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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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dieAufzeichnung?«, flüsterte sie Tom zu, der sich noch orientierte.
    »Wir fragen«, antwortete er knapp und steuerte auf eine Frau zu, deren Namensschild sie als Teil der Fachkräfte verriet. Arienne schätzte sie jünger als sich selbst, vielleicht war sie sogar noch eine Auszubildende.
    Tom baute sich breitschultrig vor ihr auf. »Guten Morgen, Unger vom Wochenblick . Ich …«, er warf Arienne einen Seitenblick zu, »… wir hätten da ein paar Fragen zu einem ihrer Geldautomaten.«
    »Äh … ja?« Offensichtlich verunsicherte die Servicekraft bereits diese einfache Frage.
    »Und zwar den Automaten am Zugang zur U-Bahn-Station Bertholdstraße, nicht weit von hier«, fuhr Tom ungerührt fort. »Wir würden gerne einen Blick auf das Band der Überwachungskamera werfen.«
    Die junge Frau war sichtlich überfordert von der souveränen und direkten Art ihres Gegenübers. Und auch Arienne konnte ein gewisses Maß an Bewunderung nicht unterdrücken.
    »Ich … ich glaube nicht, dass das geht«, stammelte die Bankangestellte vor sich hin.
    Tom sah sich ihr Namensschild genauer an. »Liebe Frau Sievers«, sagte er mit einem Lächeln. »Ich bin mir sicher, dass das geht. Vielleicht können Sie es nicht erlauben, aber es gibt sicherlich jemanden, der es kann.«
    Frau Sievers dachte einen Moment ernsthaft nach, dann kam ihr der rettende Einfall, der auch ihre Selbstsicherheit wieder erstarken ließ. »Das könnte höchstens der Filialleiter genehmigen.« Und nach einer dramatischen Pause schoss sie hinterher: »Aber der ist gerade in einer Besprechung.«
    »Natürlich ist er das«, entgegnete Tom gelassen. Erfischte aus der Innentasche des Mantels sein Handy hervor. Dann wandte er den Kopf zu Arienne. »Und du bist sicher, dass die Bilder den Aufwand wert sind?«
    Sie nickte. »Ich bin mir ganz sicher, dass es kein Unfall war.«
    »In Ordnung, du sollst deine Chance bekommen.«
    Er klickte sich durch seine Kontakte und wählte eine Nummer an. »Hallo, Andreas, hier ist Tom … ja, Tom Unger … Ich weiß, dass es jetzt gerade schlecht ist – wann ist es das nicht? Aber ich habe ein kleines Problem. Ich stehe hier in einer deiner Filialen und möchte mir ein paar Videoaufzeichnungen von letzter Nacht ansehen … sag das nicht, natürlich geht das.«
    »Mit wem spricht er da?«, fragte die Servicekraft Arienne, doch die zuckte nur mit den Achseln.
    Tom fuhr fort, sein Ton wurde ernster. »Schau, Andreas, es ist ein ganz kleiner Gefallen … Den kannst du gegen den großen Gefallen aufrechnen, den ich dir vor einem Jahr getan habe … Nein, wir sind dann noch nicht quitt … Nein, das ist keine Erpressung! … Gut, kannst du es ihr bitte selbst sagen?« Er reichte Frau Sievers das Telefon. »Es ist für Sie.«
    Die junge Frau nahm das Handy entgegen und wandte sich ab. Aber aus den Fetzen, die Arienne aufschnappte, wurde deutlich, dass sie das Band in wenigen Augenblicken zu sehen bekämen.
    »Mit wem hast du gesprochen?«, flüsterte sie.
    Tom lächelte. »Andreas Lautner, dem Vorstandsvorsitzenden.«
    »Und der schuldet dir einen Gefallen?«
    »Mehr als das«, feixte Tom. »Als wir über die Hintergründe zur Finanzkrise berichteten … da habe ich ihn besser davonkommen lassen, als er es verdient hätte.«
    »Du hast gelogen?«, fragte Arienne mit ehrlichem Entsetzen. »Was ist mit der Ehre der Journalisten?«
    Tom zuckte mit den Schultern. Er wollte noch etwas erwidern, doch Frau Sievers beendete das Gespräch und gab ihm sein Handy zurück.
    »Sie können das Band sehen«, sagte sie leicht zerknirscht.
    Tom setzte ein breites Lächeln auf. Es war die perfekte Mischung aus Schadenfreude, Dankbarkeit und der Art von entwaffnendem Lächeln, dem man nicht widerstehen konnte.
    Arienne bemerkte mit einem leichten Schaudern, dass der kauzige Mann sie mehr und mehr beeindruckte. Anscheinend kennt der alte Hund doch so manchen Trick , dachte sie.
     
    Frau Sievers geleitete sie an den Serviceschaltern vorbei und in den Mitarbeiterbereich. Dort führte eine Treppe in den Keller und endete in einem großen Raum, der gut fünf Meter in jede Richtung maß. Flauschiger roter Teppichboden dämpfte ihre Schritte und die Beleuchtung war perfekt um eine Nuance gedimmt, um den beruhigenden Effekt des Teppichs und der Gemälde zu unterstützen. Zwei ausladende Sofas standen um einen niedrigen Couchtisch herum, auf dem einige Magazine lagen.
    Doch im ersten Augenblick fesselte ein anderer Anblick ihre Aufmerksamkeit: eine Panzertür aus

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