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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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Bericht.
    Eine weitere Szene – vermutlich schon durch die Polizei freigegeben – wurde abgespielt. An einer Säule lag ein mit einer Plane abgedeckter Körper. Der Boden in einem Radius von einem Meter war rußgeschwärzt. »Das Feuer muss genau auf dem Opfer ausgebrochen sein …«
    » … die ersten Ermittlungen deuten an, dass der Mann sich offensichtlich mit hochprozentigem Schnaps übergossen hat, der sich an der Glut einer Zigarette entzündete … «, tönte es aus dem Fernseher.
    Arienne runzelte die Stirn. Alkohol? Sie war keine Expertin, aber diese Erklärung klang doch reichlich dürftig. Warum hat man eigentlich nicht mich angerufen und hingeschickt? , fragte sie sich plötzlich. Sie suchte den Bildschirm nach weiteren Besonderheiten ab und stieß dabei auf die Antwort. O Gott, Tom! Sie erkannte den Kollegen an dem unverwechselbaren Trenchcoat.
    »Wen hast du denn dafür wieder bestochen?«, murmelte sie in Richtung Mattscheibe.
    Tom war ein Relikt oder vielmehr ein Klischee durch und durch. Er trug immer einen alten, beigefarbenen Mantel, der ihm eine Nummer zu groß oder über die Jahre einfach ausgeleiert war. Seit die Digitalkameras ihren Siegeszug angetreten hatten, schleppte er eine davon an seinem Gürtel mit sich herum. Dazu einen Notizblock und ein Sammelsurium an Stiften. Tom stammte aus einer Generation von Reportern, die vermutlich direkt der Studentenbewegung der Sechzigerjahre entsprungen war. Er war immer auf der Suche nach der großen Verschwörung, dem großen Mysterium, das er aufdecken konnte. Und natürlich spielte darin immer der Staat als Spiritus Rector eine zentrale Rolle.
    Ich bin schon gespannt, wie er das da der Politik in die Schuhe schiebt , überlegte Arienne. Vermutlich würde er es dem Verkehrsamt ankreiden. Sicher war er gerade in der Redaktion, als die Nachricht über den Polizeifunk kam.
    Arienne sprang auf und huschte ins Bad. Dort legte sie ein dezentes Make-up auf, das ihrer Haut – wenn man der Werbung Glauben schenkte – einen frischen und jugendlichenTeint verlieh. Was nicht allzu schwer sein dürfte bei einer Vierundzwanzigjährigen , ging es ihr durch den Kopf.
    Sie wischte die Gedanken beiseite. Dass Tom die Story bekommen hatte und nicht sie, war ärgerlich. Jetzt nicht zur U-Bahn-Station zu gehen und selbst nachzuhaken, wäre dumm. Vielleicht passt das Schema in meine eigene Story . Arienne dachte an die Geschichte, an der sie schon seit ein paar Monaten arbeitete.
    Ed würde ihr ohne ausreichende Beweise keinen Platz dafür in der wöchentlich erscheinenden Zeitung einräumen, doch Arienne war überzeugt, dass an den kuriosen Todesfällen, die sie beobachtete, eine Wahnsinnsstory hing. Das kann einfach alles kein Zufall sein , überlegte sie. Da draußen läuft ein Wahnsinniger rum, der Menschen abfackelt.
    Sie schnappte sich noch einen trockenen Toast und ihre Tasche, dann verließ sie eilig die Wohnung.

    Es war jetzt kurz nach sieben und der Sonnenaufgang ließe vermutlich noch eine Weile auf sich warten. Arienne beeilte sich, zu der U-Bahn-Station Bertholdstraße zu gelangen. Vor wenigen Minuten hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt, der den Gehsteig in Schmierseife verwandelte, und sie musste höllisch aufpassen, um nicht auszurutschen.
    Bereits am Zugang zum Bahnsteig versperrten ihr zwei Polizisten vor einem Absperrband den Weg. Lässig zückte sie ihren Presseausweis in dem festen Glauben, dass er das Problem lösen würde, doch der Beamte zeigte sich unbeeindruckt.
    »Da ist schon eine von euch Hyänen unten«, sagte er mit unverhohlener Geringschätzung. »Das reicht.«
    Arienne verbarg ihre Überraschung und ihren aufsteigenden Ärger. Tom, du Arsch! , dachte sie. Hast du wieder die Bullen bestochen, dass du die Story allein bekommst. »Ichweiß«, begann sie, um ein wenig Zeit zu schinden. »Das ist mein Kollege, Tom Unger.« Jetzt musste ihr dringend etwas einfallen, denn auch die Erwähnung von Toms Namen ließ den Polizisten kalt. »Er hat mich angerufen und hergebeten«, log sie schließlich. »Wir arbeiten zusammen an der Sache.«
    Die Beamten tauschten einige skeptische Blicke, zuckten dann aber mit den Schultern. »Was kümmert’s mich, ob der da unten allein ist«, resignierte der eine schließlich.
    »Stimmt, wenn er das will, muss er mehr rausrücken«, pflichtete der andere ihm bei.
    »Ich tu mal so, als hätte ich das nicht gehört«, sagte Arienne augenzwinkernd und schob sich an den beiden Männern vorbei.
    Da die

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