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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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wann.«
    »Es ist, als würde alles auseinander fallen«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte Grandma. »Aber wir müssen stark sein. Nicht nur für deinen Daddy, sondern für die ganze Familie. Du und ich, wir werden das schon schaukeln.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Aber wie?«
    Grandma schwieg einen Moment. »Ich weiß es noch nicht genau. Aber all diese Morde, diese ganze Sache mit Mose – das alles steht doch in einem größeren Zusammenhang. Ich weiß, dass du deinem Daddy versprochen hast zu schweigen, Harry, aber jetzt ist es vielleicht an der Zeit, dieses Versprechen zu brechen. Mose ist tot. Ich weiß von den Morden. Gibt es irgendwas, das du noch darüber weißt? Vielleicht kann ich helfen. Und wenn wir etwas tun können, helfen wir auch deinem Daddy.«
    Sie hatte Recht. Ich hatte Wort gehalten, aber jetzt schien es mir, als sei das nicht länger sinnvoll. Ich erzählte ihr alles, was ich wusste. Allerdings beschloss ich, die Sache mit Mr. Smootes Tochter auszulassen.
    Als ich ihr die ganze Geschichte erzählt hatte, sagte Grandma: »Dieser Nation. Der taucht in dieser ganzen Sache immer wieder auf. Und seine beiden Söhne – du sagst, sie sind genau wie er?«
    »Außer dass sie noch mehr jammern als ihr Daddy.«
    »Ich wette, Miss Maggie weiß so einiges über jeden in der Stadt. Meinst du nicht?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Na dann los.«
    *
    Grandma und ich fuhren mit dem Auto rüber zu Miss Maggie. Miss Maggie saß auf der hinteren Veranda und fächelte sich Luft zu. Als sie uns kommen sah, lächelte sie und zeigte ihre paar übrig gebliebenen Zähne.
    »Wenn das nicht Miss June ist!«
    »Wie geht’s, Miss Maggie?«, fragte Grandma. »Haben Sie zufällig gerade Kaffee aufgesetzt?«
    »Nein, hab ich nicht, aber er ist trotzdem so gut wie fertig.«  
    Grandma und Miss Maggie tranken ihren Kaffee schwarz. Miss Maggie schenkte mir eine halbe Tasse ein, goß Milch aus einer Kanne dazu und tat mehrere Löffel Zucker hinein. Sie stellte alles auf ein gesprungenes Tablett. Wir tranken den Kaffee auf Miss Maggies Veranda.
    Grandma redete erst über dies und das und brachte das Gespräch dann geschickt auf die Nations.
    »Diese Nations«, sagte Miss Maggie, »das ist ein übler Haufen. Aber die meisten davon sind Idioten. Den alten Nation haben sie aus dem Klan geschmissen, weil er denen zu dumm war.«
    »Das will allerdings was heißen«, sagte Grandma. »Ist ja schließlich nicht gerade ein geistreicher Verein.«
    »Oh, da sind Leute in diesem Klan, das würden Sie nicht glauben. Ich hab mal für einen Weißen gearbeitet, der war im Klan, und er war wirklich helle und nett. Aber im Klan. Als ich sein Haus geputzt hab, hab ich die Robe gesehen. Jetzt ist er Richter.«
    »Und trägt eine andere Robe«, sagte Grandma.
    »Ja, klar«, sagte Miss Maggie.
    »Maggie«, sagte Grandma, »ich sage Ihnen jetzt was, das eigentlich eine reine Familienangelegenheit ist. Aber ich will’s Ihnen trotzdem erzählen, weil ich glaube, dass ich Ihnen vertrauen kann, und vielleicht können Sie Harry und mir in der Sache helfen. Harrys Daddy, die Sache mit Mose …«
    »Armer alter Mose.«
    »Ja«, sagte Grandma. »Also, Jakob, er ist ein guter Kerl …«
    »Oh ja, das ist er. Ich weiß, Mr. Jakob hat alles getan, was er konnte. Er hat nichts von seinem Vater.«
    »Sie kannten seinen Vater?«
    »Ja, Ma’am, ich kannte ihn. Ziemlich gut sogar. Soll keine Respektlosigkeit für den Jungen sein, war ja schließlich sein Grandpa und alles, aber: Vermissen tu ich ihn nicht.«
    »Keiner vermisst ihn«, sagte Grandma.
    »Es gibt so weißes Pack, das ist sehr stolz auf sich, weil es loszieht und sich ’n alten Nigger schnappt, der sich kaum auf den Beinen halten kann, und hängt ihn auf. Soll keine Respektlosigkeit sein für Sie und Mr. Harry.«
    »Schon gut. Mose war unschuldig. Ich hab ihn auch gekannt. Vor vielen Jahren. Mein Mann und ich waren oft mit ihm fischen. Jakob und Harry hat er das Fischen beigebracht.«
    »Er mochte Mr. Jakob und Mr. Harry sehr. Manchmal hat er mich besucht.«
    Ich bemerkte, dass Miss Maggie Tränen in den Augen hatte.
    »Er und ich, wir waren früher mal eine Art Paar. Nachdem seine Frau weggelaufen war. Aber sein Sohn hat ihn gebraucht. War nicht ganz richtig im Kopf. Mochte es, auszubüxen und in den Wäldern zu leben. Ich hab ihm gesagt, das macht mir nichts aus. Er und ich zusammen könnten uns besser um den Jungen kümmern als er alleine. Aber er wollt nicht von da unten am Fluss wegziehen, und ich konnt

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