Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
der Druiden ihrer Wahl zustimmen.«
    »Warum hat sich das alles geändert?« fragte Eilan, und ihr inneres Ringen war der Frage deutlich anzuhören. »Liegt es daran, daß so viele Priesterinnen auf der Insel Mona gestorben sind?«
    »Die Druiden sagen, die gegenwärtige Zurückgezogenheit dient unserem Schutz«, antwortete Caillean wiederum betont sachlich. »Sie sagen, nur wenn wir so keusch sind wie die Vestalinnen, werden wir von Rom geachtet.«
    Eilan richtete sich auf. Ihr Herz klopfte.
    Dann habe ich mit meiner Entscheidung, Gaius zu lieben, nicht gegen das Gesetz der Göttin verstoßen, sondern nur gegen die Vorschriften der Druiden!
    Vielleicht war es nicht die klügste Entscheidung gewesen, und zweifellos hatte sie auch gegen die Regeln von Vernemeton verstoßen, aber die Liebesnacht mit Gaius war keine Sünde, durch die sie den Zorn der Göttin heraufbeschworen hatte.
    »Werden wir nun für immer so leben müssen?« fragte Miellyn niedergeschlagen. »Gibt es für uns keinen Ort, an dem wir die Wahrheit aussprechen und der Göttin dienen können, ohne von Männern bevormundet zu werden? Ist das unsere Zukunft?«
    Caillean schloß die Augen. Eilan glaubte, der Wind in den Eichen habe sich plötzlich gelegt, und Bäume und Pflanzen schienen den Atem anzuhalten, um die Antwort der Priesterin zu hören.
    »Es gibt einen Ort, aber er ist der Zeit entrückt… «, flüsterte Caillean. »Es ist eine Insel. Sie wird von der Göttin geschützt, die sie in IHRE Nebel hüllt, und so ist die Insel dem Zugriff der Welt entzogen.«
    Im Aufblitzen einer Vision sah Eilan dasselbe wie Caillean: Dichter Nebel senkte sich wie ein Schleier über silbernes Wasser, und weiße Schwäne stimmten einen für Menschenohren unhörbaren Gesang an, während sie sich mit lautlosem Flügelschlag in die Lüfte schwangen und über ein Meer von Apfelblüten flogen, die die Luft mit dem Zauber des Frühlings erfüllten - der Hoffnung auf die ewige Erneuerung des Lebens…
    Caillean fuhr zusammen, öffnete die Augen und blickte sich verwirrt um. Durch die Bäume hörten sie den Gong, der die Priesterinnen zum Abendessen rief.

    Eine Zeitlang war Eilan von allen Ängsten befreit, aber als die Mittsommernacht näherrückte, begann sie zu begreifen, weshalb die Göttin sie nicht sofort mit einem tödlichen Blitz gestraft hatte. Das Schicksal hielt ein anderes Los für sie bereit, und der Tod wäre vielleicht einfacher gewesen. Die Apfelblüte war schon lange vorüber, und auf den Feldern reifte bereits das Korn, als Eilan zu ahnen begann, daß sie schwanger war.
    Es kam die übliche Zeit, um sich in Einsamkeit zu reinigen, so wie es der Sitte in Vernemeton entsprach, und da kein Blut floß, glaubte Eilan, die Aufregung der vergangenen Wochen habe ihre Regel durcheinandergebracht. Das wäre nicht zum ersten Mal der Fall gewesen. Ihre Blutungen setzten oft unregelmäßig ein. Aber als der zweite Monat verstrichen war, zweifelte sie nicht länger daran, daß der Zauber der Fruchtbarkeit von Beltane auch bei ihr gewirkt hatte.
    Zuerst erfüllte sie der Gedanke, daß etwas aus der Liebesnacht entstehen sollte, mit großer Freude. Aber bald überkam sie das nackte Entsetzen.
    Ihr Vater hatte sie nur ein einziges Mal in ihrem Leben geschlagen, und zwar deshalb, weil sie genau das angedeutet hatte. Wie würde Bendeigid nun reagieren, wenn sich die Schwangerschaft als wahr erweisen sollte?
    Eilan weinte und wünschte, sie hätte die Zeit zurückdrehen können, um Zuflucht und Trost in den Armen ihrer Mutter zu finden.
    In den nächsten Tagen fragte sie sich jedoch, ob sie anstelle der Schwangerschaft als Strafe für ihr Sakrileg eine schwere Krankheit bekam.
    Eilan war immer gesund und kräftig gewesen, aber plötzlich wurde ihr speiübel, wenn sie versuchte, etwas zu essen oder zu trinken. Krämpfe schüttelten sie Tag für Tag, und sie verlor jeden Appetit. Sie dachte sehnsüchtig an den Herbst und wünschte sich Obst, als hätten Früchte nicht ebenfalls sofort den Brechreiz ausgelöst, der sie ständig quälte. Es gelang ihr nur mit größtem Widerwillen, wässrige, saure Buttermilch zu trinken.
    Einen solchen Zustand hatte sie noch nie erlebt. Mairi war während ihrer Schwangerschaft nicht so krank gewesen. Demnach waren das also nicht die Anzeichen einer Schwangerschaft. Sogar das Wasser der heiligen Quelle löste bei Eilan heftige Krämpfe aus, als sich die Priesterinnen am längsten Tag des Jahres dort versammelten und davon tranken.
    Caillean

Weitere Kostenlose Bücher