Die volle Wahrheit
geschlafen«, meinte William.
»Vielleicht nutzt er die gute Gelegenheit«, sagte Igor und schloss leise
die Tür.
Er schloss die nächste Zelle auf.
Drumknott saß auf seinem Bett, den Kopf verbunden. Er löffelte
Suppe, und vor Schreck hätte er fast etwas davon verschüttet.
»Wie geht es uns?«, fragte Igor so fröhlich, wie es für ein Gesicht vol-
ler Nähte möglich ist.
»Oh, mir geht es besser…« Der junge Mann musterte sie unsicher.
»Herr de Worde hier würde gern mit dir reden«, sagte Feldwebel An-
gua. »Ich gehe und helfe Igor, seine Augen zu sortieren.«
William blieb in einer unbehaglichen Stille zurück. Drumknott gehör-
te zu den Leuten mit keinem erkennbaren Charakter.
»Du bist der Sohn von Lord de Worde, nicht wahr?«, fragte er. »Du
gibst die Zeitung heraus.«
»Ja«, sagte Wil iam. Offenbar war er dazu verurteilt, für immer Vaters
Sohn zu sein. »Äh. Es heißt, Lord Vetinari hätte dich niedergestochen.«
»So heißt es«, erwiderte der Sekretär.
»Du warst dabei und musst es wissen.«
»Ich klopfte an die Tür, um ihm die Zeitung zu bringen, was seinem
Wunsch entsprach. Seine Exzel enz öffnete, ich betrat den Raum…
Und dann erwachte ich hier, in Gesel schaft von Herrn Igor, der auf
mich herabsah.«
»Das dürfte ein ziemlicher Schock gewesen sein«, sagte William. Er
empfand kurzen Stolz angesichts der Tatsache, dass die Times bei dieser Angelegenheit eine kleine Rolle gespielt hatte.
»Angeblich hätte ich diesen Arm nicht mehr bewegen können, wenn
Igor nicht so gut mit der Nadel umgehen könnte«, sagte Drumknott
ernst.
»Aber dein Kopf ist ebenfalls verbunden«, stellte William fest.
»Offenbar bin ich gefal en, als… als das passierte, was passiert ist«,
sagte Drumknott.
Meine Güte, dachte William. Er ist verlegen.
»Ich bin ganz sicher, dass ein Irrtum vorliegt«, fügte Drumknott hin-
zu.
»Ist Seine Exzellenz in letzter Zeit mit Dingen beschäftigt gewesen?«
»Seine Exzel enz ist immer mit irgendwelchen Dingen beschäftigt«,
sagte der Sekretär. »Daraus besteht seine Arbeit .«
»Drei Personen haben gehört, wie er sagte, er hätte dich getötet.
Wusstest du das?«
»Ich kann es mir nicht erklären. Es muss sich um einen Irrtum han-
deln.«
Die Worte klangen immer schärfer. Gleich ist es soweit, dachte Willi-
am. »Warum glaubst du…«, begann er, und dann bestätigte sich seine
Befürchtung.
»Ich glaube, dass ich nicht mit dir reden muss «, sagte Drumknott. »Oder?«
»Nein, aber…«
»Feldwebel!«, rief Drumknott.
Leise Schritte näherten sich, und die Zellentür wurde geöffnet.
»Ja?«, fragte Feldwebel Angua.
»Ich habe mein Gespräch mit diesem Herrn beendet«, sagte
Drumknott. »Und ich bin müde.«
William seufzte und steckte sein Notizbuch ein. »Danke«, sagte er.
»Du warst sehr… hilfreich.«
Als sie durch den Korridor gingen, meinte er: »Drumknott will nicht
glauben, dass Seine Exzel enz ihn angegriffen haben könnte.«
»Wirklich nicht?«, erwiderte Angua.
»Er scheint einen ziemlich heftigen Schlag gegen den Kopf bekom-
men zu haben«, fuhr William fort.
»Tatsächlich?«
»Meine Güte, selbst ich kann erkennen, dass an dieser Sache irgend-
etwas faul ist.«
»Kannst du das?«
»Ich verstehe «, sagte William. »Du hast Herrn Mumms Kommunikati-
onsschule besucht.«
»Habe ich das?«, fragte Feldwebel Angua.
»Loyalität ist eine wundervolle Sache.«
»Ist sie das? Nach draußen geht es hier entlang…«
Nachdem sie Wil iam auf die Straße geführt hatte, kehrte Angua in
Mumms Büro zurück und schloss leise die Tür hinter sich.
»Er hat nur die Wasserspeier bemerkt?«, fragte Mumm. Er stand am
Fenster und sah William nach.
»Offenbar. Aber ich würde ihn nicht unterschätzen, Herr. Er lag ganz
richtig mit seiner Vermutung hinsichtlich der Pfefferminzbombe. Und
wie viele Wächter hätten bemerkt, wie tief der Bolzen im Boden steck-
te?«
»Das ist leider wahr.«
»Und ihm ist Igors zweiter Daumen aufgefallen. Und kaum jemand
schenkt den schwimmenden Kartoffeln Beachtung.«
»Hat Igor sie noch immer nicht weggeworfen?«
»Nein, Herr. Er glaubt, nur noch eine Generation trennt ihn von fer-
tigen Fish and Chips .«
Mumm seufzte. »Na schön, Feldwebel. Vergessen wir die Kartoffeln.
Wie stehen die Chancen?«
»Herr?«
»Ich weiß, was unten im Wachraum geschieht. Bestimmt werden Wet-
ten abgeschlossen.«
»In Hinsicht auf William de Worde?«
»Ja.«
»Nun… Für
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