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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wer ist der älteste Bewohner der Stadt?«
    »Keine Ahnung! Einer der Zauberer, nehme ich an.«
    »Könntest du zur Universität gehen und ihn fragen, ob er sich daran erinnert, dass es jemals so kalt gewesen ist?«
    »Ist dies der Ort, wo man Dinge in die Zeitung bringt?«, sagte eine Stimme von der Tür her.
    Sie gehörte einem kleinen Mann mit glühend rotem Gesicht. Er zählte zu den glücklichen Leuten, die immer so aussehen, als hätten sie gerade einen ziemlich kecken Witz gehört.
    »Ich pflanze Karotten an«, fuhr er fort, »und dieses Exemplar ist zu einer interessanten Form herangewachsen. Eh? Was haltet ihr davon, eh? Wirklich komisch, eh? Ich habe sie in der Taverne gezeigt, und alle kugelten sich vor Lachen! Sie meinten, es gehört in die Zeitung!«
    Er hielt die Karotte hoch. Sie hatte tatsächlich eine interessante Form. Und Williams Gesicht bekam eine interessante Farbe.
    »Das ist eine sehr seltsame Karotte«, sagte Sacharissa und betrachtete sie kritisch. »Was meinst du, Herr de Worde?«
    »Äh… äh… du wolltest doch zur Universität gehen. Und ich kümmere mich um diesen Herrn«, brachte William hervor, als er glaubte, wieder sprechen zu können.
    »Meine Frau wollte gar nicht aufhören zu lachen!«
»Da kannst du von Glück sagen«, erwiderte William würdevoll. »Wirklich schade, dass du in der Zeitung keine Bilder bringen kannst,
    eh?«
    »Ja, aber ich habe bereits genug Schwierigkeiten«, sagte William und öffnete sein Notizbuch.
    Als der Mann mit seiner lustigen Karotte gegangen war, verließ William den abgetrennten Bereich und kehrte in die Druckerei zurück. Die Zwerge drängten sich an einer Falltür im Boden zusammen.
    »Die Pumpe ist schon wieder gefroren«, sagte Gutenhügel. »Wir können keine Tinte mehr mischen. Der alte Mann namens Käse meint, hier gab’s mal einen Brunnen…«
    Unten erklang eine Stimme. Zwei Zwerge kletterten die Leiter hinab.
    »Herr Gutenhügel, fällt dir irgendein Grund ein, warum ich das hier in der Zeitung bringen sollte?«, fragte William und reichte ihm Sacharissas Bericht von dem Blumen-und-Backen-Wettbewerb. »Es ist ein bisschen… langweilig…«
    Der Zwerg las. »Es gibt dreiundsiebzig Gründe«, sagte er. »Weil hier dreiundsiebzig Namen stehen. Ich schätze, es gefällt den Leuten, ihren Namen in der Zeitung zu lesen.«
    »Aber was ist mit dem nackten Mann?«
»Ja… Schade, dass sie seinen Namen nicht kennt.«
Unten ertönte ein weiterer Ruf.
»Sollen wir uns die Sache mal ansehen?«, fragte Gutenhügel.
    Es überraschte William keineswegs, dass der Keller unter dem Schuppen weitaus besser gebaut war als der Schuppen selbst. Praktisch überall in Ankh-Morpork gab es Keller, die einst der erste, zweite oder dritte Stock von älteren Gebäuden gewesen waren – sie stammten aus einem der Königreiche, als die Bewohner der Stadt geglaubt hatten, die Zukunft dauere ewig. Und dann stieg der Fluss über die Ufer und brachte viel Schlamm, und die Mauern wuchsen nach oben, und inzwischen stand Ankh-Morpork zum größten Teil auf Ankh-Morpork. Die Leute meinten: Wer über einen guten Orientierungssinn und eine Spitzhacke verfügt, kann die Stadt unterirdisch durchqueren, indem er Löcher in Wände schlägt.
    Rostige Dosen und bis zur Konsistenz von Seidenpapier verrottetes Holz stapelten sich an einer Wand. In der Mitte einer anderen Wand war eine zugemauerte Tür. Die neueren Ziegelsteine wirkten bereits verwittert und schäbig im Vergleich zu dem alten Mauerwerk.
    »Was ist auf der anderen Seite?«, fragte Boddony.
»Vermutlich die alte Straße«, sagte William.
»Die Straße hat einen Keller? Was bewahrt sie hier auf?«
»Oh, wenn Teile der Stadt überflutet werden, bauen die Leute einfach
    nach oben«, erklärte William. »Ich nehme an, dies war einst ein Raum im Erdgeschoss. Man hat Türen und Fenster zugemauert und dann ein Stockwerk draufgesetzt. Es heißt, in manchen Teilen der Stadt gibt es sechs oder sieben unterirdische Etagen. Die meisten davon voller Schlamm. Und das ist sehr sorgfältig ausgedrückt…«
    »Ich suche nach Herrn William de Worde«, grollte eine Stimme über ihnen.
    Ein riesiger Troll hatte sich vor die Falltür geschoben und schirmte das Licht ab.
    »Das bin ich«, sagte William.
»Der Patrizier dich jetzt empfangen wird«, verkündete der Troll. »Ich habe doch gar keinen Termin mit Lord Vetinari vereinbart!« »Oh, du dich wundern würdest, wie viele Leute haben heute Termin
    beim Patrizier, ohne etwas davon zu

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