Die Wächter Edens
gedacht, dass Statuen so viel Gefühl zeigen können?«
Toni blickte Vincent von der Seite an. »Ja, wer hätte das gedacht …«
»Wir sind da«, stellte Noriko fest.
Toni blickte aus dem Fenster. Am rechten Straßenrand erhob sich drohend ein dunkles Gebäude, dessen Fassade aus grob behauenen Steinen zu bestehen schien. Auf einem beleuchteten Schild konnte er »Museum der städtischen Kirchengeschichte« lesen.
»Er lebt in einem Museum?«
»Passend, nicht wahr?«, feixte Shane und prüfte noch einmal, ob seine Waffe geladen war.
»Und was macht er dort?«
»Franck arbeitet noch immer für die Kirche«, erklärte Noriko. »Allerdings ist er nicht mehr im aktiven Dienst. Er bewacht das Museum und die Exponate.«
»Und bewohnt ein riesiges Penthouse in bester Lage, wenn ich das anmerken darf«, warf Shane ein.
Shane stellte den Minivan kurz auf dem breiten Gehweg ab, um den nachfolgenden Verkehr nicht zu behindern. »Ich mach kurz die Kette hoch.« Dann stieg er aus und lief zu einer dicken Eisenkette, die quer vor einer Einfahrt aufgespannt war.
»Ihr habt einen Schlüssel dafür?«
»Natürlich«, antwortete Noriko. »Wir haben Schlüssel zu allen Häusern und Wohnungen der Kirche in der Stadt.«
Shane kam zurück, sprang wieder auf den Fahrersitz und bugsierte den Van durch die recht schmale Einfahrt auf einen Hinterhof. Dort waren vermutlich Parkmarkierungen auf den Boden aufgemalt, doch die Schneedecke ließ davon nichts erkennen.
»Mach die Kette wieder fest«, wies Noriko ihn an. »Nicht dass sich noch jemand auf der Suche nach einem Parkplatz für die Innenstadt hierherverirrt.«
Shane nickte und war auch schon wieder verschwunden. Toni und der Rest stiegen aus und warteten am Wagen auf den schottischen Hünen.
»Ich sehe kein Licht«, sagte Toni, nachdem er das Gebäude ausgespäht hatte. »Braucht Franck kein Licht, um zu sehen?«
»Nein«, antwortete Shane, »braucht ein Gargoyle nicht. Das hat die Sache in Paris auch gleich viel interessanter gemacht.«
Fünfzehn
F ahr an ihnen vorbei«, sagte Arienne, als der Minivan auf dem Gehweg parkte. Inzwischen konnte sie erkennen, dass der Fahrer des Wagens ausstieg und die Sperrkette vor einer Einfahrt löste. »Sie parken im Hinterhof des Museums.«
»Was denkst du, was die da drin wollen?« Tom zirkelte den Mietwagen vorsichtig um die nächste Ecke und fand rasch eine Parklücke.
»Keine Ahnung«, gestand Arienne. »Aber das finden wir schon noch heraus.«
Er hob die Hand. »Ich finde das heraus. Du bleibst hier am Wagen.«
Sie wollte bereits widersprechen, doch er fiel ihr direkt ins Wort.
»Die Kerle sind gefährlich, Ari. Sehr gefährlich. Ich will nicht, dass du dich so in Gefahr begibst.«
»Ach, und wenn du gehst, ist das besser, ja?«
Er nickte. »Wenn es mich erwischt, ist das nicht so schlimm«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
»Und dein Husten?«, warf sie trotzig ein. »Glaubst du wirklich, dass du da unbemerkt bleiben wirst? Und was, wenn sie gar nicht in dem Museum sind?«
»Wenn sie nicht ins Museum einbrechen, dann ist es noch viel wichtiger, dass du hier draußen bist.«
»Und dein Husten?«
Tom zuckte mit den Schultern. »Den habe ich hoffentlich im Griff. Ich rufe dich von meinem Handy aus an wie neulich«, fuhr er fort. »Und wenn mir was passiert, dannrufst du die Polizei.« Er blickte sie eindringlich an. »Sie dürfen uns auf keinen Fall beide bekommen, verstehst du? Wir sind vielleicht die einzigen Menschen, die der Wahrheit auf der Spur sind, Ari!«
Schließlich gab sie seufzend nach, wedelte aber mit ihrem Handy vor seinem Gesicht herum. »Vergiss nicht, mich anzurufen.«
Tom zückte sein Handy und wählte ihre Nummer. »Vergiss du nicht, alles aufzuzeichnen.« Dann stieg er aus dem Wagen aus und spurtete zurück zur Einfahrt des Museums.
Arienne blieb noch im Wagen sitzen und lauschte durch ihr Handy Toms Keuchen. Auf dem Weg hustete er mehrmals, und sie stellte sich schon vor, wie er aufflog.
»Ich bin jetzt an der Tür«, flüsterte Tom plötzlich am anderen Ende der Leitung. »Sie ist nicht verschlossen.«
»Sei bitte vorsichtig«, sagte sie eindringlich.
*
Sie schlichen sich durch das finstere Museum. Durch die großen Fenster drang ein wenig Licht der Straßenbeleuchtung herein, aber dennoch konnte Toni kaum zwei Meter weit sehen. »Und was wird hier alles ausgestellt?«, fragte er Noriko. Unwillkürlich hatten sie alle zu flüstern begonnen.
»Stücke aus der städtischen
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