Die Wälder von Albion
Antwort hörte sie die Stimme wieder.
Dieser Mann, in dem das Blut der beiden Völker fließt, soll den zeugen, der kommen wird…
Aus diesem Grund hatte der Merlin sie geweiht, denn das war ihr Schicksal.
Bei ihrer ersten Begegnung mußte sie in ihrer Unschuld und Unerfahrenheit auf Gaius wie ein Kind gewirkt haben. Jetzt war sie zur Frau herangereift, und sie war sich ihres wahren, seelischen Alters bewußt. Und noch einmal hörte sie die Stimme.
Eine Priesterin der Göttin entscheidet selbst, wann sie sich dem Mann hingibt. Und sie behält ihre Freiheit und Unabhängigkeit, wenn die Kraft durch sie hindurchgeflossen ist.
»Nach den Ritualen der Menschen können wir nicht heiraten«, sagte sie leise. »Aber bist du bereit, mich in der alten Art zu nehmen, als die Priesterinnen sich mit den edelsten ihres Volkes im Angesicht der Götter liebten?«
Er atmete tief, als sich seine Hand fest um ihre Brust legte, und sie spürte, wie ihre Brustwarzen sich aufrichteten.
»Bei Mithras und der Mutter! Ich werde dich lieben bis zum Tod und auch danach«, flüsterte er. »Eilan… Eilan!«
Als der Merlin sie berührte, hatte er das Feuer von ihrem Kopf bis zu den Füßen entzündet, aber nun schien die Flamme aus der Erde hochzuschlagen und alle Gedanken mit sich zu reißen.
Sie berührte sein Gesicht, und er drückte sie an sich. Seine Hand fuhr durch ihre Haare, und der Schleier fiel auf den Boden. Seine Lippen suchten ihren Mund, aber nicht mehr zärtlich, sondern gierig wie ein Ertrinkender. Sie spürte ihre Leidenschaft, die ihm antwortete. Sie öffnete die Lippen und überließ sich ihm.
Bei dem langen Kuß schlang sie die Arme um seinen Nacken. Ihre Haare lösten sich und fielen lang und weich über ihren Rücken. Gaius preßte sie an sich. Sie fühlte die Kraft seines Körpers, als seine Hände von den Schultern über ihren Rücken glitten, und er drückte sich noch enger an sie.
Ihr Gewicht zog sie beide auf die Erde. Seine Lippen küßten ihre Wangen, ihre Augenlider und die zarte Haut am Hals. Sie bäumte sich bebend auf. Als sie ins Gras sanken, war ihr Gewand nach oben gerutscht. Seine Hand bewegte sich nach unten, erkundete ihren Körper, hielt inne bei der Berührung der weichen Haut ihrer Beine, und glitt dann weiter, bis sie die heilige Stelle zwischen den Schenkeln erreicht hatte.
Gaius wurde plötzlich still. Er atmete heftig und wich zurück. Seine Augen waren groß und wie geblendet.
»Göttin… «, flüsterte er.
Sie sah, wie er in den Tiefen seines Wesens die Kontrolle wiederfand, denn er wollte es bewußt tun. Er half ihr aus dem Gewand, er betete sie an, ihren Leib, ihre Schönheit, ihre Seele. Seine Macht und Kraft wuchsen, und da wußte sie, daß er nicht mehr nur Gaius war.
»Mein König!« flüsterte sie, als die Flamme, die er entfacht hatte, sie aufglühen ließ. »Komm zu mir!«
Seufzend überließ er sich ihrer Umarmung, versank wie die Sonne im Meer. Er vertraute ihr und ließ sich von ihr schenken, wonach er sich gesehnt hatte.
In der Ferne hörte Eilan Lärmen. Es klang wie aus einer anderen Welt, und sie wußte, daß die Beltane-Feuer brannten.
Selbst wenn Caillean und alle Frauen aus Vernemeton ihnen zugesehen hätten, Eilan wäre es nicht bewußt gewesen, und sie hätte sich nicht darum gekümmert.
Es würde bald hell werden, und Gaius bewegte sich schließlich. Eilan löste sich nur zögernd von ihm. Er griff nach ihr und küßte sie leidenschaftlich.
»Ich muß zurück«, flüsterte sie zärtlich. »Sie werden mich schon suchen… «
Miellyn würde bestimmt außer sich vor Sorge sein. Aber wenn es Eilan gelang, ungesehen ihre Kammer zu erreichen, konnte Miellyn glauben, Eilan sei in der Nacht allein zurückgekommen.
Auch jetzt, nachdem die Leidenschaft verklungen war und sie wieder klar denken konnte, bedauerte sie nicht, das Gelübde gebrochen zu haben. Die Göttin hatte es gesehen und gebilligt. Das genügte als Beweis dafür, daß sie einem höheren Gesetz gedient hatte.
Von Caillean hatte sie nach der Einweihung erfahren, daß das Gebot der Keuschheit in dieser Form den Priesterinnen erst mit den Römern auferlegt worden war. Davor hatten sich die heiligen Frauen den Gefährten ihrer Wahl einfach genommen, manchmal auch geheiratet. Die Römer jedoch verlangten in ihrer männlichen Überheblichkeit, daß alle Frauen sich dem Willen der Männer unterordnen mußten.
Caillean war das alles nicht weiter wichtig, wie sie sagte, denn kein Mann würde sie
Weitere Kostenlose Bücher