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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Zeit ist mir klar, dass das falsch gewesen wäre. Trotzdem, ich habe dich immer noch für einen guten Mann gehalten, Red – heute bin ich mir da nicht mehr sicher. Eins aber weiß ich genau: Jakob ist zehnmal besser, als du es bist oder jemals sein wirst.«
    Red öffnete seinen Mund, als wolle er etwas sagen. Er sah mich an und versuchte, die Fassung zu bewahren. Er zitterte leicht.
    »Ich könnte jetzt etwas sagen«, sagte er.
    »Das könntest du. Und wenn du musst, dann sag es. Aber ich habe gesagt, was ich sagen wollte – nur eine Sache noch: Ich sehe, du trägst die Ärmel deines Hemdes immer noch zugeknöpft.«
    Da war eine Bewegung in Reds Gesicht, die mir Angst machte. Aber es war nur ein Zucken – dann war es vorbei.
    »Du sagst Jakob, was ich dir gesagt habe, okay? Ich hab ihn gewarnt. Ich hab getan, was ich tun konnte.«
    »Wenn du denkst, dass man so eine Schuld begleicht, liegst du falsch, Red. Und jetzt warne ich dich : Setz niemals wieder auch nur einen Fuß in unseren Hof, verstanden?«
    »Verstanden.«
    Red ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und guckte mich und Mama an. »Das ist ein hübscher Junge, den du da hast, May Linn. Und du hast ja auch noch das kleine Mädchen da draußen. So unschuldig, die Kleine. Ich wette, sie wird mal aussehen wie du. Sie ist dir jetzt schon ziemlich ähnlich. Ich hasse es, mir vorzustellen, dass du ihnen beibringst, Nigger wären genauso wie wir. Wird ihnen nur Unglück bringen. Es wird sie mit den Niggern auf eine Stufe stellen. Dich auch, May Linn.«
    »Schönen Tag noch, Constable«, sagte Mama.
    Red rieb sich mit der linken Hand über seinen rechten Ärmel, ohne es zu merken, ging, ohne die Tür zu schließen, setzte sich in seinen verbeulten Ford und fuhr davon.
    Eine dünne Staubwolke folgte seinem Wagen und trieb noch in der Luft, als er längst verschwunden war.

11.
    Mama ließ mich schwören, Daddy nichts von Reds Besuch zu erzählen. Sie sagte, sie wolle das selbst tun, es sei wichtig, die richtigen Worte zu finden, damit er nicht wütend würde und die Beherrschung verlöre. Ich machte mir keine Sorgen deswegen. Daddy konnte manchmal ziemlich ungeduldig sein, aber ich hatte ihn nie die Beherrschung verlieren sehen.
    In der folgenden Nacht hielt ich mein Ohr an die Wand, um herauszufinden, was Mama Daddy über Red sagte, aber sie flüsterten sehr leise, und ich konnte nichts hören außer dem Knarren ihres Bettes. Schließlich schlief ich ein, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte ich mich dunkel, dass ich vom Ziegenmann geträumt hatte.
    Es war Montag, und Daddy hatte seinen freien Tag im Friseurladen. Er war längst auf und hatte schon das Vieh gefüttert, und als der Morgen wie Eidotter durch die Bäume floss und die Vögel lautstark bekanntgaben, dass sie auf der Suche nach einem Frühstück waren, half ich Daddy, Wasser vom Brunnen ins Haus zu bringen. Mama war in der Küche, kümmerte sich um das Feuer und machte ein Frühstück aus Hafergrütze, Biskuits und Schinkenspeck.
    Als wir hereinkamen, lächelte Mama, und Daddy küsste sie auf die Wange und ließ seine Hand über ihren Rücken gleiten. Sie gab ihm einen Kuß auf den Mund und zwinkerte ihm zu.
    Wir gingen zurück zum Brunnen, um noch einen Eimer Wasser zu holen, und auf halbem Weg sagte ich: »Daddy, weißt du schon, was jetzt mit Mose passieren soll?«
    Er blieb stehen. »Woher weißt du davon?«
    »Ich hab dich und Mama drüber reden gehört.«
    Er nickte, und wir gingen weiter. Wir holten das Wasser und machten uns auf den Weg zurück zum Haus. Er fragte: »Du hast keinem erzählt, dass du was darüber weißt, oder?«
    »Nein, Sir.«
    »Guter Junge.«
    »Was wirst du mit Mose machen? Was hast du beschlossen?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden. Da, wo er ist, kann ich ihn nicht lassen. Irgendwer wird das Versteck rausfinden. Ich werde ihn ins Stadthaus bringen müssen oder ihn laufen lassen. Es gibt keine echten Beweise gegen ihn, nur Indizien – aber ein farbiger Mann, der verdächtigt wird, eine weiße Frau ermordet zu haben, kriegt niemals einen fairen Prozess. Ich glaube, ich lass ihn laufen, aber ich muss erst mal sicher sein, dass er’s wirklich nicht getan hat.«
    »Ich dachte, die Frau war farbig. Oder halb weiß.«
    »Du hast nicht zufällig ein Gespräch auf Mrs. Canertons Party belauscht, oder?«
    Ich gab es zu.
    »Also, hör zu. Die Frau war weiß. Sie hatte nicht einen Tropfen farbigen Bluts im Körper. Sie sah dunkel aus, weil sie tot und

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