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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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nie gesehen oder gehört, dass er jemals wieder einen Drink genommen hätte. Er begann, wieder auf dem Feld und im Friseurladen zu arbeiten. Und in kurzer Zeit belebte er das Haus wieder.
    An dem Tag, von dem ich gerade erzähle, machte er Wasser heiß und nahm auf der Schlaf-Veranda ein Bad in dem alten Zuber. Wir anderen warteten in der Küche. Man könnte meinen, wir warteten auf die Auferstehung des Lazarus, und in gewissem Sinn stimmte das auch. Denn als die Hintertür aufging und er ins Haus kam, schien es, als sei er neugeboren.
    Er stand sehr aufrecht. Sein Gesicht war rasiert. Seine Haut war frisch und sauber. Sein Haar war zurückgekämmt, er trug frische Kleider, und in der Hand hielt er seinen braunen Hut, den besten Hut, den er hatte.
    Er nahm Mama in die Arme und küsste sie, und er küsste sie richtig, obwohl wir dabei waren; Mama und Daddy waren immer liebevoll zueinander, aber sie hatten sich vor uns noch nie so geküsst, wie sie sich jetzt küssten.
    Als Mama und Daddy sich lächelnd voneinander lösten, setzte er seinen Hut auf und sah mich an. »Harry«, sagte er, »es wäre schön, wenn du mitkommst.«
    »Ich will auch mit«, sagte Tom.
    »Nein, Süße. Nur Harry. Er ist fast ein Mann, und vielleicht brauch ich seine Hilfe.«
    Ich kann nicht beschreiben, was das für mich bedeutete. Ich stieg mit ihm ins Auto, und wir fuhren zu Mrs. Canertons Haus.
    *
    Mrs. Canertons Haustür war nicht verschlossen, aber das war damals nicht ungewöhnlich. Die Leute verschlossen ihre Türen nicht wie jetzt. Es war nicht nötig.
    Daddy sah sich im Haus um, während ich im Wohnzimmer stand, mir die Bücher in den Regalen ansah und daran dachte, wie begeistert Mrs. Canerton von Büchern gewesen war. Ich sah ein paar, die ich gelesen hatte, und wurde noch trauriger.
    Als Daddy zurück ins Wohnzimmer kam, schüttelte er den Kopf.
    »Es gibt nirgendwo Anzeichen eines Kampfes. Sie ist einfach verschwunden. Vielleicht war sie gerade draußen, als der Kerl sie geschnappt hat, vielleicht hat sie ihn auch gekannt und ist sorglos mit ihm mitgegangen. Und wenn das zutrifft, kämen ziemlich viele in Verdacht, weil sie jeden kannte und zu jedem freundlich war.«
    Wir gingen in den Hinterhof, wo sie immer ihr Auto parkte. Es war weg.
    »Das ist ja schon mal was«, sagte Daddy. »Es heißt, dass sie mit dem Wagen los ist und den Kerl unterwegs mitgenommen hat oder mit ihm zusammen losgefahren ist.«
    »Vielleicht kann Cecil uns weiterhelfen«, sagte ich, »er hat sich manchmal mit ihr getroffen.«
    »Das hab ich auch gerade gedacht.«
    Wir gingen rüber zum Friseurladen. Bis auf Cecil war niemand da. Cecil saß in Daddys Barbierstuhl und las ein Kriminalmagazin.
    Cecil war überrascht, Daddy so herausgeputzt und frisch gewaschen zu sehen. »Wie wär’s, verpasst du mir einen Haarschnitt, Cecil?«, fragte Daddy und nahm seinen Hut ab.
    Cecil stand auf und warf das Magazin zu den anderen auf den Tisch. »Klar. Du siehst gut aus, Jakob.«
    Daddy setzte sich in den Stuhl. Cecil legte ihm ein Handtuch über die Schultern und legte los. »Hast du das mit Louise gehört?«, fragte Daddy.
    »Na ja, wir sehen uns zurzeit nicht gerade oft. Was ist mit ihr?«
    »Sie ist tot, Cecil.«
    Die Schere hörte auf zu schneiden. Cecil ging um den Stuhl herum und sah Daddy an. »Das ist nicht wahr, oder?«
    Daddy schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, doch. Ich wollte dir das nicht so vor den Latz knallen; aber es gibt keinen anderen Weg, es zu sagen. Wir haben ihre Leiche am Fluss gefunden. Dieser Irre hat sie sich geschnappt.«
    »Mose war es nicht«, sagte Cecil. »Du hast es immer gesagt. Mose war’s nicht.«
    Cecil setzte sich in einen der Stühle für die Kunden und klickte geistesabwesend mit der Schere.
    »Ich hab immer geglaubt, sie und ich könnten ein gutes Paar abgeben, weißt du. Aber es hat nicht funktioniert. Sie wollte nicht, dass was Ernstes draus wird; sie wollte mich nicht mehr sehen. Ich hab immer noch viel an sie gedacht. Ich glaube, ich hab sie geliebt. Mein Gott … wie zum Teufel konnte das passieren? Sie war keine Hure vom Fluss.«
    »Ich dachte, vielleicht weißt du, ob sie sich mit jemand getroffen hat, der nicht ganz sauber war – oder ob du sonst irgendwas mitgekriegt hast, das dir verdächtig vorkam.«
    »Nein … Jakob, wär’s okay, wenn ich deine Haare ein andermal schneide? Ich fühle mich nicht besonders.«
    Daddy nickte. »Ist schon gut, Cecil. Ich hab sowieso noch zu tun. Ich dachte nur, du könntest uns

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