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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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sich bei dem milden Wetter sofort auf. So weit oben auf der Insel gab es keine Wohnhäuser. Mauritz hatte ihr erklärt, dass das mit dem Schusswinkel der Kanonen zusammenhing. Hier durfte niemand bauen. Das Magazin dagegen war offenbar kein Problem. Sie hatte eine Wegbeschreibung erhalten und sich die Ziffer Drei notiert, auf dem Schlüssel stand jedoch eine Fünf. An und für sich gab es noch ein Lagerlokal ganz in der Nähe. Agnes dachte, dass der etwas angetrunkene Kaufmann ihr vielleicht die falsche Zahl genannt hatte. Der Schlüssel passte jedenfalls. Das Magazin, das einen Teil der Felswand als Mauer nutzte, machte nach außen nicht viel her, war aber gut bestückt. Überall standen Fässer, und es war nicht leicht, sich überhaupt Zutritt zu verschaffen. Nachdem sie sich an den Fässern vorbeigedrängt hatte, schien das Lager immer größer zu werden, der Fels bildete eine Art Höhle, und weiter hinten befand sich eine Treppe, die in den Fels gehauen worden war. Verwundert stieg Agnes hinunter.Links befand sich ein grottenartiger Raum, in dem vier Fässer lagerten. Obwohl sie zwei Meter davon entfernt stand, war der Kaffeegeruch deutlich wahrzunehmen. Stoffballen, Töpfe mit kostbaren Gewürzen, Kakao und Tabak. Schmuggelware so weit das Auge reichte. Noch dazu in großen Mengen.
    Kaufmann Widell musste ihr den falschen Schlüssel gegeben haben, anders konnte sie es sich nicht erklären, denn dieses Lager war wohl kaum für ihre Augen bestimmt. Agnes spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Hier war sie nie gewesen, sagte sie sich und ging zurück zum Eingang. Hinter der Tür lagen zwei Silbermünzen. Wie clever. Wenn sie noch dalagen, war dieser Ort unentdeckt geblieben, aber falls sie fehlten, musste sich derjenige, der den Köder ausgelegt hatte, dringend mit der Frage beschäftigen, wer Zugang zum Schlüssel gehabt und einen Einblick in die etwas dunkleren Geschäfte gewonnen hatte. Sie ließ das Geld liegen und sah sich sorgfältig um, konnte sich aber nicht mehr erinnern, ob der Boden geharkt gewesen war oder irgendein anderes Muster aufgewiesen hatte, als sie hereinkam. Mit der Hand fegte sie ihre Fußspuren weg, die sie auf dem lockeren Erdboden hinterlassen hatte. Anschließend machte sie hastig die Tür hinter sich zu, sah sich um und eilte zum nächsten Magazin auf der Liste.
    »Du hast nichts gesehen. Du weißt von nichts«, flüsterte sie sich selbst zu und arbeitete so schnell sie konnte. Rein zeitlich war durchaus denkbar, dass sie nur zwei Magazine geschafft hatte.
    Ein ganzes Lager voller Schmuggelware. Wenn das entdeckt wurde und dem Magistrat zu Ohren kam, musste irgendjemand hängen. Wollte Widell, dass sie davon erfuhr? Damit sie von ihr Mithilfe und Stillschweigen bei dunklen Machenschaften verlangen konnten? Oder hatte er einen Irrtum begangen, als er ihr ausgerechnetdiesen Schlüssel mitgegeben hatte? Immerhin war er betrunken gewesen. Wie auch immer, sie wollte mit der Sache nichts zu tun haben. Agnes setzte sich auf einen Sack und atmete einige Male tief durch. Sie durfte sich nicht das Geringste anmerken lassen. Fünf Schlüssel waren ihr ausgehändigt worden. Drei Magazine an einem Tag waren durchaus angemessen, aber wenn sie sogar vier schaffte, war sie mehr als ausgelastet und konnte guten Gewissens behaupten, für das fünfte Lager sei keine Zeit mehr gewesen.
    Obwohl es zu dämmern begann, arbeitete sie weiter. Sie war zur Hälfte mit dem vierten Lager fertig, als die Tür zufiel. Möglicherweise war es der Wind gewesen, denn in der Eile hatte sie die Tür nicht eingehakt. Agnes lief rasch, um sie wieder aufzumachen, und stellte fest, dass es ziemlich windstill war. Irgendjemand hatte die Tür zugeworfen. Dann erblickte sie Mauritz und seinen Vater, die zu Fuß die Böschung hinaufkamen. Sie waren ins Gespräch vertieft, verstummten jedoch, als sie Agnes erblickten. Agnes verkrampfte sich innerlich, bemühte sich aber, einen erstaunten Eindruck zu machen.
    »Die Tür ist zugefallen.« Sie befestigte sie mithilfe eines Seils.
    Zu ihrer Verwunderung entfernte Mauritz das Seil und machte die Tür hinter ihnen zu.
    »Ich bin gleich fertig.« Agnes versuchte, gelassen zu wirken. Sie hielt die Lampe über die letzten Fässer, überprüfte den Inhalt und zählte alles zusammen.
    »Sie sind fleißig.« Kaufmann Widell nickte. Mauritz scharrte mit dem Fuß im Erdboden und wirkte alles andere als erfreut, schon gar nicht über die Tatsache, dass Agnes für eine Aufgabe gelobt wurde, die

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