Die volle Wahrheit
ab.
»Ich fühle mich so errbärrmlich«, sagte Otto. »Offenbarr warren sie zu starrk…«
»Heraus damit, Otto!«
»Nun… derr Ikonogrraph lügt nicht, das weißt du doch?« »Natürlich.«
»Nun… bei starrkem dunklen Licht lügt das Bild wirrklich nicht.
Dunkles Licht zeigt den dunklen Augen des Geistes die Wahrrheit…« Er zögerte und seufzte. »Oh, und wiederr kein unheilvolles Donnerrgrrrollen, wie schade. Aber ihrr könntet wenigstens besorrgt in die Schatten sehen.«
Die Blicke aller Anwesenden wandten sich den Schatten zu, in den Ecken des Schuppens und unterm Dach. Dort gab es nichts Gespenstischeres als Staub und Spinnen.
»Aber da gibt es doch nur Staub und…«, begann Sacharissa.
Otto hob die Hand. »Liebe Dame… Ich habe gerrade darrauf hingewiesen. Philosophisch betrrachtet kann die Wahrrheit das sein, was metaphorrisch existierrt…«
William betrachtete das Bild erneut.
»Ich hoffte, mit Filterrn die unerrwünschten Nebenwirrkungen elimi
nierren zu können«, sagte Otto hinter ihm. »Aberr bisherr ist es mirr nicht gelungen…«
»Dies wird immer schlimmer«, ließ sich Sacharissa vernehmen. »Die Sache gefällt mir noch weniger als das komische Gemüse.«
Gutenhügel schüttelte den Kopf. »Dies ist unheiliger Kram«, sagte er. »Hör auf, damit herumzuspielen, verstanden?«
»Ich dachte, Zwerge sind nicht religiös«, meinte William.
»Das sind wir auch nicht«, erwiderte Gutenhügel. »Aber wir können Unheiliges erkennen, wenn wir es sehen. Dieses… Drucken der Dunkelheit muss aufhören!«
William schnitt eine Grimasse. Es zeigt die Wahrheit, dachte er. Aber wie sollen wir die Wahrheit deuten, wenn wir sie sehen? Die ephebianischen Philosophen glauben, dass ein Hase nicht schneller ist als eine Schildkröte, und sie können es sogar beweisen. Ist das die Wahrheit? Ein Zauberer sagte einmal, alles bestünde aus kleinen Zahlen, die so schnell hin und her sausen, dass sie zu Dingen werden. Stimmt das? Ich glaube, viele Ereignisse der vergangenen Tage sind nicht das, was sie zu sein scheinen, und ich weiß nicht, warum ich das glaube, aber ich glaube, es entspricht nicht der Wahrheit…
»Ja, Schluss mit diesen Dingen, Otto«, sagte er.
»Da hast du verdammt Recht«, sagte Gutenhügel.
»Ich schlage vor, wir kehren zur Normalität zurück und bringen eine Zeitung heraus.«
»Meinst du die Normalität, in der irre Priester Hunde einsammeln, oder die andere, in der Vampire mit bösen Schatten herumpfuschen?«, fragte Gowdie.
»Ich meine die Normalität davor«, sagte William.
»Oh, ich verstehe. Du meinst, wie damals«, entgegnete Gowdie. Nach einer Weile wurde es still im Raum, bis auf ein gelegentliches
Schniefen vom anderen Schreibtisch.
William schrieb eine Geschichte über das Feuer. Das war leicht. Anschließend versuchte er, eine vernünftig klingende Geschichte über die jüngsten Ereignisse zu schreiben, doch dabei kam er nicht über das erste Wort hinaus. Auf dem Papier stand »Die«. Ein eindeutiger Artikel. Das Problem bestand darin, dass alle anderen eindeutigen Dinge ziemlich übel waren.
Er hatte was beabsichtigt? Es ging ihm darum, die Leute zu informieren, und bei gewissen Informationen ließ es sich nicht vermeiden, gewisse Leute zu verärgern. Doch gar nichts zu bewirken… Damit hatte William nicht gerechnet. Die Zeitung erschien, und es spielte keine Rolle.
Die Leute akzeptierten einfach alles. Wo lag der Sinn darin, eine weitere Geschichte über den Vetinari-Fall zu schreiben? Nun, es ging dabei um viele Hunde, und Geschichten über Tiere brachten Menschen immer großes Interesse entgegen.
»Was hast du erwartet?«, fragte Sacharissa. Sie schien seine Gedanken zu erraten. »Hast du etwa geglaubt, die Bewohner der Stadt würden durch die Straßen marschieren? Soweit ich gehört habe, erfreut sich Vetinari keiner großen Beliebtheit. Viele sind der Ansicht, dass er es verdient, hinter Schloss und Riegel zu sitzen.«
»Willst du etwa behaupten, die Leute seien nicht an der Wahrheit interessiert?«
»Weißt du, für die meisten Leute ist es wahr, dass sie Geld brauchen, um am Ende des Monats ihre Miete zu bezahlen. Nimm nur Ron und seine Freunde. Was bedeutet ihnen die Wahrheit? Sie wohnen unter einer Brücke!«
Sie hob ein Blatt liniertes Papier, bis zum Rand gefüllt mit der sorgfältigen Handschrift einer Person, für die es ungewohnt war, einen Stift in der Hand zu halten.
»Dies ist der Bericht von der Jahreshauptversammlung des Vereins für die
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