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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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er das Taschenmesser mit dem roten Griff zusammenlegte und in seine Hosentasche steckte, wo sich auch seine Pistole befand.
    Mama kam aus dem Schlafzimmer, mit offenen Haaren, und sie sah sehr besorgt aus. Sie las die Notiz. Ich auch. Sie war mit einem dicken schwarzen Bleistift geschrieben. Wir lasen: MOSE IST IN SCHWIERIGKEITEN . BEEILEN SIE SICH .
    Daddy sagte nichts, er lief los, um seine Schuhe zu holen. Ich ging auf die hintere Veranda und holte meine, schlich durch die Hintertür heraus, lief zum Auto und legte mich hinten auf den Boden, so nahe wie möglich an die Rückbank. Ein paar Minuten später hörte ich, wie die Fahrertür aufgemacht und wieder zugeschlagen wurde, ich hörte, wie Mama rief: »Sei vorsichtig, Jakob, vielleicht ist es eine Falle«, und dann fuhren wir los.
    Ich wusste, dass ich mir eine verdiente Tracht Prügel einfangen würde, aber ich fühlte, dass ich Bestandteil all dieser Ereignisse war, und wenn ich nicht mitkäme, wäre es wie ein Damespiel, in dem Steine fehlen.
    Nach einer Weile wurde das Auto durchgerüttelt, es holperte, und ich wurde so heftig hin und her geworfen, dass ich mir fast ein paar Rippen gequetscht hätte. Ich wusste, dass wir jetzt die Hauptstraße verlassen hatten, dass wir auf dem unebenen Pfad waren, der zum Fluss und zu Moses Hütte führte.
    Es war immer noch früh am Morgen, und die aufgehende Sonne floss rubinrot und bernsteinfarben durch die Bäume wie Nektar aus überreifen exotischen Früchten.
    Vor und neben Moses Hütte war alles voller Autos, Pritschenwagen, Pferden, Maultieren und Menschen. Die Farben der Morgensonne fielen auf den Fluss, und die Menschen vor der Hütte wurden in dasselbe Licht getaucht wie der Himmel und das Wasser.
    Ein paar von den Leuten erkannte ich. Manche waren Freunde meines Daddys. Vielen von den anderen war ich schon mal flüchtig begegnet. Ich schätze, es waren an die vierzig Menschen da.
    Die Menge teilte sich, und Mr. Nation trat hervor, außerdem seine beiden Söhne und ein paar andere Männer, die ich mal in der Stadt gesehen hatte, aber nicht kannte. Sie hatten Mose zwischen sich und stießen ihn vorwärts. Ich hörte Mr. Nations laute Stimme, die etwas über »verdammte Nigger« sagte, dann bahnte Daddy sich den Weg durch die Menge.
    Eine dicke Frau in einem bedruckten Kleid, quadratischen Schuhen und auf dem Kopf zusammengeknoteten Haaren schrie: »Hängt das Schwein!«
    Ich erinnere mich nicht, wie ich aus dem Auto stieg, aber plötzlich stand ich mitten in dieser Menschenmenge. Als Daddy hinunterguckte und mich sah, wurden seine Augen größer, aber er hatte keine Zeit, sich mit mir zu beschäftigen.
    »Wartet«, sagte Daddy.
    Der Kreis um uns hatte sich geschlossen und öffnete sich, damit Mr. Nation und seine Meute Mose in die Mitte drängen konnten. Mose sah uralt aus, verdorrt und knotig wie Leder. Sein Kopf blutete, seine Augen waren geschwollen, seine Lippen aufgeplatzt.
    Als Mose Daddy sah, leuchteten seine grünen Augen auf. »Mr. Jakob, bitte, halten Sie sie auf. Ich hab keinem was getan. Sie haben doch gesagt, alles würde in Ordnung kommen.«
    »Es wird auch alles in Ordnung kommen, Mose«, sagte Daddy. Dann starrte er Mr. Nation an. »Nation, das hier geht dich nichts an.«
    »Es geht uns alle was an«, sagte Nation. »Wenn unsere Frauen nicht mehr vor die Tür gehen können, aus Angst vor einem Nigger, der sie überfallen könnte, dann geht’s uns was an.«
    Aus der Menge kam beifälliges Gemurmel.
    »Ich habe ihn nur vernommen, weil ich dachte, er wüsste vielleicht etwas, das zu dem Mörder führen könnte«, sagte Daddy. »Ich habe ihn wieder freigelassen.«
    »Bill hier sagt, er hatte die Geldbörse der toten Frau«, sagte Nation.
    Ein paar Männer traten beiseite, und Mr. Smoote erschien. Er guckte auf seine Fingernägel und sah aus wie ein Junge, der erwischt worden ist, wie er vor den Unterwäschefotos im Sears & Roebuck-Katalog an seinem Ding rumspielt.
    »Bill, du Hurensohn«, sagte Daddy.
    »Der Junge, der mir geholfen hat, ihn an die Kette zu legen«, sagte Mr. Smoote, »der war’s, der hat’s gesagt.«
    »Und weil du so ein guter Mensch bist, bist du hergekommen, um das hier zu stoppen«, sagte Daddy.
    Mr. Smoote sagte: »Ich bin hier, um Gerechtigkeit zu sehen. Ich hätt’ den nicht verstecken dürfen. Hätt’ ich nie getan, aber du vertrittst ja das Gesetz.«
    »Gerechtigkeit?«, fragte Daddy. »Das hier ist barbarisch. Gerechtigkeit kannst du dir vor Gericht ansehen.«
    Mr.

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