Die Waechter von Marstrand
vor.«
»Aber woher stammt jetzt das Kind im Moor? Ich meine, Aleidas Kind ist doch bei Agnes aufgewachsen.«
»Es war das tote Kind von Agnes’ Tochter. Auch ein Junge. Sie haben die Kinder ausgetauscht, und deshalb hatte Aleida den toten Jungen bei sich, als sie im Moor versank.«
»Und damit war die Tochter von Agnes einverstanden?«, fragte Johan.
»Ich glaube nicht, dass sie davon wusste. Astrid ist überzeugt, dass sie es nie erfahren hat.«
»Wie sind Aleida und der Junge denn ins Moor geraten?«
»Ich weiß es nicht. Astrid glaubt, Johannes und Daniel hätten sie dort vielleicht ertränkt.«
»Wurde sie ertränkt?«
»Nein, aber das kann Astrid ja nicht wissen. Aleida ist durch einen Schlag auf den Kopf ums Leben gekommen. Es wäre schön, wenn sie und der Junge Grabsteine mit ihren Namen bekommen könnten.«
»Johannes wusste also nicht, dass er ein lebendes Kind hatte?«
»Ich glaube nicht. Woher hätte er das wissen sollen?«
»Und dieses Kind wiederum ist selbst Vater geworden.«
»Astrid ist auf beiden Seiten mit Johannes Andersson verwandt.«
»Das ist ja nicht zu fassen.«
Karin schüttelte seufzend den Kopf.
»Karin? Alles okay?«
»Ja. Das Ganze ist nur so traurig. Und irgendwie schrecklich. Astrid hat mir ein bisschen aus dem Tagebuch vorgelesen. Du solltest das mal hören.« Sie legte den Kopf an seine Schulter. So saßen sie eine Weile schweigend da.
»Und was ist nun mit Rickards Frau passiert? Kommt ihr da voran?«
»Es könnte ein Unfall gewesen sein.«
»Könnte?«
»Wir verstehen nicht, wie sich die Tür von selbst verriegelt haben soll, können aber nicht beweisen, dass jemand sie mit Absicht geschlossen hat.«
»Du weißt doch, wie das mit alten Türen so ist. Manchmal klemmen sie.«
»Ja, natürlich, aber Jerker meint, dann müsste sich der Vorgang wiederholen lassen, und das ist uns bislang nicht gelungen.«
»Er will, dass der Riegel sich noch einmal verhakt? Und dann ist er zufrieden?«
»Was heißt schon zufrieden? Jedenfalls kann er dann ein Häkchen im Protokoll machen. Das ist immer ein gutes Gefühl.«
»Jetzt muss ich mir eine andere Hose anziehen.« Johan ging hinein.
Karin blieb noch eine Weile draußen sitzen und dachtean das, was Astrid ihr erzählt hatte. Sie wollte demnächst hinausfahren und sich in Ruhe mit ihr über alles unterhalten. Vielleicht würde Johan sie begleiten, um sich die Brosche anzusehen und mit ihr einen Spaziergang über die Insel zu machen. Sie warf einen Blick auf die grauen Klippen von Klöverö. Damals waren die Inseln von demselben Wasser umgeben gewesen wie heute. Es war dasselbe Meer. Karin nahm die Sitzkissen und die Wolldecke mit hinein und machte die Luke zu.
Vendela stand neben Astrid vor den Postfächern auf Koö. Sie hatte ihr eigenes gerade abgeschlossen und wartete noch auf Astrid, deren Schlüssel anscheinend klemmte.
»Was ist los?«, fragte sie.
Astrid zeigte ihr den Brief vom SKL, dem Staatlichen Kriminaltechnischen Labor.
»Endlich! Meine Güte, ist das spannend. Willst du ihn nicht aufmachen?«, fragte Vendela.
»Das werde ich schon noch tun.« Astrid steckte den Brief in ihre Handtasche.
»Ich meine jetzt. Sollen wir ihn nicht gleich lesen?«
»Wollten wir nicht ein Eis essen?«
»Okay. Wenn du dich auf die Bank dort drüben setzt, hole ich uns ein Eis. Wo ist Charlie abgeblieben?« Unruhig blickte Vendela zur Bushaltestelle. Er hatte sich den ganzen Sommer am Riemen gerissen, aber ein Direktbus nach Göteborg stellte vielleicht doch eine zu große Versuchung für ihn dar. In 45 Minuten konnte er bei seinen Kumpeln in der Stadt sein. Sie verspürte wieder dieses ungute Gefühl in der Magengegend. Astrid tätschelte ihr die Hand.
»Beruhige dich, meine Liebe. Ich habe ihn gebeten, für mich zu Bertil zu gehen und zu gucken, ob er guten Fisch für mich hat. Wir brauchen ja was zu beißen, wenn wir genug Kraft haben wollen.«
»Kraft wofür?«
»Zum Fischen.«
»Ah ja, ihr zwei wollt also fischen gehen.«
»Im Herbst wollen Charlie und ich zusammen auf Hummerfang gehen. Nach dem Mittagessen fahren wir in die Pater-Noster-Schären hinaus und fangen Lippfisch. Den salzen wir ein und benutzen ihn als Köder für den Hummer. Charlie hat meine Hummerkörbe auf Vordermann gebracht. Manche Teile mussten repariert oder sogar ausgewechselt werden. Jetzt sind sie so gut wie neu.«
»Ach«, sagte Vendela erstaunt.
»Willst du vielleicht mitkommen? Zum Fischen?«
»Nein, nein, geht ihr nur. Und vergesst
Weitere Kostenlose Bücher