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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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näherten. Und wenn sie es tun? , dachte sie panisch. Ich bin hier im Kukidentclub gefangen. Ich falle bestimmt auf wie ein bunter Hund.
    Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. Die rüstige Rentnerin zu ihrer Linken lächelte vergnügt. »Ja, ich habe meins auch schon ausgeschaltet. Immer sehr peinlich für die Betreffenden, wenn einer dieser schrecklich penetranten Klingeltöne die Messe stört.«
    Arienne blickte sie kurz verwirrt an, bis sie den Sinn des Satzes verstanden hatte. Dann nickte sie freundlich. »Ja, ich wollte es auch noch einmal kontrollieren.«
    Sie stellte den Klingelton und die Vibration ab. Sie überlegte, ob sie Tom eine Nachricht schreiben sollte, entschied dann aber, dass um sie herum eindeutig zu viele neugierige – und vor allem wachsame – Augen waren. Diese Alten, die sich nie nur um ihren eigenen Scheiß kümmern können , dachte sie leicht genervt. Wenn sie nun sterben würde, würde Tom es nicht einmal mitbekommen. Und viel schlimmer: Sie würde die Bande nicht beobachten können!
    Pfarrer Markwart betrat den Saal beim erneuten Läuten der Glocke. Kein Messdiener folgte ihm, was Arienne komplett verwirrte. »Was für eine Art Pfarrer ist er?«, flüsterte sie leise vor sich hin.
    Die handyversierte Alte stupste sie an. »Er ist ein wunderbarer Pfarrer«, sagte sie. »So eingängige Predigten, immer ein offenes Ohr …« Sie wollte in ihrem Lobgesang fortfahren, doch ein grauhaariger Mann in der Bank vorihnen drehte sich herum, legte den Zeigefinger auf die Lippen und machte ein lang gezogenes »Schhhh«.
    Die Alte nickte entschuldigend, doch Arienne wäre am liebsten im Boden versunken. Sie wagte nicht sich umzudrehen, fürchtete aber die prüfenden Blicke der Menschen aus den Reihen hinter ihr.
    Wieder lauschte sie, ob sich plötzlich Schritte näherten, doch die Mörder hatten offenbar noch immer keine Notiz von ihr genommen.
    Pfarrer Markwart stellte sich an ein kleines Pult, auf dem ein großes Buch aufgeschlagen lag.
    »Liebe Gemeinde, ich grüße euch und freue mich, dass ihr heute den Weg in unsere Kirche gefunden habt. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist es eine besondere Freude für mich, zu euch zu sprechen.«
    Er blickte einmal in die Runde und Arienne versuchte dem Blick unauffällig auszuweichen.
    Es gelang ihr nicht und ihre Blicke trafen sich. Etwas in Markwarts Augen blitzte für einen Moment auf. Arienne war sich sicher, dass er nicht in der Wohnung des toten Polizisten gewesen war, doch Alfred Markwart hatte sie zumindest als Fremde in seiner Kirche erkannt, dessen war Arienne sich sicher.
    Ob er jetzt Verdacht schöpft? , fragte sie sich unentwegt und verpasste so den Beginn der Predigt.
    Arienne bemühte sich, einen Einstieg in das Thema zu finden, doch es wollte ihr nicht gelingen. Pfarrer Markwart predigte von vollkommen anderen Dingen, als sie es gewohnt war.
    Sie überlegte einen Moment, ob sie die Mörder nicht mit ihrem Schminkspiegel beobachten könnte, verwarf den Gedanken aber sofort. Noch auffälliger geht’s ja nicht.
    Stattdessen spähte sie möglichst unauffällig aus denAugenwinkeln umher. Sie hatte sich kein Gesangbuch genommen und bei jedem Lied musste sie eine ihrer Banknachbarinnen bemühen, wobei sie stets einen kurzen Seitenblick in die letzte Bankreihe erhaschen konnte.
    Da sitzen sie , dachte sie dann, drei Mörder, und waschen ihre Hände in Unschuld. Und vermutlich auch ihre Seelen, wenn dieser Hampelmann da vorne ihnen ihre Sünden vergibt.
    Dabei wirkte Pfarrer Markwart alles andere als unsympathisch. Er sprach von alltäglichen Dingen und verstand es, die Bibeltexte für ein modernes Publikum zu interpretieren. Ein echter Demagoge eben.
    Sie versuchte seinen Worten zu folgen, da sie hoffte, einen Hinweis auf seine Mittäterschaft bei den Morden zu finden. Vielleicht ist er ja wirklich der Kopf der Bande? Doch meist war sie zu sehr damit beschäftigt, möglichst unauffällig zu wirken und dennoch ein Auge auf die letzte Kirchenbank zu werfen.
    Zum Ende des Gottesdiensts hin schnappte sie allerdings ein paar interessante Worte von Pfarrer Markwart auf.
    »Viele Menschen machen den Fehler und setzen ihre Gläubigkeit und Frömmigkeit mit der Bereitschaft gleich, sich einmal in der Woche zur Kirche zu schleppen und dort die Kommunion zu empfangen.« Pfarrer Markwart stand nun vor dem Altar und sprach frei. »Aber es ist nicht eure Bereitschaft, hierherzukommen oder mir zuzuhören, die euch zu Christen macht«, fuhr er fort. »Es

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