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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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anfängt, sie mit der gleichen Sorgfalt zu behandeln, mit dem gleichen Respekt wie weiße Leute, dann könntet ihr Probleme kriegen.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Ja. Es gibt Gerüchte, dass Jakob einen Nigger wegen dem Mord festgenommen hat.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Man sagt, er versteckt diesen Nigger irgendwo. Was ich Jakob sagen will, ist das: Gib den Nigger raus. Weil, wenn er’s nicht tut, sieht es übel für ihn aus.«
    »Jakob hat niemanden wegen Mordes verhaftet. Und wenn’s so wär, was wäre so schlimm daran?«
    »Nichts. Wir wollen nur, dass er uns den Mörder übergibt.«
    »Vor ein paar Minuten war es dir noch egal, dass eine Farbige ermordet wurde. Und jetzt plötzlich nicht mehr?«
    »Mir ist es nicht egal, wenn vielleicht eine weiße Frau – eine wie du – die Nächste ist. Wenn ein Nigger erst mal Blut geleckt hat, reichen ihm schwarze Frauen irgendwann nicht mehr. Bald wird er eine weiße wollen. Eine von denen, die er ermordet hat, hatte weißes Blut in sich.«
    »Jetzt ist es also wichtig, weil sie weißes Blut hatte. Ich dachte, Leute wie du glauben, ein Tropfen farbiges Blut macht einen Menschen farbig, egal, wie viel weißes Blut in ihm steckt.«
    »Nein, ich glaub das nicht. Es gibt Abstufungen. Weißes Blut kann dominant sein. Es ist die Art, wie du aussiehst, die dich zum Nigger macht. Wie du lebst.«
    »Ein Leben ist ein Leben, Red. Dunkle Haut. Helle Haut. Und alles dazwischen. Das ist es, was Jakob umtreibt.«
    »So wie’s aussieht, May Linn, hat Jakob den Mörder schon, und er beschützt ihn, weil er ein Nigger ist.«
    »Du weißt, dass das völliger Unsinn ist.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Dr. Stephenson sagt, Jakob steht den Niggern sehr nah.«
    »Wie ich schon sagte: Dr. Stephenson ist ein Idiot.«
    Red lachte. »Vielleicht, was das angeht. Ich bin hier, um zu helfen, May Linn. Ich bin hier, um Jakob zu warnen.«
    »Bist du dir da sicher? Ich glaube, das hier hat mit etwas anderem zu tun als der Tatsache, dass er dich damals gerettet hat.«
    »Ja. Ich bin ihm auch in einer anderen Sache was schuldig. Und deinetwegen. Ich will nicht, dass etwas passiert, das dann auch auf dich zurückfällt.«
    »Das ist sehr aufmerksam von dir … jetzt. Aufmerksam zu sein.«
    »Ich war ein verdammter Narr …«
    »Still«, sagte Mama, »sprich nicht davon.«
    Red schwieg einen Moment. Nach einer Zeit, die wie eine Ewigkeit schien, sagte er: »Ich will, dass Jakob weiß, dass gewisse Leute ihm einen Besuch abstatten könnten.«
    »Redest du vom Klan?«, fragte Mama.
    »Ich will nur sagen …«
    »Red. Ich habe gehört, dass du verbittert bist. Dass du mit denen sympathisiert, mit diesen lakentragenden Spinnern …«
    »Pass auf, was du sagst, May Linn.«
    »Ich muss nicht aufpassen. Ich hätte das nie von dir gedacht. Ich kannte dich, als wir jung waren, Red. Ich kannte dich als einen, der dieser armen alten farbigen Frau, Miss Maggie, etwas zu essen brachte.«
    »Wir waren nur Kinder.«
    »Diese Frau hat dich praktisch aufgezogen, Red.«
    »Sie war nur eine Niggerfrau, die für Daddy arbeitete. Ich hab auch Daddys Hunde gefüttert.«
    »Du weißt, dass sie mehr getan hat, als für deinen Daddy zu arbeiten. Du bist an ihrer Brust gestillt worden. Du hast mit ihren Kindern gespielt, als wären’s deine Geschwister. Dann wurde dein Daddy alt, und sie auch. Sie war wie eine Mutter für dich. Sie war viel mehr deine Mutter, als deine echte Mutter es war. Und sie war viel mehr die Frau deines Vaters, als deine Mutter es war.«
    »Das reicht!«
    Ich hörte einen Schlag, als würde eine Hand auf den Tisch sausen, ein Stuhl fiel um. Ich stieß die Tür auf und rannte hinein.
    »Bist du okay, Mama?«
    »Ja, Liebling. Ich bin okay.«
    Red stand vor dem Tisch, seinen Hut in der Hand. Sein Gesicht so rot wie seine Haare, sein Knie leicht vorgestreckt, kratzte er mit der Schuhspitze auf dem Küchenboden, den er vor kurzer Zeit gelobt hatte. Er funkelte Mama an. »Du bist genauso geworden wie Jakob«, sagte Red.
    »Und du könntest von Glück sagen, wenn du nur ein bisschen so wärst wie er«, sagte Mama. »Du hast etwas Übles in dir, das schon immer da war, Red. Es war nicht nur meinetwegen, dass du so geworden bist.«
    »Du hast es nicht gerade verhindert.«
    Red sah mich an. Seine Hand zitterte, als er seinen Hut aufsetzte.
    »Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich hätte mich vielleicht anders entscheiden sollen«, sagte Mama. »Nur einen Moment lang habe ich das gedacht. Aber seit langer

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