Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
Vom Netzwerk:
bewegten sich sanft im Wind oder wie die Flossen eines Schleierschwanzes im Wasser.
    »Papa?«, hauchte sie atemlos.
    Der Mann blickte ihr in die Augen und formte ein einziges Wort, das wie ein Echo durch ihren Geist zog. »Celine?«
    Sie wollte etwas sagen, doch die Stimme versagte ihr. Licht umhüllte sie, schien sie ganz langsam auf die Lichtgestalt zuzuziehen.
    Der nörgelnde Ton einer Hupe zerriss das Bild, als ein Auto die Gestalt erfasste und mit sich riss.
    Arienne blickte ihr sprachlos nach, wollte um Hilfe schreien, doch kein Ton formte sich in ihrer Kehle. Der Fahrer musste betrunken sein, dass er nicht anhielt, um nach dem Unfallopfer zu sehen.
    Arienne blickte dem Wagen nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Etwas prallte gegen sie und eine vertraute Stimme erklang in ihren Ohren. Es war Tom und er zog sie mit sich.Arienne starrte weiter auf den Punkt, an dem der Wagen und die Lichtgestalt verschwunden waren.
    Tom setzte sie ins Auto und fuhr los. Er redete mit ihr, das spürte sie irgendwo in einer Ecke ihres Bewusstseins, doch sie konnte ihm nicht zuhören.
    Licht! , dachte sie unentwegt. Papa.
    »Hast du alles aufgenommen?«, drang Toms Stimme in ihr Bewusstsein.
    Sie reagierte nicht, starrte einfach nur aus dem Fenster. Papa.
    »Hast du?«, wiederholte Tom die Frage lauter.
    Sie nickte geistesabwesend, in der stummen Hoffnung, dass er sie nicht weiter bei ihren Gedanken stören würde.
    Papa! Wie kann das sein? Licht. So viel Licht!, ging es ihr durch den Kopf. Wo warst du so lange?
    »Da wären wir«, sagte Tom plötzlich und riss sie zurück in die Wirklichkeit.
    Erst jetzt bemerkte Arienne, dass der Wagen sich nicht mehr bewegte.
    Als sie ihm wieder keine Antwort gab, rüttelte er sanft an ihrer Schulter. »Ari! Wir sind da.«
    »Wie?« Sie blickte sich verwirrt um, konnte nicht glauben, dass sie schon bei ihr zu Hause sein sollten. Gerade eben hatte sie doch noch der Gestalt aus purem Licht gegenübergestanden. »Wo sind wir?«
    Tom lachte nervös. »Wir sind bei dir zu Hause … Herrje, Mädchen, was hat dich denn aus der Bahn geworfen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich … ich weiß es nicht.«
    Tom seufzte. »Kannst du die Aufnahme bis morgen durchgehen? Vielleicht kannst du mehr rausholen, als ich verstehen konnte.«
    »Ich … In Ordnung.« Sie öffnete wie ferngesteuert die Tür. Die Bilder ergaben keinen Sinn. Die Albträume ihrerKindheit – sie schienen zurückzukehren. Und dennoch, die Gestalt aus Licht, der sie in die Augen gesehen hatte … Papa , dachte sie.
    Sie wollte gerade aussteigen, als Tom sie zurückhielt. »Hey, ist wirklich alles okay mit dir?«
    Arienne blickte zu ihm zurück und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagte sie verwirrt. Dann löste sie sich aus seinem Griff und verschwand durch die Haustür. Sie ertrug die Fragen nicht – hatte sie noch nie ertragen. Sie konnte nicht mit Tom darüber sprechen und sie konnte es ihm noch viel weniger erklären. Sie wollte nur noch weg – weg von den Bildern, weg aus der Stadt, weg von sich selbst.
    Aber ich kann nicht fliehen , wurde ihr auf dem Weg in ihre Wohnung klar. Ich kann nicht entkommen.
    Als sie endlich in der Wohnung war, knallte sie die Tür zu, schloss ab und verriegelte sie mit der dünnen Kette. Die Kette würde keinen ernsthaften Einbrecher abhalten, das war klar, aber sie beruhigte das Gewissen zumindest ein wenig.
    Für ein paar Minuten stand sie einfach nur da, mit dem Rücken gegen die Wohnungstür gelehnt, und starrte auf den Boden. Was immer es war , dachte sie, es hat mich auch gesehen … und es schien überrascht zu sein …
    Sie fröstelte und schlang die Arme um den Oberkörper. Sie rieb sich die Oberarme, lief durchs Wohnzimmer und überprüfte die Heizkörper. Zu ihrer Freude waren sie warm. Eine Dusche tut mir vielleicht gut.
    Arienne ging ins Bad und drehte das warme Wasser auf. Nach der Dusche würde sie das aufgezeichnete Gespräch in den Rechner überspielen. Sie strukturierte die nächsten Stunden in der Hoffnung, dass sie so das Chaos in ihrem Hirn in den Griff bekommen konnte.
    Das warme Wasser war eine Wohltat. Arienne bemerkte erst jetzt, wie durchgefroren sie tatsächlich war. Doch so angenehm es auch war, das Gefühl war nicht annähernd mit dem beim Anblick der Lichtgestalt vergleichbar.
    Da war das Bild wieder in ihrem Kopf.
    »Lasst mich endlich in Ruhe«, wimmerte sie und schlug die Hände vorm Gesicht zusammen. »Ich will keine Bilder mehr sehen.« Erst

Weitere Kostenlose Bücher