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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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ist, habe ich keine Freude mehr am Kochen. Ich koche nur noch das Nötigste, nichts Großes.«
    Grandma kaufte ein paar Kleinigkeiten. Lebensmittel für Mama: Mehl, Kaffee, Maismehl, und dann noch zwei Pfefferminzstangen für mich und Tom. Wir packten die Sachen ins Auto, außer den Pfefferminzstangen, die lutschten ich und Tom auf der Stelle.
    »Was kann man denn hier sonst noch so unternehmen?«, fragte Grandma.
    »Nicht besonders viel, Ma’am. Wir könnten Miss Maggie besuchen. Du hast gesagt, du kennst sie.«
    »Ich weiß, wer sie ist, aber ich glaube kaum, dass wir je mehr als zwei Worte gewechselt haben … was soll’s, lasst uns hingehen. Vielleicht hat sie ein bisschen mehr Spaß am Plaudern als all diese Kerle hier unten. Sie können’s nicht ertragen, wenn man anderer Meinung ist als sie. Meinen, sie wüssten alles besser. Und fluchen können sie nicht mal halb so gut, wie sie glauben.«
    Weil ich in Grandmas Beisein niemanden hatte fluchen hören, wusste ich nicht, wie sie zu diesem Schluss kam, aber ich wette, im Fluchen hätte sie sie alle in die Tasche gesteckt. Und was Grandmas Vorwurf, dass sie alles besser wüssten, angeht: Besonders viel Zeit zum Antworten hatten sie nicht. Grandma hatte die ganze Zeit geredet.
    Grandmas Sachen ließen wir im Auto; im Gegensatz zu heute war das kein Problem. Sogar in harten Zeiten kam es selten vor, dass jemand stahl – es sei denn, ein Bänker. Natürlich gab es den ein oder anderen Gauner – aber es war nicht wie jetzt, wo man alles hinter Schloss und Riegel verwahren muss. Ein Dieb war normalerweise jemand, der woanders herkam als man selbst.
    Als wir bei Miss Maggie ankamen, hängte sie gerade Wäsche auf. Sie trug ihren großen schwarzen Hut. Als sie uns kommen hörte, blickte sie über die Schulter. »Wie geht’s, Mr. Harry, und wen hast du da mitgebracht?«
    »Das ist meine Grandma«, sagte ich.
    »Ich heiße June. Sie müssen Maggie sein.«
    »Ja, Ma’am, das stimmt.«
    »Lassen Sie die ›Madam‹ weg«, sagte Grandma. »Das klingt, als wär ich hundert Jahre alt.«
    Miss Maggie kicherte. »Ich bin hundert Jahre alt.«
    »Sind Sie nicht.«
    »Doch, Ma’am, bin ich. Vielleicht auch hundertzwei, ich bin nicht mehr so ganz auf dem Laufenden.«
    »Sie sehen nicht älter aus als siebzig«, sagte Grandma. »Machen Sie gerade die Wäsche?«
    »Ja, Ma’am. Kleider müssen an die Luft. Besonders meine.«
    »Wenigstens sind Ihre Kleider nicht so groß wie Zelte.«
    Miss Maggie kicherte. »Sie sind mir eine, Miss June.«
    Auf dem Boden stand ein Korb voller Wäsche, daneben lagen Wäscheklammern. Grandma zog ein Kleidungsstück aus dem Korb und nahm eine Hand voll Wäscheklammern. Eine Klammer klemmte sie sich zwischen die Lippen, behielt drei weitere in der Hand und schaffte es trotzdem, das Kleid aufzuhängen. Dann nahm sie das nächste aus dem Korb und hängte es auf.
    Nachdem sie die Wäscheklammer aus dem Mund genommen hatte, sagte Grandma: »Ich war in dem Friseurladen, der meinem Schwiegersohn gehört, hab mich mit den Männern dort unterhalten – und ich kann Ihnen sagen, die haben von nichts eine Ahnung.«
    Maggie grinste. »Da sagen Sie was, Miss June.«
    Grandma griff sich noch ein paar Kleidungsstücke und fing an, sie aufzuhängen. »Die denken, Sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen, aber sie wissen nicht mal, wo bei ihnen hinten und vorne ist.«
    Miss Maggie lachte. »Sie gefallen mir, Miss June … ja, das tun Sie.«
    Kurze Zeit später saßen wir alle in Miss Maggies Haus am Tisch und aßen Buttermilchkuchen, und Grandma und Miss Maggie diskutierten über das Rezept für einen Buttermilch-Schokoladenkuchen. Von einer solchen Kombination hatte ich noch nie gehört, aber andererseits hatte ich bis gestern Abend auch noch nie von einem Kuchen mit eingelegten Feigen gehört – und der hatte geschmeckt wie ein Stück vom Himmel.
    Es war heiß in Miss Maggies Haus, wegen des Holzofens. Die Haustür war offen, und ich konnte durch die Fliegentür sehen. Heute saßen keine Fliegen darauf, aber weiter weg, draußen, sah ich einen schwarzgelben Schmetterling, der über dem Pferch spielte, in dem die Schweine untergebracht waren. Ich sah ihn, und gleichzeitig sah ich ihn nicht. Ich dachte an Ivanhoe.
    Ziemlich bald liefen Grandma und Miss Maggie in der Küche herum und buken, dabei diskutierten sie die ganze Zeit, schlugen Töpfe und Pfannen aneinander, gossen dieses und jenes hinein, Miss Maggie zeigte Grandma, wo die Zutaten und Utensilien

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