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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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wissen konnte, dass Mose verdächtigt wurde und wo er untergebracht war. Aber darüber müssen wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ob absichtlich oder aus Dummheit, klar ist, sie konnten ihre Klappe nicht halten. Die nächste Sache ist die: Jemand kommt vorbei und alarmiert Daddy, weil Mose gehängt werden soll. Wer würde das tun?«
    Ich zuckte die Achseln.
    Sie fuhr fort. »Es war jemand, der davon gehört hatte und den alten Mann retten wollte. Das ist offensichtlich, oder?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und wenn es der Mörder selbst gewesen wäre? Der Mose retten will, weil er weiß, dass der nicht der Schuldige ist?«
    »Aber warum würde ein Mörder Mose beschützen wollen?«, fragte ich. »Eigentlich müsste es ihm doch gerade recht sein, wenn ein anderer bestraft wird.«
    »Vielleicht will der Mörder gar nicht morden. Vielleicht wird er von irgendwas dazu getrieben. Er will nicht, dass ein Unschuldiger erhängt wird … dieser Groon. Vielleicht hat der deinen Daddy gewarnt.«
    »Könnte sein.«
    »Vielleicht hat er davon gehört und wollte deinem Daddy und Mose helfen. Vielleicht wollte er nicht, dass ein unschuldiger Mann für etwas sterben muss, von dem Groon wusste, dass er’s nicht getan hat.«
    »Weil Groon selbst es getan hat?«
    »Ich spekuliere nur so herum.«
    »Aber Mr. Groon?«
    »Wie gesagt: ich spekuliere nur. Ich hab ein paar Detektivromane gelesen, und wenn es eine Sache gibt, die ich daraus gelernt habe, dann die: Absolut jeder ist verdächtig. Außer natürlich uns beiden, deiner Mama und deinem Daddy. Denk mal drüber nach. Schließlich hättest du doch auch nicht für möglich gehalten, dass jemand wie Groon im Klan ist, oder?«
    »Nein.«
    »Was anderes. Groon. Ist das nicht ein jüdischer Name?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich kannte ein paar Groons draußen in West Texas, und sie waren jüdisch. Der Name klingt deutsch, ist es aber nicht. Er ist jüdisch. Kann sein, dass dieser Groon hier deutsch ist – aber die Groons, die ich kannte, waren praktizierende Juden … wenn unser Groon ein Jude wäre, wär das nicht ziemlich paradox?«
    »Paradox?«
    »Widersprüchlich. Du musst wissen, der Klan mag auch keine Juden. Aber dieser Groon lebt so lange in dieser Gegend, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, er könnte jüdisch sein. Wahrscheinlich geht er in eine christliche Kirche.«
    »Er ist Baptist, wie Mama«, sagte ich.
    »Du sagtest, der, der die Nachricht hinterlassen hat, ist in einem Auto mit kaputtem Rücklicht weggefahren?«
    »Ja, Ma’am.«
    Wir fuhren schweigend weiter; dann sagte Grandma: »Wenden wir die Rostlaube!«
    Wir fuhren zu Groons Geschäft. Dahinter, unter einem großen Pekanbaum, stand sein schwarzer Ford. Grandma fuhr nahe heran und hielt. Sie drückte sich an die Windschutzscheibe und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    »Er hat noch beide Rücklichter«, sagte sie. »Vielleicht hat er sie aber auch repariert. Ist ja nicht schwer. Ich hab auch schon mal eins repariert. Wo kriegt man hier ein Ersatzrücklicht, Harry?«
    »Eine Werkstatt gibt’s nicht«, sagte ich.
    »Und einen Mechaniker?«
    »Hier macht jeder so ziemlich alles selbst«, sagte ich. »Wenn’s was Ernsteres ist, bringt man es rüber nach Tyler. Da könnte er Ersatzteile bekommen haben.«
    »Es sei denn, er hatte selbst noch eins auf Lager«, sagte Grandma. »Und er hatte viel Zeit, um es zu reparieren.«
    »Ja, Ma’am. Das kann sein.«
    »So kommen wir nicht weiter, Harry, oder?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Du sagtest, Dr. Tinn hat sich mit dieser Art Mörder beschäftigt?«
    »Er scheint sehr klug zu sein, Grandma. Viel klüger als Dr. Stephenson.«
    »Warum fahren wir nicht einfach zu ihm?«
    »Ich weiß nicht, Grandma … Ich meine, weißt du, eine weiße Frau in einer Stadt voller Farbiger, die sich mit einem farbigen Mann unterhält …«
    »Ich kann ganz gut auf mich aufpassen.«
    »Ja, Ma’am … ich meine ja auch eher wegen Dr. Tinn. Überleg doch mal: ihr beide unterhaltet euch, er ist farbig und wird sowieso schon für hochnäsig gehalten, weil er so klug ist und ein Arzt … es müssen ja nur irgendwelche bösen Gerüchte gestreut werden, und schon … es könnte enden wie mit Mose.«
    »Ich verstehe, was du meinst, Harry. Aber ich kann jetzt keine Rücksicht nehmen. Ich will Jakob helfen. Und wir werden Dr. Tinn bestimmt nicht in Schwierigkeiten bringen … warte mal: Betreibt Pappy Treesome immer noch diesen Laden dort?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Dann gibt es einen

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