Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
einen kleinen Stand am Straßenrand hatte, an dem er ab und zu Gemüse verkaufte, und an dem heißen Tag, von dem ich spreche, brachte ihn plötzlich eine leichte Magenverstimmung in Bedrängnis, und er überließ die Aufsicht über den Stand seinem Sohn Wilson.
Nachdem er sein Geschäft verrichtet hatte, sagte Mr. Sumption, drehte er sich eine Zigarette und ging neben das Plumpsklo, um sich den fliegenverseuchten Haufen anzusehen, in der Hoffnung, der Fluss würde etwas weggeschwemmt haben. Aber trocken, wie es war, war das Wasser niedriger und der Haufen höher, und etwas Ungewöhnliches stak darin.
Auf den ersten Blick dachte Mr. Sumption, es sei ein großer, aufgedunsener Wels, der mit dem Bauch nach oben tot im Dreck lag; eine dieser enormen Kreaturen des Flusses, von denen manche Leute behaupteten, sie könnten kleine Hunde und Babys verschlingen.
Aber ein Wels hat keine Beine.
Sogar, als er die Beine gesehen habe, sagte Mr. Sumption, habe er nicht registriert, dass dort ein Mensch vor ihm lag. Es sah zu aufgeschwollen, zu fremd aus, um ein menschliches Wesen zu sein. Aber es war eines, und es war eine Frau. Ihre Beine waren gekreuzt und an den Knöcheln gefesselt. Einer ihrer Arme war weit auf den Rücken gebogen und so nahe an den Füßen festgebunden worden, dass der Rücken sich bog. Der andere Arm war in einer Weise gefesselt, dass es aussah, als griffe sie über die Schulter, um sich am Rücken zu kratzen, aber die Hand fehlte. Das Seil war um den Unterarm geschlungen und an den anderen Arm geknotet worden.
Mr. Sumption kniete sich vorsichtig neben den Haufen, darauf bedacht, nicht in all das zu treten, was seine Familie den Sommer über hinterlassen hatte. Er sah den aufgedunsenen Körper der Frau, der mit dem Gesicht nach unten in dem feuchten, braunen Dreck lag, und die Fliegen freuten sich ebenso über die Leiche, wie sie sich über den Dreck freuten.
Mr. Sumption sattelte sein Pferd, und kurze Zeit später war er bei uns. Ich war gerade auf dem Feld und versuchte, verkrusteten Matsch von ein paar Tomatenpflanzen abzuklopfen, damit sie nicht eingingen, als er auftauchte.
Er ritt an den Rand des Feldes, sprang von seinem Pferd und rief mich. Toby bellte ihn an, aber es war ein freundliches Bellen; er kannte Mr. Sumption.
Ich lief über das Feld zu ihm herüber, und er sagte, er müsse dringend meinen Daddy sprechen. Die Leute wussten nicht, dass Daddy an der Flasche hing, zumindest die meisten. Der Großteil seiner Trunkenheit spielte sich zu Hause ab. Ich hasste die Vorstellung, dass Mr. Sumption Daddy so sehen würde; bisher waren wir ziemlich gut darin gewesen, das Ganze zu verbergen.
Aber das hier war etwas, das Daddy wissen musste. Ich bat Mr. Sumption zu warten und ging zur Scheune, um Daddy zu holen. Er lag im Bett, das er sich aus einem Laken und etwas Heu gemacht hatte, und sein Kopf lag auf Sally Redbacks Sattel. Er war wach, und als ich hereinkam, drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Ich sah eine Regung über sein Gesicht gleiten, die vielleicht Scham, vielleicht peinliches Berührtsein, vielleicht auch beides ausdrückte – vielleicht hatte er aber auch nur Bauchschmerzen.
Ich nahm an, es würde ihn nicht weiter interessieren, aber als ich ihm erzählte, dass Mr. Sumption eine tote, gefesselte Frau gefunden hatte, stand er schnell auf und stolperte über eine Whiskeyflasche, machte sich aber nicht die Mühe, sie wieder hinzustellen. Ich auch nicht. Daddy ging aus der Scheune. Ich sah, wie der Whiskey aus der Flasche auf den staubigen Boden lief.
Bis zum heutigen Tag habe ich keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken.
Daddy sah ein bisschen krank aus, als habe er eine langwierige Grippe hinter sich, aber er hastete vor mir her über das Feld zu Mr. Sumption.
Als Mr. Sumption Daddy von seinem Fund erzählt hatte, ritt er zurück, und Daddy folgte ihm im Auto. Ich wollte mit, aber Daddy bestand darauf, dass ich hier bliebe. Ein Teil von mir fand, dass Daddy mir nichts mehr zu befehlen habe; er hatte den Respekt verspielt, den ich vor langer Zeit vor ihm gehabt hatte. Aber ich blieb da. Vielleicht nur, weil ich nicht mit ihm zusammen sein wollte.
Später erfuhr ich, dass Daddy und Mr. Sumption mit einer Harke und einem Rechen die Leiche aus dem Haufen zogen und sie dann in den Fluss hielten, um den Dreck abzuwaschen; etwas, das heutzutage jeder gerichtsmedizinisch geschulte Polizist vermeiden würde. Aber zu dieser Zeit wusste man nichts von Gerichtsmedizin. Ich bin nicht mal
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