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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zeitungsmeldung werden.«
    Als er zur Schimmerstraße zurückkehrte, dachte William über die Worte des Patriziers nach, und es ist nicht klug, zu sehr in Gedanken versunken zu sein, wenn man durch die Straßen von Ankh-Morpork wandert.
    Nur mit einem knappen Nicken ging er an Treibe-mich-selbst-in-denRuin Schnapper vorbei, aber Schnapper war ohnehin beschäftigt. Er hatte zwei Kunden. Zwei gleichzeitig – das war sehr selten, wenn es sich nicht um eine Mutprobe handelte. Doch diese beiden Leute beunruhigten Schnapper, denn sie inspizierten sein Angebot.
    T.m.s.i.d.R. Schnapper verkaufte seine heißen Würstchen überall in der Stadt, sogar vor der Assassinengilde. Er konnte andere Personen gut beurteilen, vor allem dann, wenn es eventuell erforderlich war, um eine Ecke zu huschen und dann möglichst schnell wegzulaufen. Inzwischen hielt er es für ausgesprochenes Pech, dass er sich an diesem Ort aufgehalten hatte, und obendrein war es zu spät, die Flucht zu ergreifen.
    Killern begegnete er nicht oft. Mördern ja, aber für gewöhnlich hatten Mörder irgendeinen Anlass, jemanden umzubringen, in den meisten Fällen Freunde oder Verwandte des Opfers. Außerdem kannte Schnapper viele Assassinen, die ihrer Arbeit mit Stil nachgingen und dabei bestimmte Regeln beachteten.
    Diese Männer waren Killer. Der Große mit den weißen Pulverspuren an der Jacke und dem Mottenkugelgeruch war einfach nur ein skrupelloser Schurke, kein Problem; aber der kleine Bursche mit den strähnigen Haaren roch nach gewaltsamem und gehässigem Tod. Man sah nicht oft jemandem in die Augen, der einfach nur deshalb tötete, weil er es zum betreffenden Zeitpunkt für eine gute Idee hielt.
    Schnapper bewegte seine Hände ganz vorsichtig, als er den besonderen Teil seines Bauchladens öffnete: das Luxusfach mit den Würstchen, die 1) aus Fleisch von 2) einem bekannten vierbeinigen Geschöpf stammten, das 3) vielleicht sogar einheimisch war.
    »Ich möchte das hier empfehlen, meine Herren«, sagte er, und weil er sich nur schwer von alten Angewohnheiten befreien konnte, fügte er hinzu: »Bestes Schweinefleisch.«
    »Und schmecken sie?«
»Du wirst nie ein anderes Würstchen essen wollen, Herr.« Der zweite Mann fragte: »Was ist mit der anderen Sorte?« »Bitte um Verzeihung?«
    »Hufe und Schweineschnauzen und Ratten und was gerade in den …ten Fleischwolf fiel.«
    »Was Herr Tulpe meint«, sagte Herr Nadel, »sind organischere Würstchen.«
»Ja«, bestätigte Herr Tulpe. »Ich bin …t umweltbewusst.«
    »Seid ihr sicher? Oh, schon gut, schon gut!« Schnapper hob die Hand. Das Gebaren der beiden Männer hatte sich geändert. Sie schienen in jeder Hinsicht sicher zu sein. »Nu-un, du möchtest also ein schlechteres… äh…, ein weniger gutes Würstchen, stimmt’s?«
»Mit …ten Fingernägeln drin«, sagte Herr Tulpe.
»Nun, ich… vielleicht… ich meine…« Schnapper gab auf. Er war
    Verkäufer. Und ein guter Verkäufer verkaufte das, was die Kunden wollten. »Nun, lasst mich euch diese Würstchen empfehlen«, fuhr er fort und schaltete seinen inneren Motor in den Rückwärtsgang. »Als sich jemand im Schlachthof den Finger abhackte, hat man den Fleischwolf nicht angehalten. Vermutlich findet ihr kein Rattenfleisch darin, weil sich Ratten von diesem Ort fern halten. In diesem Fleisch hier sind Tiere vertreten, die… Ihr wisst doch, dass das Leben in einer Art großer Suppe begann. Ähnlich verhält es sich mit diesen Würstchen. Wenn ihr schlechte Würstchen möchtet, so bekommt ihr keine besseren.«
    »Du hast sie für besondere Kunden reserviert, nicht wahr?«, fragte
    Herr Nadel.
»Für mich ist jeder Kunde etwas Besonderes.«
»Und hast du Senf?«
»Die Leute nennen ihn Senf«, begann Schnapper und übertrieb es nun,
    »aber ich nenne ihn…«
»Ich mag …ten Senf«, ließ sich Herr Tulpe vernehmen.
»… wirklich großartigen Senf«, sagte Schnapper, ohne auch nur eine
    halbe Sekunde zu zögern.
    »Wir nehmen zwei«, meinte Herr Nadel. Er griff nicht nach seiner Brieftasche.
    »Auf Rechnung des Hauses!«, sagte Schnapper. Er betäubte zwei Würstchen, stopfte sie in Brötchen und hielt sie den Männern entgegen. Herr Tulpe nahm beide und auch den Topf mit dem Senf.
    »Weißt du, wie man heiße Würstchen in Brötchen in Quirm nennt?«, fragte Herr Nadel, als sie fortgingen.
»Nein!«, erwiderte Herr Tulpe.
    »Sie heißen dort ›Le heiße Würstchen in le Brötchen‹.«
    »Was, in einer …ten fremden Sprache? Das soll wohl ein

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