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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Treppe. Der Fußboden schwankte wie auf einem Schiff. Agnes wollte nach einer Lehne greifen und riss dabei den ganzen Stuhl zu Boden. Alles drehte sich, und sie stützte sich dankbar auf die Frau, die ihr zu Hilfe eilte. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie die Treppe hinaufgestiegen waren. Oben klammerte sich Agnes noch immer an das Geländer und gab einen tiefen Seufzer von sich.
    Sie ließen sich auf einem roten Sofa nieder und bekamen jeder eine Tonpfeife gereicht. Während Agnes vom Rauch einen Hustenanfall bekam, bestellte Mauritz noch mehr zu trinken. Zu ihrer Linken lag ein langer Korridor. Aus einer der Türen traten zwei Frauen. Die eine hatte rote Locken, die andere dunkles Haar. Beide lächelten Mauritz freundlich an, und anschließend blinzelte die Rothaarige Agnes zu. Agnes’ Herz begann wie wild zu pochen. Sie machte Anstalten, sich vom Sofa zu erheben, aber die Frau drückte sie zurück in die Polster, setzte sich breitbeinig auf ihren Schoß und nahm ihr die Pfeife aus der Hand. Dann knöpfte sie ihr Mieder auf und entblößte ihre Brüste. Agnes sah die dicke Schminke der Frau, den Ausschlag unter dem Puder, das fleckige Kleid. Der unangenehme Geruch der Frau erinnerte sie an den Kuhstall zu Hause, wenn die Stiere vom Nachbarhof ausgeliehen wurden, damit sie die Färsen deckten. Mit nervösen Händen versuchte Agnes, die Frau zu verscheuchen, aber die lachte nur und packte spielerisch nach ihren Handgelenken.Jeden Augenblick konnte sie Mauritz verraten, dass Agnes ebenso wenig ein Mann war wie sie selbst.
    »Komm. Ich will es dir schön machen«, wisperte die Frau, ließ Agnes’ Handgelenke los und strich ihr stattdessen über die Oberschenkel.
    Agnes war verschwitzt und durcheinander, und der Gestank, der vom Parfüm kaum verdeckt wurde, bereitete ihr Übelkeit. Sie tastete nach der Hand der Frau, die Agnes’ Geheimnis in Kürze entdecken würde. Männlichkeit war zwischen ihren Beinen nicht zu finden.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass Mauritz sie beobachtete, während er die Dunkelhaarige ungeniert seine Hose aufknöpfen ließ. Die beiden schienen sich gut zu kennen. Sein Blick war eiskalt. Agnes begriff, dass dies ein Test war. Sie musste so schnell wie möglich hier weg.
    »Jetzt sei doch nicht so schüchtern, Agne. Wenn du möchtest, teilen wir.«
    »Teilen?« Ihre Stimme klang noch heller und dünner als sonst. Sie konnte ihre Angst nicht mehr verbergen.
    »Spiel nicht den Dummen.« Im Kerzenschein sah Mauritz’ schiefes Grinsen unheimlich aus. Aus einem der Räume drang ein Schrei, und dann ertönte eine männliche Stimme.
    »Halt die Schnauze, du verdammte Hure. Ich habe bezahlt, und jetzt machst du, was ich will.«
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick.
    »Mir geht es nicht gut.« Agnes kämpfte mit einer Panikattacke. Ungeschickt schob sie die übel riechende Frau von ihrem Schoß und stand so hastig auf, dass die Frau beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    »Willst du gehen?«, fragte Mauritz verärgert. »Wenn du lieber das kleine Mädchen aus dem Erdgeschoss willst, lässt sich das regeln. Man kann alles kaufen.« Die Dunkelhaarige zog Mauritz vom Sofa hoch und zu einem der Zimmer im Korridor, damit er nicht auf die Idee kam,Agne nach Hause zu begleiten. Die Rothaarige nahm Agnes Hand und steckte sie sich in dem verzweifelten Versuch, den Kunden zum Bleiben zu bewegen, unter den Rock. Eilig zog Agnes ihre Hand zurück, wandte sich angewidert ab und schwankte zur Treppe. Sie würde sich jeden Augenblick übergeben.
    »Agne! Verdammt, Agne! Hast du keinen Schwanz? Wenn du nicht willst, nehme ich sie beide.« Agnes tat, als hätte sie ihn nicht gehört und konzentrierte sich nur darauf, die Treppe hinunterzusteigen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Erst jetzt hörte sie das Stöhnen in den Zimmern und die Frauen, die den Männern mit gespreizten Beinen auf dem Schoß saßen und in den dunkleren Bereichen des Lokals sogar mit hochgezogenen Röcken dalagen. Agnes riss die Tür auf und stürzte auf die Straße. Dort stand sie eine Weile vornüber gebeugt mit den Händen auf den Knien und wartete ab, bis die Übelkeit sich legte. Langsam richtete sie sich auf und sog die kalte Abendluft ein.
    Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken.
    »Stimmt etwas nicht?« Neben ihr stand Marie. Sie hielt das Mädchen von der Theke fest im Griff. »Bei unserem neuen Mädchen hier kannst du der Erste sein. Das wird nicht billig, aber Mauritz hat gesagt, du kannst jede haben, die du

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