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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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stürzte sich auf ihn.
    Instinktiv begann ich, den Jungen zu treten, und er ließ von Daddy ab und ging auf mich los. Aber Daddy war wieder auf den Beinen. Der Stiel schwirrte durch die Luft. Der Junge erlosch wie eine Lampe, und der andere, der noch bei Bewusstsein war, fing an, auf allen vieren loszukrabbeln, wie ein verkrüppelter Tausendfüßler. Schließlich kam er wieder hoch und rannte ins Haus.
    Mr. Nation versuchte mehrmals aufzustehen, aber immer, wenn er das versuchte, schlug Daddy ihn nieder. Er schlug ihn in die Seiten, auf den Rücken, auf die Beine, bis er nicht mehr konnte und sich erschöpft auf den mittlerweile splitternden Knüppel stützte.
    Dann legte er wieder los; immerhin war er aber so weit zu Verstand gekommen, dass er Nation jetzt mit der flachen Seite schlug.
    Schließlich rollte Nation sich auf den Rücken, hielt die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Daddy, der gerade wieder ausgeholt hatte, hielt inne. Der Dämon war ausgetrieben. Ich wusste jetzt, was Grandma gemeint hatte, als sie gesagt hatte, Daddy sei aufbrausend.
    Nation, mit gebrochenen Rippen, aufgeplatzten Lippen, eingeschlagenen Zähnen, vor Schmerzen brüllend, lag auf dem Rücken wie ein Hund, der seinen Herrn milde stimmen will.
    Als Daddy wieder zu sich kam, sagte er: »Unten am Fluss haben sie Louise Canerton gefunden. Tot. Genauso verwundet und genauso gefesselt wie die anderen. Du und deine Jungs und deine sauberen Freunde, ihr habt einen Unschuldigen gehängt.«
    »Und du willst das Gesetz vertreten?«, fragte Nation und spuckte Blut aus. »So was hier darfst du nicht tun.«
    »Wenn ich das Gesetz vertreten würde, würd’ ich dich einsperren dafür, was du Mose angetan hast, aber das würde nichts helfen. Keiner würde gegen dich aussagen, Nation. Alle haben Angst vor dir. Aber ich nicht. Ich hab keine Angst. Und ich schwöre bei Gott, solltest du mir je wieder über den Weg laufen, bring ich dich um und prügle deine Leiche so lange, bis nichts mehr von dir übrig ist. Du kannst von Glück reden, dass dieser Stiel hier nicht so robust ist wie die andern, die ich habe.«
    Daddy warf den zersplitterten Axtstiel weg. »Kommt«, sagte er. Ich ging zurück ins Auto. Mama, Tom und Grandma kamen hinterher. Mama legte ihren Arm um Daddys Hüfte, und er legte seinen Arm um ihre Schultern.
    Als wir an Mrs. Nation vorbeikamen, sah sie auf und stützte sich auf ihre Harke. Sie hatte ein blaues Auge, eine geschwollene Lippe und blaue Flecken auf der Wange. Sie lächelte uns an.
    »Einen schönen Tag noch«, sagte Grandma.
    *
    Als die Prügelei vorbei war und wir wieder zu Hause waren, erklärte mir Daddy, wessen Leiche sie gefunden hatten. Ich setzte mich auf die Schaukel auf der Schlaf-Veranda, sah nach draußen, auf nichts Bestimmtes, und dachte an Mrs. Canerton. Tom saß neben mir und tat dasselbe.
    Mrs. Canerton war keine arme unglückliche Unbekannte, sie war jemand, den wir gekannt und sehr gemocht hatten. Es war schwer, sich vorzustellen, dass die schöne Frau, die ich auf der Halloween-Party gesehen hatte, die Frau, die umschwärmt gewesen war von jedem Mann, der Augen im Kopf hatte, jetzt in unserer Scheune lag, eingewickelt in eine Plane und genauso zerschnitten wie die anderen Frauen.
    Es war wie ein Schlag.
    Als wir da saßen, kam Daddy herein und quetschte sich zwischen uns auf die Schaukel. Er roch nach altem Schweiß und Whiskey. »Hört zu, Kinder«, sagte er. »Ich weiß, ich war in letzter Zeit nicht gerade ein Vorbild. Aber auf eins könnt ihr euch verlassen: Mit alldem ist jetzt Schluss. Ich bin ein Idiot gewesen. Aber jetzt habe ich zu mir zurückgefunden – und da bleibe ich auch. Solange ich lebe, werde ich nie wieder einen Tropfen Whiskey oder sonst ein starkes Zeug trinken. Verstanden?«
    »Ja, Sir«, sagten wir.
    »Morgen bringen wir als Erstes das Feld auf Vordermann, und ab übermorgen arbeite ich wieder regelmäßig im Friseurladen. Ich habe kein besonders gutes Beispiel abgegeben, und ich hab keine Entschuldigung dafür, außer meinem Selbstmitleid. Und wisst ihr was? Ich habe gedacht, vielleicht hat es Mose am Ende doch getan. Ich weiß nicht, warum ich das dachte; aber als all diese Morde aufhörten, dachte ich es plötzlich.«
    »Ich auch«, sagte ich.
    »Also gut. Lasst uns wieder das werden, was wir sein sollen. Eine Familie.«
    »Daddy?«, fragte Tom, »wirst du dich auch wieder regelmäßig waschen?«
    Daddy lachte. »Ja, Liebes, das werd ich.«

21.
    Daddy hielt sein Wort. Ich habe

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