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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Wohnung war mehr wert, als sie gedacht hatte, es gab sogar schon einen potentiellen Käufer. Sie brauchte nur noch ein wenig Bedenkzeit.
    Vendela dachte an den gestrigen Tag. Charlie hatte gesagt, er könne sich natürlich vorstellen, hier zu wohnen, aber sie war sich nicht sicher, ob ihm klar war, was das bedeutete. Im Januar würde er bei Dunkelheit durch den Schnee zum Boot stapfen müssen, um nach Koö zu gelangen, dort das Boot wieder zu vertäuen, den Rettungsanzug an Bord zu verstauen und in den Schulbus zu steigen. Vielleicht täte es ihm gut. Hoffentlich wäre es ein Wendepunkt für ihn. Und vielleicht musste man kein Seeräuberblut in den Adern haben, um auf Klöverö zurechtzukommen. Am Abend hatte Vendela den Eindruck gehabt, das Haus würde besonders laut knacken und ächzen. Als hätte der alte Hof ihre Gedanken gelesen.

NACHWORT
    Wann beginnt eine Geschichte eigentlich, Gestalt anzunehmen? Das Interesse an Bohuslän habe ich wohl meinen Eltern zu verdanken. Im Alter von vier Monaten haben sie mich zum ersten Mal mit an Bord unserer Segelyacht genommen, und seitdem bin ich jeden Sommer gesegelt. Damals waren die Inseln noch von Menschen bewohnt, in den Fischerhütten lagen Netze, Reusen und Hummerkörbe. Mein Vater, der aus Uddevalla stammt, unterhielt sich mit den Fischern; diesen Männern, die man kaum noch findet. Oft hatte ich Schwierigkeiten, den breiten Dialekt zu verstehen, aber mein Vater erklärte mir später alles. Meine Eltern zeigten mir Steinbrüche und alte Fischerdörfer, abgelegene Leuchttürme und Hügelgräber. Wir fingen vom Boot aus Makrelen oder saßen mit unseren Angeln auf den Klippen. Die Fischköpfe wurden aufbewahrt, weil man mit ihnen Krebse ködern konnte. Abends wurden Lieder von Evert Taube oder Lasse Dahlqvist gehört, und ich lag gemütlich in meiner Koje und ließ mich von den Wellen in den Schlaf wiegen. Bis heute gibt es nichts Schöneres für mich, als auf den sanft gerundeten Klippen zu sitzen, den Sonnenuntergang zu beobachten und mitzuerleben, wie sichdas ganze Meer in eine goldene Straße verwandelt. So ist meine Liebe zur Küste und ihren Bewohnern wohl entstanden. Für mich ist Bohuslän eine unerschöpfliche Quelle von Reichtum. Und Geschichten.
    Über die Zeit von 1775 bis 1794, in der Marstrand ein Freihafen war, wollte ich schon lange schreiben. Und über den neunten Paragrafen des Porto-Franco-Abkommens, der besagte, dass die Insel Marstrandsö eine Freistatt für Kriminelle war, deren Verbrechen weder Leben noch Ehre verletzt hatten. Konkurs und Unterschlagung oder Veruntreuung von Geld sind zwei Beispiele, auch wenn Grafen und andere Herren, die sich ein bisschen feiner vorkamen, lieber »derangierte Finanzen« als Grund für ihre Flucht nach Marstrand angaben. Ich wollte das bunte Treiben und die vielen verschiedenen Menschen einfangen, die damals hier lebten. Heringsmagnaten, Betrüger, jüdische Kaufleute, Freudenmädchen, Kaperer, Seeräuber, Zollbeamte, Lotsen, die Häftlinge auf Carlsten, französische Adlige, Händler, Seeleute unterschiedlicher Nationalitäten und mittendrin – die Lokalbevölkerung. Ich wollte aber auch von denjenigen erzählen, die einen Kaperbrief erhalten hatten und die Grenze zur Piraterie überschritten. Hatte eine Besatzung einen vom König ausgestellten Kaperbrief in der Tasche, durfte sie Handels- und Kriegsschiffe anderer Länder angreifen, sofern sich diese mit Schweden im Konflikt befanden. Auf diese Weise wollte man zum einen die schwedische Westküste verteidigen und zum anderen das Land mit Waren versorgen. Die Besatzungen der gekaperten Schiffe wurden auf der Festung Carlsten inhaftiert, während Schiff und Ladung beschlagnahmt und versteigert wurden. Für jede Kanone bezahlte die Krone eine bestimmte Summe. Allerdings war man als Kaperer stets versucht, die Schiffsladung und die Kanonen selbst zu verkaufen, denn dannerzielte man einen viel höheren Gewinn. Da die fremde Besatzung das jedoch kaum für sich behalten hätte, war es am sichersten, sie sich vom Hals zu schaffen … Die Kaufleute, darunter Widell, arbeiteten mit den Kaperern bzw. Seeräubern zusammen, und viele Kaufleute besaßen sogar eigene Kaperschiffe. Wer mit offenen Augen durch Marstrand spaziert, sieht vielleicht am Kai in der Hamngata 25 das W wie Widell auf dem Haus mit dem Grünspan auf dem Kupferdach.
    »Ach, Ann! Jetzt schweifst du schon wieder ab!«, würde meine Lektorin Anna sagen. Also zurück zur Entstehung dieses Buches.
    Nun stand

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