Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
…ter Scherz sein.«
»Ich bin kein …ter Scherzbold, Herr Tulpe.«
»Ich meine, der Name sollte… äh… ›Würstchen dans la derrière‹ oder dergleichen lauten«, sagte Herr Tulpe. Er biss von Schnappers ganz besonderem Würstchen ab. »He, genau danach schmeckt das …te Ding«, fügte er mit vollem Mund hinzu.
    »In einem Brötchen, Herr Tulpe. Weißt du, was man alles ›Brötchen‹ nennt?«
    »Ja. Dies ist ein schreckliches … tes Würstchen.«
    Schnapper sah ihnen nach. Man hörte nicht oft solche Worte in Ankh-Morpork. Die meisten Leute sprachen, ohne Lücken in den Sätzen zu lassen. Er fragte sich, was die drei Punkte bedeuteten.
    Vor einem großen Gebäude in Willkommenseife hatte sich eine Menge eingefunden, und der Karrenverkehr staute sich bereits bis zum Breiten Weg. Und wo sich eine große Menge einfindet, dachte William, sollte jemand zugegen sein, der alles aufschreibt.
    In diesem Fall war der Grund klar. Ein Mann stand auf der schmalen Brüstung vor einem Fenster des vierten Stocks. Den Rücken hatte er gegen die Mauer gepresst, und mit erstarrter Miene blickte er in die Tiefe.
    Unten versuchten die Leute zu helfen. Es entsprach nicht dem robusten Wesen von Ankh-Morpork, jemandem seine Selbstmordabsichten auszureden. Immerhin war dies eine freie Stadt. Und Ratschläge wurden häufig gratis verteilt.
    »Du solltest es besser bei der Diebesgilde versuchen!«, rief ein Mann. »Das Gebäude hat sechs Stockwerke, und davor liegt festes Kopfsteinpflaster! Dein Kopf würde schon beim ersten Versuch platzen!«
    »Beim Palast gibt es Steinplatten«, meinte ein anderer Mann.
    »Ja, stimmt«, pflichtete ihm sein Nachbar bei. »Aber der Patrizier würde ihn umbringen, wenn er versucht, von dort in die Tiefe zu springen.«
    »Und?«
    »Nun, es ist eine Frage des Stils .«
    »Der Kunstturm wäre bestens geeignet«, sagte eine Frau voller Zuversicht. »Er ist fast dreihundert Meter hoch. Und er bietet einen guten Ausblick.«
    »Zugegeben, zugegeben. Aber man hat auch viel Zeit, um darüber nachzudenken. Auf dem Weg nach unten, meine ich. Das ist meiner Ansicht nach nicht unbedingt der geeignete Zeitpunkt, um introspektiv zu werden.«
    »Hört mal, ich habe hier eine Wagenladung Krabben, und wenn ich noch länger aufgehalten werde, gehen die Biester nach Hause«, stöhnte ein Fuhrmann. »Warum springt er nicht endlich?«
    »Er denkt darüber nach. Ist immerhin ein wichtiger Schritt.«
    Der Mann auf dem Vorsprung drehte den Kopf, als er ein kratzendes Geräusch hörte. William schob sich über den Sims und gab sich alle Mühe, nicht nach unten zu blicken.
    »Morgen. Du bist bestimmt gekommen, um es mir auszureden.«
    »Ich… ich…« William versuchte, nicht in die Tiefe zu starren. Von unten hatte der Sims breiter ausgesehen. Inzwischen bedauerte er die ganze Angelegenheit. »Das käme mir nicht in den Sinn…«
    »Ich bin immer gern bereit, es mir ausreden zu lassen.«
    »Ja, ja… äh… würdest du mir bitte deinen Namen und deine Adresse nennen?«, fragte William. Ein völlig unerwarteter und ziemlich unangenehmer Wind wehte hier oben, schickte gemeine Böen über die Dächer und ließ die Seite des Notizbuchs flattern.
    »Warum?«
    »Äh… aus dieser Höhe und auf hartem Boden kann es recht schwierig sein, dies später herauszufinden«, sagte William und bemühte sich, nicht zu stark auszuatmen. »Wenn ich das hier in der Zeitung bringen will, muss ich deinen Namen nennen können.«
    »Welche Zeitung meinst du?«
    William zog eine Ausgabe der Times aus der Tasche. Der Wind wollte sie ihm aus der Hand reißen, als er sie dem Mann reichte.
    Der Unbekannte setzte sich und las, wobei sich seine Lippen bewegten. Seine Beine baumelten über der Leere.
    »Das sind also Dinge, die geschehen sind?«, fragte er. »Wie ein Ausrufer, nur niedergeschrieben?«
    »Ja. Also, wie lautete dein Name?«
»Was soll das heißen, wie er lautete ?«
»Äh, du weißt schon… ich meine…« William deutete in die Tiefe und
    verlor fast das Gleichgewicht. »Wenn du…«
»Arthur Spinner.«
»Und wo hast du gewohnt, Arthur?«
»In der Plappergasse.«
»Und was war deine Arbeit?«
    »Du sprichst schon wieder in der Vergangenheit. Die Wache bietet mir für gewöhnlich eine Tasse Tee an.«
    In Williams Kopf läutete eine warnende Glocke. »Du… springst häufig, nicht wahr?«
    »Ich erledige nur die schwierigen Dinge.«
»Und woraus bestehen die schwierigen Dinge?«
»Aus dem Klettern. Das eigentliche Springen lasse ich aus.

Weitere Kostenlose Bücher