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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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und Red hat’s rausgefunden.«
    »Und wie?«, fragte Cecil.
    »Ein Nigger wusste was drüber und hat’s ihm gesteckt. Vielleicht hatte Red ihn wegen irgendwas festgenommen. Wegen irgendeinem Verbrechen.«
    »Wen festgenommen?«
    »Irgendeinen Nigger! Hören Sie denn nicht zu? Keinen bestimmten Nigger. Einen hypothetischen Nigger eben. Und dieser Nigger, der dachte, vielleicht fällt meine Strafe milder aus, wenn ich Red verrate, wo Miss Maggie …«
    »Was hatte er denn verbrochen?«, fragte Cecil.
    »Nichts! Er ist doch hypothetisch. Wie auch immer: Dieser Kerl, der wusste von dem Geld und erzählte Red, wo es angeblich war, und Red ging hin, und es war nicht da. Also wollte er Miss Maggie zwingen, ihm zu sagen, wo das Geld war – und hat sie dabei versehentlich umgebracht.«
    »Wenn ich der wär«, sagte Mr. Calhoun, ein normalerweise sehr stiller Mann im Overall, »hätt ich diesen hypothetischen Nigger, der mich angelogen hat, vertrimmt, und nicht die arme alte Niggerfrau.«
    »Sie sind unmöglich«, sagte der große Detektiv Mr. Evans.
    »Und – hat Red das Geld gefunden?«, fragte Cecil.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mr. Evans, »aber ich wette, er hat. Wahrscheinlich hatte er einen Komplizen. Eine Frau. Sein Auto hat er stehen lassen, und sie sind in ihrem geflohen.«
    »Warum hat er sein Auto stehen lassen?«, fragte Cecil.
    »Harry hier hatte es gesehen, und Red wusste, dass er es wiedererkennen würde«, sagte Mr. Evans.
    »Woher wusste Red, dass Harry es gesehen hatte?«
    »Er muss Harry gesehen haben«, sagte Mr. Evan. »Herrgott, diesen Teil hab ich noch nicht rausklamüsert. Geben Sie mir ein, zwei Tage.«
    Neben dieser Version der Ereignisse gab es noch andere. Manche sagten, Red habe nicht nur Miss Maggie getötet, sondern sei der »Flussmörder«, wie der Mörder jetzt genannt wurde.
    Aber das war keine populäre Theorie. Es sprach zu viel dagegen. Erstens war Miss Maggie nicht gefesselt und verstümmelt worden. Zweitens nahmen viele an, dass Weiße solche bestialischen Morde nie begehen würden. Und drittens waren die meisten überzeugt, dass der wahre Schuldige bereits gehängt worden war. Der Grund, warum sie glaubten, Mose sei der Täter, war denkbar einfach. Seit seinem Tod hatte es in den Wäldern am Fluss keinen Mord mehr gegeben.
    Viele glaubten, Red habe nicht einmal Miss Maggie getötet.
    Natürlich warf das eine Menge Fragen auf. Warum hatte Reds Auto vor Miss Maggies Haus gestanden? Warum war er verschwunden? Warum hatte man sein Auto gefunden, völlig zerkratzt zurückgelassen in den Wäldern?
    Für all diese Fragen gab es natürlich Antworten. Wie zum Beispiel, dass Red Miss Maggies Geld gefunden habe und damit durchgebrannt sei. Hatte nicht irgendwer ihn sagen hören, er wolle eines Tages ins Ausland gehen?
    Unterm Strich kam niemand zu irgendeinem Ergebnis, und schließlich wurde daraus »die rätselhaften Nigger-Morde«. Niemand interessierte sich mehr dafür – außer Daddy. Allerdings interessierten sich einige für Red.
    War er womöglich von dem Flussmörder entführt worden? Vielleicht hatte er Hinweise auf die Identität des Mörders gefunden, und der musste Red dann loswerden.
    Obwohl sich Red noch nie für den Mörder interessiert hatte, wurde das eine beliebte Theorie, dicht gefolgt von der, dass Red das versteckte Geld gefunden und sich nach Paris oder sonstwohin abgesetzt hatte.
    Es ging sogar das Gerücht um, einer seiner Freunde bekäme regelmäßig Postkarten von Red, die er mit einem Codenamen unterschrieb, Postkarten aus exotischen Orten in aller Welt. Es hieß, auf einigen der Karten seien Lippenstiftspuren, Küsse, die Red seine Freundinnen in allen Ländern gebeten hatte, mit ihren weichen roten Lippen auf den Karten zu platzieren.
    Da diese Karten aus aller Welt jedoch angeblich in kürzester Zeit hintereinander eintrafen, war das keine sehr überzeugende Geschichte.
    Ich glaube, was die Gerüchte ins Kraut schießen ließ, war die Tatsache, dass Daddy keine neuen Fakten lieferte. Ein paar Tage lang war Daddy wieder der Alte gewesen, aber seine Untersuchungen hatten bei Reds im Wald gesichteten Auto aufgehört, und seither war nichts mehr passiert.
    Die ganze Sache legte sich auf ihn wie ein Felsblock, und er kehrte zurück an diesen dunklen Ort, an dem er so viele Monate lang gewesen war; und im Gegensatz zu vorher bemühte er sich nicht einmal, uns aus dem Weg zu gehen, wenn er sich betrank. Ziemlich bald zeigten sich Whiskeyflaschen offen im

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