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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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willst.«
    Das Mädchen stand weinend und zitternd neben ihr.
    »Sie kann gar nichts, aber irgendjemand muss ja den Anfang machen.«
    »Nicht heute Abend. Ich fühle mich nicht richtig wohl.«
    »Falls es das erste Mal ist, können Sie auch mit zu mir kommen.« Maries Lächeln reichte nicht bis zu den Augen. Agnes wich zurück, damit die Frau sie nicht mehr anfassen konnte. Dass manche Menschen andere so nahan sich heranlassen mussten, um sich satt zu essen. Dass sie sich selbst verkaufen mussten, um zu überleben. Sie schüttelte den Kopf und ging langsam davon. Hinter sich hörte sie, wie die Tür zum Bordell zugeschlagen wurde. Sie wagte gar nicht, an das Mädchen zu denken, dass seine Unschuld an diesem schrecklichen Ort verlieren würde. Bryngel Strömstierna und sein Vater kamen ihr in den Sinn. Schluchzend erbrach sich Agnes auf die Stiefel ihres Vaters. Sie stützte sich an der Hauswand ab und übergab sich erneut. Am Ende war ihr Magen leer. Kalter Schweiß klebte an ihrem ganzen Körper. Bibbernd wischte sie sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    Es war jetzt kalt draußen. Kalt für diejenigen, die ihre Wohnungen nicht heizen konnten und kein Schaffell hatten, um sich zuzudecken. Für Geld kann man alles kaufen, dachte Agnes. Alles.

11
    Johan schlief schon lange. Als Karin ihn ansah, wurde sie von großer Dankbarkeit erfüllt. Sie hatte ganz vergessen, wie wunderbar und aufregend die Liebe sein konnte, und das ganz ohne Streit über Alltagsprobleme und Einkaufslisten.
    Der Schwimmsteg knarrte ein wenig. Sie hatte nicht mehr die Ruhe, in der Koje liegen zu bleiben. Sie zog sich einen Pullover über das Nachthemd und setzte sich hinaus in die Plicht. Die Teakbänke waren taufeucht und die Sommernacht hell. Im Hafen herrschte Stille. Ein deutsches Segelboot hatte neben der Andante angelegt. Cuxhaven stand auf dem Heck. Eine Seeräuberflagge war gehisst, und unter der Sprayhood lagen zwei orangefarbene Schwimmwesten. Mit Göran war ihr der Gedanke an Kinder fremd gewesen, aber mit Johan war das anders. Sie hatte gesehen, wie er mit seinem Neffen umging. Eines schönen Tages würde er bestimmt ein guter Vater sein. Wieder tauchte der Anblick des kleinen Jungen, der mit seiner Mutter im Moor gefunden worden war, vor ihrem inneren Auge auf. Seine Mutter war um ihr Leben gerannt, bis die Füße sie nicht mehr trugen. Was um alles in der Welt war passiert?
    »Karin? Geht es dir gut?« Johan stand an der Luke und sah sie besorgt an.
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Aber du frierst ja. Willst du nicht hereinkommen und dich wieder hinlegen?«
    Wortlos stieg Karin die Leiter ins Boot hinunter. Die Koje in der Bugkabine war noch warm.
    »Komm her.« Johan schmiegte sich an sie, und Karin legte den Kopf auf seinen Arm. »Ist es wegen des Falls auf Klöverö?« Er strich ihr über das Haar.
    »Ich sehe die beiden vor mir. Die Frau und das kleine Baby mit dem flaumigen Köpfchen. Ich muss herausfinden, was den beiden zugestoßen ist und wie sie dorthin geraten sind.«
    »Morgen, oder besser gesagt heute, arbeitet ihr ja weiter. Es ist halb vier.«
    »Ja, aber Margareta glaubt, dass wir nichts finden werden. Jedenfalls hat sie das gesagt. Ihrer Ansicht liegen die beiden schon lange dort.«
    »Wie lange denn?«, fragte Johan.
    »Ich weiß nicht, aber ich werde sie fragen. Es dauert eine Weile, das festzustellen, aber wenn man bedenkt, wie tief sie im Moorboden lagen, handelt es sich vielleicht um eine richtig lange Zeitspanne.«
    »Karin?«
    »Hm.« Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an.
    »Ich liebe dich. Schlaf jetzt.« Er küsste sie.
    Von seinen Worten wurde ihr innerlich ganz warm. Sie lächelte in sich hinein.
    »Ich liebe dich auch.«
Die verborgenen Lager von Marstrand
    Am nächsten Morgen war Agnes unterwegs zum zweiten Magazin des Tages. Sie hatte Kopfschmerzen, und ihr war immer noch etwas übel. Es hatte eine ganze Weile gedauert, Vaters Stiefel zu reinigen, und anschließend hatte sie sich im Innenhof von Kopf bis Fuß mit kaltem Wasser gewaschen. Obwohl sie eine ganze Kanne Wasser getrunken hatte, fühlte sich ihre Zunge rau und die Mundhöhle trocken an. Sie wagte gar nicht, an den vergangenen Tag zu denken. Allein der Gedanke, Mauritz zu begegnen, war ihr zuwider.
    Die Sonne blendete sie. Vom Himmel segelten zarte Schneeflocken. Sie schaute nach oben und ließ die Flocken auf ihrem Gesicht schmelzen. Vielleicht würden sie ihre Kopfschmerzen lindern. Wenn die Flocken auf der Erde landeten, lösten sie

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