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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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wohnt?«
    »Ich … ich war auf dem Landgut eines Ölhändlers zu Gast und …«
    »Welche Nachrichten trieben Euch zur Eile?«
    Die blauen Augen des Soldaten durchbohrten Cosimo wie Lanzen aus Eis, und er begann zu schwitzen. Weshalb nur ließ der Kerl ihn nicht einfach weiterreiten?
    »Ich …« Und plötzlich wurde Cosimo wütend. Während er hier sinnlos seine Zeit vergeudete und dieser dumme Kerl ihn nicht in die Stadt hineinließ, wartete Anne zu Hause auf ihn. Das Elixier hatte sie erneut auf die Reise aus der Zukunft zu ihm geschickt. Doch wie lange das Elixier wirken würde, das wusste er nicht. Wenn er Pech hatte, würde sie nur diesen einen Abend bleiben. Und wenn er jetzt nicht endlich nach Hause kam, würde sie wieder fort sein, ohne dass er auch nur ein Wort mit ihr hatte wechseln können. »Ich habe die Nachricht erhalten, dass meine Cousine unerwartet aus Florenz eingetroffen ist«, sagte er. »In der Heimat muss etwas geschehen sein. Das trieb mich zur Eile. Und wenn Ihr mir nicht glaubt, so lest doch selbst.«
    Zornig hielt er dem Janitscharen die Pergamentrolle unter die Nase. Während der Soldat aufmerksam Anselmos Brief studierte, schickte Cosimo ein Stoßgebet zum Himmel. Aber wie es schien, wurde er nicht erhört, denn ein weiterer Janitschar wurde aufmerksam und kam auf sie zu. Er war schwarzhaarig und hatte einen dichten dunklen Bart. Bereits auf den ersten Blick wirkte er unfreundlich.
    »Was gibt es, Rashid?«, fragte er.
    »Einen Kaufmann, der es so eilig hat, dass er sein Pferd beinahe zu Tode reitet«, knurrte der Soldat mit dem Namen Rashid missmutig.
    »Ungewöhnlich, in der Tat«, stimmte der andere zu und bedachte Cosimo mit einem derart finsteren Blick, dass ihm sein Kragen zu eng zu werden schien. »Glaubst du, dass er zu diesen Aufrührern gehört, von denen uns berichtet wurde?«
    Rashid zuckte mit den Schultern. »Möglich ist alles. Wir sollten …«
    In diesem Augenblick erklang eine schrille Pfeife, und im selben Moment hellte sich die Miene des dunkelhaarigen Soldaten auf.
    »Das Signal! Die Ablösung kommt! Wir haben endlich frei!« Er schlug seinem Kameraden auf die Schulter. »Komm, mein Freund, lass den Kaufmann. Sollen sich die anderen mit ihm herumschlagen. Dann haben sie wenigsten gleich etwas zu tun.«
    Doch der junge Soldat schüttelte den Kopf. »Nein, darum kümmere ich mich selbst«, sagte er grimmig. »Geh du nur, ich komme gleich nach.«
    »Nun gut, wenn du unbedingt willst«, meinte der andere und zuckte mit den Schultern. »Treffen wir uns dann im Gasthaus ?«
    »Ja. Geh nur.«
    Fröhlich pfeifend zog der Janitschar davon und verschwand hinter dem Tor in einer der Wachstuben. Cosimos Herz schlug wahre Trommelwirbel. Was wollte der Soldat jetzt noch von ihm? Glaubte er denn nicht, was in dem Brief stand?
    »Ich hätte Lust, Euch in die Stube mitzunehmen und dort so lange festzuhalten, bis Zeugen kommen, die den Wahrheitsgehalt dieses Briefes bestätigen«, sagte der Soldat und rollte bedächtig das Pergament wieder zusammen. » Andererseits würde das Stunden dauern, möglicherweise sogar die ganze Nacht. Und ich bin nicht bereit, meinen freien Abend für einen Pferdeschänder zu opfern.« Mit zornig funkelnden Augen reichte er Cosimo die Schriftrolle zurück.
    »Dann kann ich jetzt gehen?«, fragte Cosimo vorsichtig und atmete erleichtert auf. Er wollte seinem Pferd gerade in die Flanken treten, da griff ihm der Soldat erneut in die Zügel.
    »Stehen geblieben! Was seid Ihr nur für ein Mensch!«, zischte er mit vor Zorn bebender Stimme. »Das Pferd ist völlig erschöpft, und im linken Vorderhuf steckte ein Dorn. Ihr werdet jetzt augenblicklich absteigen und das Pferd führen, oder ich überlege mir die Sache anders.«
    Cosimo fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Für einen Moment hatte er sogar gefürchtet, dass der Janitschar ihn schlagen würde. Hastig stieg er ab.
    »Jetzt könnt Ihr gehen. Zu Fuß«, erklärte der Soldat. »Doch eines sage ich Euch: Sollte ich Euch jemals wieder begegnen und Euer Pferd sich erneut in diesem jämmerlichen Zustand befinden, so werde ich Euch eigenhändig in das finsterste Loch werfen, das im Kerker von Jerusalem zu finden ist. Einen Grund, Euch wenigstens drei Tage festzuhalten, wird mir schon einfallen. Habt Ihr mich verstanden?«
    Cosimo nickte rasch. Dann packte er das Pferd am Zügel und ging mit ihm in die Stadt.
    Als Cosimo endlich sein Haus erreicht hatte, waren schon die ersten Sterne am Himmel zu sehen. Er

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