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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Haus.
    Grandma versuchte es auf die harte Tour. Sie beschimpfte ihn übel, aber es schien ihn nicht zu kümmern.
    Schließlich zog er samt seinen Flaschen in die Scheune – und es war, als würde er nicht mehr existieren. Er bekam etwas Geld aus dem Friseurladen, obwohl das meiste an Cecil ging, und hin und wieder machte er sich im Haus oder auf dem Hof zu schaffen, aber das Pflügen überließ er mir, und alleine konnte ich es noch nicht besonders gut.
    Noch nie zuvor hatten wir so verzweifelt um unsere Existenz gekämpft.
    Als ob es nicht schon schwer genug wäre, eine Farm am Laufen zu halten, setzte ein heftiger Regen ein, heftiger noch als der, der Grandma und mich in Moses Hütte verschlagen hatte.
    Während es derartig regnete, konnte man nicht gut das Feld bestellen. Der Regen hielt tagelang an, er überflutete unsere Felder, wusch den Boden weg, nahm die Pflanzen mit sich oder schlug sie an Ort und Stelle kaputt.
    Grandma sagte, dass sei ja wohl die gottverdammteste Sache auf der ganzen Welt. In Nord-Texas hatte sie mit ansehen müssen, wie alles vertrocknete und weggeweht wurde – und jetzt war sie hier und sah zu, wie alles vergammelte und weggespült wurde.
    Der Regen brachte die Flut, und der Sabine River stieg, trat über die Ufer und raste, wirbelte tollwütiges Wasser zu braunen schäumenden Wellen. Der Fluss veränderte sogar seinen Lauf, indem er schwächere Dämme überspülte, Bäume entwurzelte und mitnahm; manche von ihnen waren so groß, dass man damit den Bug der Arche Noah hätte bauen können.
    Aber schließlich war es vorüber. Der Regen hörte auf, der schwarze Himmel riss auf, zeigte das Blau dahinter und auch die Sonne, in all ihrer heißen, goldenen Schönheit. Tatsächlich wurde es so heiß wie die Hölle und so trocken wie arabischer Sand. Matsch wurde zu harter Kruste, als bilde die Erde Schorf auf einer Wunde.
    Nachts wurde der dunkle Sack geöffnet, der über den Himmel geworfen worden war, die Sterne fielen heraus und glühten wie Augen eines erschreckten Tieres, überall am schwarzen samtenen Himmel.
    Der Fluss hörte auf zu brüllen – jetzt murmelte er wie ein Mann, der, mit dem Bauch voller Maisbrot und Bohnen, zufrieden eingeschlafen ist. Die Dämme bröckelten nicht weiter, die Erde wurde wieder fest, und der Fluss floss glücklich innerhalb seiner neuen Grenzen, als habe der Himmel ihn nie misshandelt.
    *
    Clem Sumption wohnte ungefähr zehn Meilen von uns entfernt, dort, wo eine kleine Straße von etwas abzweigte, das als Highway diente. Heute würde man es nicht mehr Highway nennen, aber es war die Hauptstraße, und wenn man von der abbog, um durch unseren Waldwinkel den Weg nach Tyler zu nehmen, musste man an Mr. Sumptions Haus vorbei, das nahe am Sabine River stand.
    Clems Plumpsklo stand direkt am Ufer des Flusses und war so gebaut, dass alles, was aus der Familie Sumption herauskam, direkt in den Fluss fiel. Viele Familien stellten ihre Plumpsklos am Fluss auf, obwohl eine Menge Leute, wie auch Daddy, entsetzt darüber waren. Damals aber hielt man so etwas für eine praktische Wasserspülung. Daddy fand, es war nicht nur eklig, sondern zeuge auch von Faulheit. Um ein ordentliches Plumpsklo zu bauen, brauchte man die Ausdauer, ein Loch zu graben. Ein sehr tiefes Loch. Wenn das Loch voll war, musste man eben ein neues graben, das Plumpsklo versetzen, das alte Loch zuschütten – und dann anfangen, das neue zu füllen.
    Die faule Tour war, ein Plumpsklo direkt am Fluss aufzustellen, sodass der Dreck schräg aufs Ufer fiel. Wenn das Wasser stieg, wurde er weggespült. Wenn nicht, musste man höllisch auf die Windrichtung achten. Große blaugrüne Schmeißfliegen versammelten sich auf der dunklen Sauerei und schillerten wie Juwelen in ranziger Schokolade. Wenn in der Trockenzeit ein plötzlicher Wind aufkam, warf der Gestank einen um.
    Mr. Sumption und seine Söhne hatten Holzplanken an den Seitenwänden des Plumpsklos angebracht, damit man es während der Flut hochheben und wegtragen konnte. Wo sie sich während der Flut erleichterten, weiß ich nicht; aber als sie vorüber war, trugen sie das Plumpsklo wieder ans Ufer, nahe an die Stelle, wo es vor der Flut gestanden hatte.
    Als der Wasserpegel wieder niedriger wurde, stellte sich heraus, dass der Dreck nicht völlig weggewaschen worden war, sondern als großer brauner Hügel am Hang unter dem neuen Ort der Gelegenheit parkte.
    Bevor ich erzähle, was jetzt passierte, ist es wichtig zu erwähnen, dass Mr. Sumption

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