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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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hinauf. Was, wenn Vincent sich tatsächlich irrt? , nagte es an ihm. Was, wenn diese Frau uns das Paradies bringen soll? Wenn Nathan recht hat?
    »Herr, gib mir Kraft«, bat er inständig.
    Der Keimling stand in seinem Schlafzimmer auf einem kleinen Holztisch neben dem Fenster zur Ostseite. So badete er im goldenen Licht des Sonnenaufgangs, ohne in der Mittagshitze zu verbrennen. Alfred betrachtete die unscheinbare Pflanze. »So viel Hoffnung ruht in dir. Eine kleine Knospe, die Wurzeln schlägt. Das Paradies auf Erden.«
    Er blickte in den Spiegel und erschrak. Sein Gesicht war blass, seine Wangen eingefallen und er hatte tiefe Ringe unter den Augen. »Es scheint, als könnte ich den Frieden des Paradieses am meisten gebrauchen …«, flüsterte er.
    Dann fiel sein Blick wieder auf den Keimling des Lebensbaumes. »So viele Jahre wartest du nun schon auf dein Gegenstück, das dich vollkommen machen wird.«
    Er hob den Topf vorsichtig an und brachte ihn hinunter zum Altar.
    Vincent wartete bereits auf ihn. Der Engel würdigte ihn kaum eines Blickes, er schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Die Paladine kamen gerade aus dem Keller und bezogen an strategischen Punkten im Kirchensaal Stellung. Sie alle trugen gepanzerte Westen und schwere Maschinenpistolen sowie lange Kampfmesser an den Gürteln.
    Das letzte Mal habe ich sie in voller Montur gesehen, als es gegen einen Werwolf ging , dachte Alfred. Armer Randolf, er wollte doch bloß sein Leben selbst bestimmen … so wie alle Lebewesen.
    Dieser letzte Gedanke ließ Alfred nicht mehr los.
     
    *
     
    »Und das soll funktionieren?« Arienne hatte ursprünglich fragen wollen, ob sie das eben Gehörte glauben sollte, aber dieser Einwurf erschien ihr überflüssig. »Und wie soll diese Verbindung ablaufen? Soll ich den Baum essen?«
    »Nein, das werde ich tun«, entgegnete er ernst.
    »Wie bitte?«
    »Ich werde den Lebensbaum in mir aufnehmen. Und dann werden wir uns umarmen und küssen, wie die beiden Bäume im Paradies es getan haben.«
    »Du bist verrückt!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß, dass es funktioniert. Ich wähle ein sterbliches Leben und dann erschaffen wir das Paradies.«
    Sie zögerte einen Moment mit ihrer Antwort. Der Plan klang völlig verrückt … aber andererseits saß sie hier, und man erzählte ihr, dass sie ihr ganzes Leben lang nicht gestört, sondern gesegnet gewesen sei.
    Und der Gedanke, dass ihr Vater sie ihr ganzes Leben hindurch tatsächlich begleitet hatte, spendete Arienne Trost. »Als ich im Sterben lag«, sagte sie plötzlich, »da spürte ich auf einmal ein warmes Licht auf mir. Eine Stimme sagte, dass sie mich immer beschützen werde. Und als ich wieder aufwachte, lag ich im Krankenhaus. Wie war das möglich?«
    »Dein Vater«, sagte Nathan mit warmem Lächeln. »Nachallem, was du bisher erzählt hast, hat er schon immer seine Hand schützend über dich gehalten.«
    »Aber wieso kann ich ihn dann jetzt nicht sehen?«
    »Weil er keinen Auftrag von Gott erhielt«, sagte Nathan leise. »Seine Liebe zu dir machte ihn zu einem Schutzengel – deinem Schutzengel. Aber er hat keinen Körper, den er hier auf Erden benutzen könnte.«
    »Werde ich ihn wiedersehen?«
    Nathan nickte. »Aber natürlich. Sobald deine Zeit gekommen ist, wirst du deinen Vater wieder in die Arme schließen können.«
    »Also müssen wir jetzt zu dieser Kirche, um dort … Vincent war sein Name, nicht wahr … den Keimling abnehmen zu können? Und dann wird es keine Monster mehr auf der Erde geben? So wie das, zu dem Tom geworden ist?«
    Wieder nickte Nathan. »Nie wieder. Die Menschheit wird endlich ihren Frieden finden.«
    »Wir können sie alle retten«, flüsterte sie. »Wir könnten alle Frieden finden.«
     
    *
     
    Toni stand auf der Empore und überblickte den Kirchensaal. Neben ihm saß Alfred auf dem Hocker der Organistin und schien zu beten.
    »Tun wir das Richtige?«, flüsterte Toni ihm zu.
    Alfred blickte zu ihm herüber und seufzte. »Ich weiß es nicht, Antonio«, gestand er. »Vincent … hat sich verändert.«
    »Wir können die arme Frau doch nicht einfach umbringen!«
    Noch immer bemühten sie sich um einen Flüsterton, dagerade die Empore jedes Geräusch in die ganze Kirche abstrahlte.
    »Das kann einfach nicht Gottes Wille sein«, beharrte Toni.
    Alfred schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich auch nicht.« Er streckte die Hände aus. »Bete mit mir. Für ein Zeichen des Herrn.«
     
    *
     
    Sie standen vor dem Haupttor der

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