ab, flog durch die Luft und direkt auf seinen Arm, um den er sich mit gesträubtem Fell ringelte.
    Da ließ Milt ihn allerdings nicht lange, er holte zu einem Elfen auf, der gerade aus einem Seitengang kam, packte den Schrazel, zerrte ihn mit einem Ruck von seinem Arm und warf ihn zu dem Elfen, der ihn überrascht auffing.
    »Was tust du da?«, schrie Nidi verzweifelt.
    »Wir treffen uns am Ausgang!«, gab Milt zur Antwort. »Ich kann Laura nicht mehr sehen!«
    »Umzukehren ist Wahnsinn!«, warnte der Elf, der den zeternden Schrazel unerbittlich festhielt.
    »Ich habe keine Wahl, sie ist irgendwo da drin!« Milt blieb

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