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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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stehen. »Ich muss sie finden. Wir stoßen bald zu euch, sie kann ja nicht weit sein!«
    Hoffentlich hat sie sich nicht verlaufen, dachte er düster. Zuzutrauen wäre es ihr.

    Laura stolperte den Pferden hinterher, entdeckte Milt, der auf einen Findling zuhielt, und fasste den Entschluss, ihn einzuholen. War das Nidi, den sie da auf der Felsnadel sah? In dem staubigen Chaos war kaum etwas zu erkennen. Milt würde sich schon um ihn kümmern; Laura musste selbst dranbleiben, damit sie den Anschluss nicht verlor. Sie fühlte sich schwach und elend wie bei einer schlimmen Grippe und dazu ihre brennende und juckende Haut. Nun musste sie sich den Elfen anvertrauen und darauf hoffen, dass sie ihr Linderung verschaffen konnten.
    Falls sie den Angriff des Fliegenden Holländers überlebten. Die tödliche Spitze des Seelenkeils war nur wenige Meter von den Felsen entfernt. Laura nahm keinen Augenblick an, dass das harte Gestein dem standhalten konnte. Im besten Fall ging der Keil einfach hindurch, wie eben Geister durch Wände gehen konnten, weil sie keine stoffliche Form mehr hatten. Aber Barend Fokke war kein Narr, der etwas auf gut Glück unternahm. Wahrscheinlich wirkte seine mit dem Schiff verbundene Aura wie ein Schutzpanzer, der materielle Manifestation bieten konnte.
    Wie auch immer - gleich würde sie es wissen.
    Laura gab Fersengeld, die Angst peitschte sie voran. Nachdem sie zuvor die Isolation gesucht hatte, wollte sie nun zu Milt und seine starken Arme fühlen, die sie aus der Gefahr tragen würden. Sie war fast am Ende ihrer Kräfte angelangt. Dass es immer noch eine Steigerung geben kann, dachte sie.
    Sie verlor Milt aus den Augen in der wogenden Masse an Pferdeleibern, aber es gab nur einen Weg hinaus. Nicht einmal sie konnte sich hier verirren.
    Ein kurzer Blick zum Himmel, der vollends von dem schwarzen Schiffsleib beherrscht wurde. Bleiche Gesichter der Mannschaft, die sich mühsam irgendwo festhielt an Tauen und Wanten, das bösartige Grinsen Barend Fokkes und das dicht gewebte Netz aus Seelen, die nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Noch ein Meter schätzungsweise, bis die Spitze auftraf, allerdings hatte das Schiff beträchtlich an Fahrt verloren, möglicherweise im Kampf gegen den Wind und den Fluch gleichermaßen. Es sah aus, als bewegte es sich in Zeitlupe.
    Laura hoffte, bereits einen Abstand erreicht zu haben, der groß genug war, bevor gleich alles zusammenbrach. Sie passierte soeben die Felsnadel, da fiel ihr Blick auf einen Seitengang, rechts von ihr. Darin schimmerte ein sehr helles Licht.
    Die Rettung, dachte Laura. Dort muss ich hin.
    Ihre Beine schlugen bereits die Richtung dorthin ein; endlich einmal schienen sich ihr Geist und ihr Körper einig zu sein.
    Nein, schoss es ihr da durch den Kopf. Nein, da ist keine Einigung, da ist nicht Milt, ich will zu Milt, nicht ins Licht ...

    »Laura!«, rief Milt. »Laura, wo bist du?«
    Die schwarze Galeone kämpfte gegen den Wind, sie hätte schon längst aufschlagen müssen, doch immer wieder fielen die Segel zusammen oder flatterten gar gegenläufig. Wie viel Zeit bleibt uns noch?
    Milt formte die Hände vor dem Mund zu einem Trichter. »Lauraaaaaa!«, brüllte er, so laut er konnte. Hinter sich hörte er die anderen rufen; er konnte die Worte nicht verstehen, sich aber den Inhalt denken.
    »Milt!«, erklang da Lauras dünne Stimme plötzlich. Milt blieb stehen, um festzustellen, von woher sie gekommen war. Gar nicht einfach bei den Echos - da fiel sein Blick auf den Seitengang, aus dem vorhin der Elf gerannt war.
    Sollte sie tatsächlich dort hineingelaufen sein? Aber warum? Nicht einmal Laura konnte sich so sehr verlaufen!
    »Laura? Komm raus da, hier geht es lang! Zurück, zurück, ich bin gleich bei dir!«, antwortete er und beschleunigte. Langsam ging ihm die Puste aus.
    »Ich hab einen Ausgang entdeckt! Hol die anderen, wir müssen hier entlang!«
    »Was redest du da? Der Ausgang ist hier, nur noch hundert Meter entfernt! Komm zurück, Laura, schnell!« Milt zögerte kurz, dann rannte er in den Gang hinein.
    Und in diesem Moment rammte die Galeone die Felsen.

    Die Welt explodierte und ging zugleich unter. Das gesamte Felsmassiv wurde von dem Einschlag erschüttert, Explosion folgte auf Explosion, schwere Felstrümmer flogen durch die Gegend, Tausende Tonnen schwere Brocken wurden gespalten, Lawinen wurden ausgelöst.
    Menschen und Elfen mussten die schützende Deckung verlassen, weil es auch bei ihnen zu Einstürzen kam, und vor

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