Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Rücklicht fehlte.
    Es war noch nicht ganz sicher, aber es sah danach aus, dass Red Miss Maggie umgebracht und uns wegen Mose alarmiert hatte. Grandmas Theorie schien zu stimmen.
    Aber da war immer noch ein anderes Rätsel.
    Miss Maggie wurde im hinteren Teil ihres Anwesens beerdigt, in einem Sarg aus Zedernholz, den Mr. Groon gestiftet hatte. Es war ein einfaches Begräbnis, zu dem aber viele Leute kamen, schwarze und weiße. Miss Maggie war beliebt gewesen.
    In ihrem Haus fand man ein Schriftstück, das jemand für sie geschrieben hatte; in ungelenker Schrift hatte sie ihren Namen darunter gekritzelt. Sie wollte, dass das Schwein und das Maultier jemand bekam, der es gebrauchen konnte, und sie wollte, dass Freunde und Bekannte sich in ihrem Haus umsehen und mitnehmen sollten, was ihnen gefiel. Das wurde prompt erledigt, noch bevor ein neuer Besitzer für das Maultier und das Schwein gefunden war. In ihrem Testament stand außerdem, dass man ihr Land verkaufen und der Erlös an Red Woodrow gehen sollte. Das Land wurde zu einem guten Preis verkauft, aber Red holte sich sein Geld nie ab.
    Mysteriös war, dass Miss Maggie, einen Tag, nachdem sie beerdigt worden war, wieder ausgegraben wurde. In ihrem Hof befand sich nur noch ein leeres, offenes Grab, und soweit ich informiert bin, weiß bis zum heutigen Tag niemand, was mit der Leiche gemacht wurde oder wohin sie gebracht worden ist.
    Nach der Sache mit Miss Maggie lief in der Stadt das Gerücht um, dass womöglich gar nicht Mose der Mörder all der Frauen war, sondern Red, der in einem Wutanfall auch Miss Maggie getötet hatte.
    Natürlich wusste niemand, dass sie seine Mutter und Mose sein Vater gewesen war; auch nicht, dass es schien, als habe Red die Nachricht an unserer Tür hinterlassen. All das behielt Daddy für sich.
    Was er publik machte, war lediglich, dass ich das Auto bei Miss Maggie gesehen hatte, und weil es mir verdächtig vorgekommen war, hätte ich Daddy geholt, und er habe dann weitere Untersuchungen vorgenommen. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn Daddy ließ aus, dass ich Miss Maggies Leiche gefunden hatte. Er tat das, weil er fürchtete, der Verdacht könnte auf mich fallen, und da es in dieser Zeit nicht sehr populär war, könnte man mich das entgelten lassen.
    Die Spekulationen darüber, warum Red Miss Maggie ermordet habe, waren so zahlreich wie Ameisen auf dem Waldboden. Eine beliebte Version war, dass Red – der in dem Ruf stand, sein Geld nicht immer auf ehrliche Weise zu verdienen – das Geld gestohlen hatte, das Miss Maggie in ihrem Haus versteckt hatte. Bislang hatten die Leute geglaubt, Maggie habe alles Geld ausgegeben, aber jetzt waren sie sicher, dass es irgendwo in ihrem Haus gewesen war. Das warf die Frage auf, warum Miss Maggie den Erlös vom Verkauf ihres Landes Red zugesprochen hatte. Manche sagten, er habe sie zu diesem Testament gezwungen; aber das erklärte nicht die Verfügungen wegen des Maultiers, des Schweins und ihrer Haushaltsgegenstände.
    Jahre später, als publik wurde, dass Red Miss Maggies Sohn war, änderten sich die Details dieser Spekulationen etwas. Es hieß dann, Red habe Miss Maggies Leiche ausgegraben, um sie noch einmal zu bestatten – sozusagen im familiären Kreis. Ein anderes Gerücht besagte, dass ein farbiger Voodoo-Zauberer Miss Maggie exhumiert habe, um ihre Körperteile für seinen Zauber zu verwenden; und manche behaupteten sogar, dass Miss Maggies ausgegrabene, verwelkte, trockene Hand in eine wundertätige Hand verwandelt worden war. Über die Jahre gab es immer wieder ein paar Leute, die sie gesehen haben wollten – als könnten sie eine trockene schwarze Hand von der anderen unterscheiden.
    Ich erinnere mich, dass eines Tages im Friseurladen, als auch Tom und ich gerade da waren, Mr. Evans uns an seinen Spekulationen teilhaben ließ, während Cecil an den Haaren über seinen Ohren schnippelte. Mr. Evans war genau der Richtige, um Vermutungen anzustellen: Wie Grandma las er viele Kriminalgeschichten und hielt sich selbst für jemanden, an dem ein hervorragender Detektiv verloren gegangen war; wobei seine Detektivarbeit sich bisher darauf beschränkt hatte, über die Geschichten in unseren Groschenheftchen nachzugrübeln.
    Er war ein kleiner, fetter Mann mit der Angewohnheit, seine Lippen zu schürzen, wenn er einer Sache Nachdruck verleihen wollte oder etwas erzählte, was er für ausnehmend mysteriös hielt.
    »Gesetzt den Fall, Miss Maggie hatte ihr Geld vergraben oder versteckt,

Weitere Kostenlose Bücher