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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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glauben.«
    »Nicht einmal ein Werwolf wäre imstande, ihn dort zu finden.« Willi-
    am holte sein Notizbuch hervor, schlug es an einer leeren Seite auf und
    schrieb: »Wuffel.« Er sah auf. »Wie alt ist er?«
    Wuffel bellte.
    »Sechzehn«, sagte Tiefer Knochen. »Ist das wichtig?«
    »Es gehört zum Zeitungskram«, erklärte William und schrieb: »Wuffel
    (16), früher wohnhaft im Palast des Patriziers, Ankh-Morpork.«
    Ich interviewe einen Hund, dachte er. Mann interviewt Hund. Das
    sind fast Nachrichten.
    »Nun… äh, Wuffel, was geschah, bevor du aus dem Palast geflohen
    bist?«, fragte er.
    Tiefer Knochen knurrte und jaulte in seinem Versteck. Wuffel neigte
    den Kopf zur Seite, lauschte und antwortete bel end.
    »Er erwachte und erlebte einen Moment schrecklicher philosophi-
    scher Ungewissheit«, sagte Tiefer Knochen.
    »Eben hast du gesagt…«
    »Ich übersetze, klar? Die philosophische Ungewissheit bezieht sich auf die Tatsache, dass plötzlich zwei Götter im Zimmer weilten. Damit sind
    zwei Lord Vetinaris gemeint – Wuffel ist ein eher altmodischer Hund.
    Aber er wusste, dass einer von ihnen falsch war, denn er roch nicht
    richtig. Und außerdem weilten noch zwei andere Männer in der Nähe.
    Und dann…«
    William schrieb eifrig.
    Zwanzig Sekunden später biss Wuffel ihn in den Fußknöchel.

    Der Sekretär in Herrn Schrägs Vorzimmer sah von seinem hohen Pult
    auf die beiden Besucher hinab, schniefte und ließ dann wieder den Fe-
    derkiel übers Pergament kratzen. Er hielt sich nicht damit auf, über
    Kundendienst und dergleichen nachzudenken. Das Gesetz ließ sich
    nicht zur Eile antreiben…
    Einen Augenblick später wurde sein Kopf aufs Pult gestoßen und
    dort von einem enormen Gewicht festgehalten.
    Herr Nadels Gesicht erschien im stark eingeschränkten Blickfeld des
    Sekretärs.
    »Ich habe gesagt, dass Herr Schräg uns empfangen möchte…«, beton-
    te er.
    »Sngh«, erwiderte der Sekretär. Herr Nadel nickte, daraufhin ließ der
    Druck ein wenig nach.
    »Wie bitte? Was hast du gesagt?« Herr Nadel beobachtete, wie die ei-
    ne Hand des Mannes an der Schreibtischkante entlangkroch.
    »Er… empfängt… niemanden…« Die Worte endeten in einem er-
    stickten Schrei.
    Herr Nadel beugte sich vor. »Das mit den Fingern bedaure ich«, sagte
    er. »Aber wir können den unartigen kleinen Dingern doch nicht erlau-
    ben, den Hebel dort zu erreichen. Wer weiß, was geschehen würde,
    wenn du ihn umlegst? Und nun… Wo ist Herr Schrägs Büro?«
    »Zweite… Tür… links…«, ächzte der Sekretär.
    »Siehst du? Es ist alles viel angenehmer, wenn wir nett sind. In ein
    oder höchstens zwei Wochen kannst du wieder einen Federkiel in der
    Hand halten.« Herr Nadel nickte Herrn Tulpe zu, der den Mann losließ.
    Er rutschte zu Boden.
    »Soll ich den …ten Kerl abmurksen?«
    »Nein«, erwiderte Herr Nadel. »Ich glaube, heute bin ich nett zu den
    Leuten.«
    Eins musste er Herrn Schräg lassen: Als die Neue Firma sein Büro
    betrat, sah der Anwalt auf, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Meine Herren?«, fragte er.
    »Rühr …t nichts an«, sagte Herr Tulpe.
    »Es gibt da etwas, das du wissen solltest.« Herr Nadel holte einen
    kleinen Kasten aus der Jackentasche.
    »Und das wäre?«, fragte Herr Schräg.
    Herr Nadel öffnete den Verschluss an der einen Seite des Kastens.
    »Hören wir uns an, was du gestern gesagt hast«, sagte er.
    Der Kobold blinzelte.
    »… nyip… nyapnyip… nyapdit… nyip…«, sagte er.
    »Er sucht in der Aufzeichnung nach der richtigen Stelle«, erklärte
    Herr Nadel.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Anwalt.
    »… nyapnyip… sipnyap… sgn… ist kostbar, Herr Nadel. Deshalb komme ich
    sofort zum Kern der Sache. Was habt ihr mit dem Hund angestellt?« Herr Nadel zog einen kleinen Hebel. »… wiedelwiedelwie… Meine… Klienten haben ein sehr gutes Gedächtnis und tiefe Taschen. Sie könnten auf den Gedanken kommen, sich an andere Kil er zu wenden. Habt ihr verstanden?«
    Ein leises »Autsch!« erklang, als der Aus-Hebel den Kopf des Ko-
    bolds traf.
    Herr Schräg stand auf und trat zu einer uralten Vitrine.
    »Möchtest du etwas zu trinken, Herr Nadel? Leider kann ich dir nur
    Balsamieröl anbieten…«
    »Nein, noch nicht, Herr Schräg.«
    »… und ich glaube, irgendwo habe ich eine Banane…«
    Herr Schräg drehte sich um und lächelte selig, als Herr Nadel den
    Arm seines Partners festhielt.
    »Ich habe dir ja gesagt, dass ich den …ten Kerl umbringen

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