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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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hatte er auch häßliche Menschen gemacht?
    Ich glaube, dass in diesem Moment, auch wenn ich es da noch nicht merkte, meine Vorstellungen von Gott und Religion anfingen, sich zu verändern – ja sogar in sich zusammenzufallen.
    Als wir durch den Wald fuhren, die staubige Straße entlang, die zu unserem Haus führte, wurde ich schläfrig.
    Tom war schon eingenickt; sie hielt ihr völlig verdrecktes Gespensterkostüm in den Händen. Ich lehnte mich gegen die Seitenwand und döste. Nach einer Weile hörte ich, dass Mama und Daddy sich unterhielten.
    »Er hatte ihr Portemonnaie?«, fragte Mama.
    »Ja«, sagte Daddy. »Und er hatte Geld rausgenommen.«
    »Kann es sein, dass er es war?«
    »Er sagt, er war fischen, hat ihr Kleid und das Portemonnaie vorbeischwimmen sehen und sich die Tasche geangelt. Das Kleid hat er im Fluss gelassen. Er hat gesehen, dass Geld drin war, und hat es sich genommen. Er hat sich gedacht, niemand würde ein kleines Portemonnaie im Fluss je wieder finden. Es war auch kein Name drin, und bevor die fünf Dollar im Fluss vergammeln, hat er sie lieber selbst genommen. Er sagte, er sei überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass jemand umgebracht worden sein könnte.«
    »Also glaubst du ihm?«
    »Ja. Ich kenne den alten Mose mein ganzes Leben lang. Er lebt praktisch auf dem Fluss, in seinem Boot. Er könnte keiner Fliege was zuleide tun. Und nebenbei, der Mann ist über siebzig und nicht gerade bei bester Gesundheit. Sein Leben war die Hölle. Vor vierzig Jahren hat ihn seine Frau verlassen, und das hat er niemals verwunden. Sein Sohn verschwand; er war noch ein halbes Kind. Wer immer diese Frau vergewaltigt hat: er muss ziemlich stark gewesen sein. Sie war jung, und so, wie ihre Leiche aussah, hat sie ziemlich heftig gekämpft. Der Mann, der das getan hat, muss stark genug gewesen sein, um … na ja, sie hatte ziemlich üble Stichverletzungen überall. Genau wie die andere Frau.«
    »Oh Gott.«
    »Es tut mir leid, Liebling. Ich wollte dich nicht aufregen.«
    »Wie bist du auf das Portemonnaie gestoßen?«
    »Ich hab bei Mose vorbeigeschaut, wie immer, wenn ich unten am Fluss bin. Es lag auf dem Tisch in seiner Hütte. Ich musste ihn festnehmen. Jetzt bin ich nicht mehr sicher, ob das richtig war. Vielleicht hätte ich einfach das Portemonnaie nehmen sollen und erzählen, ich hätte es gefunden. Ich glaube ihm. Aber ich habe keine Beweise, weder für noch gegen ihn.«
    »Hatte Mose nicht früher schon mal Schwierigkeiten?«
    »Als seine Frau weg war, dachten ein paar Leute, er hätte sie umgebracht. Sie hatte einen losen Lebenswandel. Das war das Gerücht. Aber es hat sich nie bestätigt.«
    »Aber er könnte es getan haben?«
    »Wäre möglich.«
    »Und was ist das mit seinem Jungen? Was ist da passiert?«
    »Er hieß Telly. Er war schwachsinnig. Mose sagte, deswegen wär seine Frau gegangen: Sie hat sich für ihren schwachsinnigen Sohn geschämt. Vier, fünf Jahre später ist das Kind verschwunden; Mose hat nie darüber gesprochen. Manche haben gedacht, er hat auch seinen Sohn umgebracht. Aber das ist nur Gerede. Weiße Leute unterstellen Farbigen so was gern. Ich glaube, seine Frau hat ihn wirklich verlassen. Der Junge war nicht gerade ein großer Denker – vielleicht ist er einfach ziellos davongelaufen. Er ist gern in den Wäldern und am Fluss herumgestreunt. Vielleicht ist er ertrunken, in irgendein Loch gefallen und nicht mehr rausgekommen.«
    »Aber nichts davon lässt Mose gut dastehen, nicht wahr?«
    »In der Tat.«
    »Was wirst du tun, Jakob?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte Angst, ihn drüben im Gericht einzusperren. Das ist sowieso kein richtiges Gefängnis, und wenn erst mal jemand Wind davon bekommt, dass ein Farbiger in die Sache verwickelt ist, wird man nicht lange fackeln. Ich habe Bill Smoote überredet, dass ich Mose drüben in seinem Schuppen unterbringen konnte.«
    »Kann er da nicht einfach weglaufen?«
    »Könnte er schon. Aber es geht ihm gesundheitlich nicht gut, Liebes. Und er vertraut darauf, dass ich das Ganze untersuche, dass ich seine Unschuld beweise. Und das macht mich ziemlich nervös – ich weiß nämlich nicht, wie. Ich hab schon überlegt, ob ich mal mit den Jungs rede, die im Bezirk Pearl Creek zuständig sind. Die haben mehr Erfahrung – aber die neigen ebenfalls dazu, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.«
    »Du meinst Red.«
    »Ja. Es heißt, er wär im Klan. Oder war.«
    »Aber du weißt nicht, ob das stimmt«, sagt Mama.
    »Wenn er auch keine

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