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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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Vincent schlug gegen das zweite Bücherregal, das das Wohnzimmer von der Küche trennte.
    »Aufhören!«, schrie Franck. »Einige der Stücke sind unbezahlbare Erstausgaben!«
    Nathan wich weiter vor Vincent zurück, er schien dem goldenen Racheengel nichts entgegensetzen zu können. Stahl klirrte laut und hell, wenn ihre Schwerter aufeinanderprallten. Vincent trieb ihn vor sich her. Wann immer ihre Waffen sich kurz verhakten, verpasste er Nathan einen Faustschlag ins Gesicht.
    »Du wirst mir nicht entkommen!«, schrie Vincent ihn an. »Heute Nacht werde ich dich richten!«
    »Nur Gott kann über mich Gericht halten«, entgegnete Nathan.
    »Nein, über einen Lügner kann ich richten.« Sie standen am anderen Ende des Raumes, wo große Fenster das Licht des Tages einfangen sollten. »Dein Weg endet hier.«
    Nathan parierte Vincents Schwerthieb und drückte die Klinge beiseite. Vincents Faust flog heran, doch Nathan hatte den Schlag kommen sehen und hielt sie wenige Zentimeter vor seinem Gesicht auf. Er blickte Vincent in die Augen. Toni konnte nicht erkennen, ob es ein trauriger oder ein wütender Blick war, doch für einen scheinbar endlos langen Moment verharrten die beiden Kontrahenten reglos voreinander.
    »Was ist geschehen, Bruder?«, fragte Nathan. »Was hat dich so verblendet? Was lässt dich die Menschen so hassen, dass du ihnen das Paradies vorenthältst?«
    »Ich hasse sie nicht«, erwiderte Vincent. »Es ist meine Liebe zu ihnen, die sie verschont.«
    »Erkennst du dich selbst denn nicht mehr? Du hast Celines Tod ebenso zu verantworten wie ich.«
    »Du brachtest die Dämonen. Und du hast sie verbrannt.«
    »Aber du hast sie dem Feuer überlassen«, sagte Nathan leise. »Du hättest sie retten können. Aber du hast den Lebensbaum gewählt. Nur um ihn dann den Menschen nicht zu geben.«
    »Celines Reinheit war bereits verloren«, sagte Vincent grimmig. »Ich konnte sie nicht mehr retten. Und glaube mir, Bruder, ich hätte das Paradies für sie geopfert. Meine Unsterblichkeit. Einfach alles.«
    »Wir sind beide schuldig«, sagte Nathan. Dann stieß er Vincent von sich. »Vielleicht lebst du ja auch schon zu lange unter den Menschen. Du hast gelernt zu lügen.«
    Vincent versuchte ihn anzugreifen, doch Nathan drehte sich um und sprang durchs Fenster. Er wollte ihm nachsetzen, doch lautes Hupkonzert drang von der Straße zu ihnen nach oben. »Du kannst mir nicht entkommen«, rief er grimmig. »Ich werde dich wiederfinden.« Er drehte sich zu den Paladinen um. »Zurück ins Nest.« Dann ging er gemessenen Schrittes zur Wohnungstür, ohne aus dem zerbrochenen Fenster hinunter auf die Straße zu blicken.
    Das Schwert in seiner Hand war verschwunden.
    »Und kommt nicht wieder«, sagte Franck leise. »Engel hin oder her, Vincent, ich will dich niemals wiedersehen.«
    »Das wirst du auch nicht«, sagte der Engel, ohne sich umzusehen. »Nathan weiß nun, dass ich den Baum des Lebens habe. Die Jagd ist vorbei. Er wird zu mir kommen.«
     
    *
     
    Tom schlich sich leise die Einfahrt entlang. Dabei presste er sich gegen die dunkle Mauer des Museums, um möglichst im Schatten zu verschwinden. Er kannte den Parkplatz des Museums gut, die Zeitung berichtete häufig von neuen Ausstellungen, wenn es sonst nichts Interessantes zu berichten gab. Darum wusste er, dass es vom Parkplatz aus nur einen Eingang in das Gebäude gab.
    Er schob sich Zentimeter für Zentimeter voran, bis er die Mauerkante erreichte. Der Van war aus dem Augenwinkel schon zu erkennen. Frische Reifenspuren und die schneefreie Karosserie verrieten die kurze Anwesenheit des Fahrzeugs. Der Parkplatz, der eigentlich mehr ein Innenhof war, wirkte wie ein Trichter, und Tom konnte das Geschehen gut verfolgen, auch ohne etwas zu sehen.
    »… hat die Sache in Paris auch gleich viel interessanter gemacht«, schnappte er noch einen Gesprächsfetzen auf, ehe die Mörder im Gebäude verschwanden und die Tür wieder ins Schloss fiel.
    Zu seiner Erleichterung blieb das Geräusch eines Schlüssels, der die Tür wieder verschloss, aus. Tom wartete noch einen Moment und rief sich das Erdgeschoss des Gebäudes von seinen letzten Besuchen her in Erinnerung.
    »Sie sind reingegangen, Ari.« Er flüsterte, denn er war sich nicht sicher, ob nicht doch einer von ihnen an der Tür Wache schob.
    Wie komme ich in dem Fall unauffällig wieder weg? , dachte er. Der Wind frischte auf und stach ihm in die Lunge. Tom unterdrückte einen Hustenanfall. Wenn die Scheiße hier vorbei ist,

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