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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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boten nur eine begrenzte Zukunft. Es gab auch
    einige Brieftauben-Nachrichten von Leuten, die sich noch nicht an die
    neue Technik gewöhnt hatten.
    »Bei den Göttern«, sagte William leise. »Der Bürgermeister von
    Quirm ist schon wieder von einem Meteoriten getroffen worden.«
    »Kann das passieren?«, fragte Sacharissa.
    »Offenbar ja. Diese Mitteilung stammt von Herrn Punkel, der dem
    Stadtrat von Quirm angehört. Ein vernünftiger Bursche, ohne viel
    Phantasie. Er meint, diesmal hätte es den Bürgermeister in einer Gasse erwischt.«
    »Wirklich? Die Frau, die sich um unsere Wäsche kümmert, hat einen
    Sohn, der Dozent für Rachsüchtige Astronomie an der Universität ist.«
    »Wäre er bereit, eine Stel ungnahme abzugeben?«
    »Er lächelt, wenn er mich im Laden sieht«, sagte Sacharissa. »Also
    dürfte er dazu bereit sein.«
    »Na schön. Wenn du…«
    »Hallo, Leute!«
    Herr Wintler stand am Tresen, und zwar mit einem Karton.
    »Lieber Himmel…«, ächzte William.
    »Seht euch mal dieses Ding an«, sagte Herr Wintler, der einen Wink mit dem Zaunpfahl nicht einmal dann bemerkte, wenn er mehrmals davon
    getroffen wurde.
    »Ich glaube, wir haben bereits genug komisches Ge…«, begann Willi-
    am.
    Er unterbrach sich.
    Der Mann mit dem roten Gesicht holte eine große Kartoffel aus dem
    Karton. Sie war knubbelig, und William sah knubbelige Kartoffeln nicht
    zum ersten Mal. Sie konnten Gesichtern ähneln, wenn man das amü-
    sant fand. Doch bei dieser brauchte man sich das Gesicht nicht vorzu-
    stellen. Sie hatte eins. Es gab Del en, Knubbel und Kartoffelaugen, und alles zusammen sah genauso aus wie das Gesicht jenes Mannes, der vor
    kurzer Zeit einen irren Blick auf William gerichtet und versucht hatte,
    ihn umzubringen. Er erinnerte sich gut daran, denn gelegentlich er-
    wachte er gegen drei Uhr nachts und sah es deutlich vor sich.
    »Es ist… nicht… direkt… komisch«, sagte Sacharissa und blickte zu
    William.
    »Erstaunlich, nicht wahr?«, meinte Herr Wintler. »Normalerweise hät-
    te ich sie euch nicht gezeigt, aber ihr seid immer so sehr daran interes-
    siert gewesen.«
    »Ein Tag ohne eine gegabelte Pastinake ist wie ein Tag ohne Sonnen-
    schein«, behauptete Sacharissa.
    »Hm?« William musste sich fast zwingen, den Blick von dem Kartof-
    felkopf abzuwenden. »Bilde ich es mir nur ein, oder wirkt das Gesicht
    überrascht?«
    »Das scheint tatsächlich der Fall zu sein«, sagte Sacharissa.
    »Hast du sie gerade erst ausgegraben?«, fragte William.
    »Oh, nein«, antwortete Herr Wintler. »Sie lag schon seit Monaten in
    einem Sack.«
    Dieser Hinweis unterbrach einen okkulten Gedankengang, der sich
    hinter Williams Stirn gebildet hatte. Aber… das Universum war ein
    sonderbarer Ort. Ursache und Wirkung, Wirkung und Ursache… Al-
    lerdings hätte er sich lieber den rechten Arm abgehackt, als so etwas zu
    schreiben.
    »Was hast du damit vor?«, fragte er. »Willst du sie kochen?«
    »Meine Güte, nein. Diese Sorte ist viel zu mehlig. Nein, daraus wer-
    den Pommes frites gemacht.«
    »Pommes frites?«, erwiderte William. Sonderbarerweise schien das ge-
    nau richtig zu sein.
    »Ja, das ist eine gute Idee. Eine solche Kartoffel sollte braten .«
    Es verstrich noch mehr Zeit.
    Einer der Reporter kehrte zurück und berichtete, das Gebäude der
    Alchimistengilde sei explodiert – galt dies als Nachricht ? Otto wurde aus seiner Gruft geholt und beauftragt, ein Bild zu machen. William beendete den Artikel über die Ereignisse des vergangenen Tages und gab ihn
    den Zwergen. Jemand kam und meldete, auf dem Hiergibt’sal es-Platz
    habe sich eine große Menge eingefunden, weil der Quästor, 71, verwirrt
    auf dem Dach eines mehrstöckigen Gebäudes saß. Sacharissa machte
    sorgfältig Gebrauch von ihrem Stift und strich alle Adjektive aus einem
    Bericht über den Verein für Blumenarrangements, wodurch der ur-
    sprüngliche Umfang auf die Hälfte schrumpfte.
    William machte sich auf den Weg, um mehr über den Quästor, 71,
    herauszufinden, und anschließend schrieb er einige Absätze. Zauberer,
    die Seltsames anstellten, waren kaum der Rede wert. Zauberer, die Selt-
    sames anstellten, waren Zauberer.
    Er legte den entsprechenden Zettel in die Ablage für Ausgänge und
    sah zur Presse.
    Sie war schwarz und groß und komplex. Ohne Augen, ohne ein Ge-
    sicht, ohne Leben… Und doch erwiderte sie seinen Blick.
    William dachte: Man braucht keine alten Opfersteine. In dieser Hin-
    sicht hat sich Lord Vetinari geirrt.

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