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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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es einfach nicht. Dorthin ziehen, meine ich. Ich gehör hier hin. Dann verschwand der Junge, und es gab Gerüchte, Mose hätt’ ihn umgebracht und so was. Stimmte nix davon. Danach war’s nicht mehr wie vorher, aber ab und zu kam er vorbei. Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja«, sagte Grandma.
    Ich wusste nicht, was sie meinte. Ich nahm an, dass er vielleicht ab und zu zum Kaffee vorbeikam, wie wir.
    »Ich wünschte, ich hätt’ zu seiner Beerdigung gehen können.«
    »Wir wussten nicht, wen wir einladen sollten. Ein paar Leute, von denen Jakob wusste, dass sie ihn kannten, kamen dazu. Wenn wir das mit Ihnen und Mose gewusst hätten, hätten wir Sie abgeholt.«
    »Das ist nett. Es gibt viele Sachen über mich, die ich nicht an die große Glocke hänge, also, Sie hätten’s nicht wissen können.«
    »Ich nehme an, Sie haben keine Ahnung, wer all diese Morde begangen haben könnte? Die, für die Mose bestraft wurde.«
    »Wenn ich was wüsste, hätt’ ich’s Ihnen schon letztens gesagt.«
    »Nicht mal Gerüchte?«
    »Mose ist tot wegen Gerüchten.«
    »Verstehe.«
    »Ich glaub, es war ein Reisender, so einer, wie Mr. Harry und ich drüber geredet haben.«
    »Und wenn’s kein Reisender war?«
    »Jeder kann ein Reisender sein, wenn er seine Seele verkauft. Diese Nations behalt’ ich im Auge. Einer von seinen Söhnen … ich weiß nicht mehr, welcher, aber einer von denen ist verrückt. Die sind alle verrückt, aber der ist der allerverrückteste. Legt Feuer. Hat früher mal paar farbige Mädchen vergewaltigt. Konnte aber nichts unternommen werden in der Sache. Mr. Jakob, der hat’s zwar versucht, aber die Mädchen und ihre Familien haben nicht geredet. Weil, der Klan hatte die besucht. Ihnen gesagt, dass sie besser den Mund halten. Es gibt einen kleinen, sommersprossigen, halb farbigen Jungen drüben auf der anderen Seite vom Fluss – er ist der Sohn eines Mädchens, das nicht älter als sechzehn ist. Sie war dreizehn, als sie ihn bekam. Der Junge ist Nations Kind. Der alte Nation, der fand das lustig: Sein Sohn stößt sich die Hörner an ’ner Niggerfrau ab. Und nichts von dem, was ich euch hier erzähle, ist ein Gerücht. Jeder weiß davon … aber das ist nix für Kinderohren.«
    »Normalerweise würde ich Ihnen da zustimmen«, sagte Grandma. »Aber Harry und ich wollen rausfinden, wer all diese Morde begangen hat. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Jakob geht’s nicht besonders. Das Leben meint es nicht so gut mit ihm zurzeit. Er glaubt, das alles ist seine Schuld.«
    »Ich weiß nicht, ob man’s mit einem Reisenden aufnehmen sollte. Und ich werd Ihnen was sagen: Sie werden nichts verändern können. Hier kommt nichts mehr ins Lot.«
    »Ach, kommen Sie, Maggie. Der, der das getan hat, ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ich dachte, vielleicht können Sie sich mal umhören. Sie kennen doch eine Menge Leute, die ich nicht kenne.«
    »Sie meinen Farbige.«
    »Ich bin nicht vertraut mit Farbigen. Ich will keinem was – ich will nur diese Geschichte aufdröseln und herausfinden, was dahinter ist. Und wer diese Frauen ermordet hat.«
    »Ich tu, was ich kann. Noch eine Tasse Kaffee?«
    »Gern«, sagte Grandma.
    »Miss Maggie«, sagte ich, »Sie kennen doch Red Woodrow, oder?«
    Natürlich kannte ich die Antwort, aber ich wollte es langsam angehen lassen.
    »Ja, den kenn ich.«
    »Er war keine große Hilfe«, sagte Grandma. »Er wollte nicht, dass Jakob sich mit Morden an Farbigen befasst.«
    »Das hat er gesagt?«, fragte Miss Maggie.
    Ich erzählte ihr, was ich gehört hatte, als er sich mit Daddy unterhielt, und das, was er später zu Mama gesagt hatte.
    »Kleiner Mr. Harry«, sagte Miss Maggie. »Ist nicht immer alles so, wie’s aussieht. Ich hab den Jungen praktisch aufgezogen. Er sollte es besser wissen … Red kommt manchmal hierher zu mir. Bringt mir Lebensmittel vorbei.«
    »Das macht er?«, fragte ich. » Der Red Woodrow?«
    »Genau der«, sagte Miss Maggie.
    Grandma und ich schwiegen einen Moment.
    »Aber alles, was er sagt …«, sagte ich.
    »Manchmal sagen Leute Sachen, die sie irgendwo aufgeschnappt haben, aber ihr Herz, das spricht eine ganz andere Sprache.«
    »Und was erzählt sein Herz so?«, fragte Grandma. »Es scheint, als wolle er Jakob davon abhalten, den zu finden, der diese Sachen getan hat.«
    »Ich will jetzt nicht mehr drüber reden«, sagte Miss Maggie. Mit einem Mal war es ungemütlich auf der Veranda geworden; es war, als habe plötzlich ein kalter Wind etwas hereingeweht,

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