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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gesicht, das sie von allen Menschen auf der Welt am besten kannte. Vor ihr stand Gaius!
    Stumm lehnte sie sich an ihn. Er spürte ihr Zittern und legte schützend die Arme um sie. Schlagartig verschwand ihre Verwirrung, als sei sie an einen geschützten Ort gelangt.
    »Eilan… «, wiederholte er, »ich hätte mir nicht träumen lassen, dich hier zu sehen!«
    Aber ich! Als ich heute aufgewacht bin, wußte ich, daß du in meiner Nähe bist. Warum nur habe ich meinen Gefühlen nicht getraut… ?
    Er drückte sie fester an sich, und sie vergaß in diesem Augenblick alle Warnungen, alle Ängste und alle Vorsicht. Eilan wußte nur, daß sie glücklich war.

    Irgendwie gelang es Gaius, sie aus dem dichten Gedränge herauszuführen. Sie lachte leise und sagte: »Ich gestehe, ich habe mich verirrt. Ich wollte zurück zum Heiligtum oder wenigstens eine andere Priesterin finden, aber ich wußte nicht mehr, wohin ich gehen sollte, und so ließ ich mich einfach in der Menge treiben.«
    »Der Weg ist auf der anderen Seite… «, begann er, und als sie in diese Richtung gehen wollte, fragte er: »Mußt du wirklich sofort zurück? Ich bin hierher gekommen… in diese Gegend… . nur weil ich hoffte, dich zu sehen.«
    Ich kann es nicht ertragen, wenn du jetzt gehst!
    Sie hörte seinen stummen Aufschrei und blieb stehen.
    »Wenn du gehst, werden wir uns vielleicht nie mehr begegnen… « Seine Stimme klang heiser. »Ich kann es nicht zulassen… dich jetzt wieder zu verlieren… Eilan… «
    Als er ihren Namen aussprach, zitterten seine Lippen, und es klang nach einer Zärtlichkeit, die ihre Haut wie ein kühles Feuer streifte.
    Liebte Gaius sie also noch immer? Aber das war keine wirkliche Frage, denn Eilan wußte, daß es so war. Seine Gefühle, das Blut in seinen Adern sehnten sich nur nach ihr, so wie sie sich nach ihm.
    »Verlaß mich nicht«, flüsterte er. »Das Schicksal hat dich zu mir geführt… du bist allein… «
    So ganz allein bin ich nicht!
    Angesichts der vielen Menschen um sie herum mußte Eilan leise lachen. Aber er hatte recht. Nur das Schicksal oder die Göttin konnten sie in seine Arme geführt haben. Bewußt verzichtete sie auf das Verhalten einer Priesterin in Gegenwart eines Mannes, der nicht ihr Vater, Großvater oder Bruder war. Sie schlug nicht sittsam die Augen nieder, sondern sah ihn an.
    Was hatte sie geglaubt zu sehen? Was sollten ihr die Augen noch sagen, was ihr Herz nicht bereits wußte?
    Seine Haare lockten sich noch immer dicht über der Stirn, das energische Kinn unter dem kurzen Bart wirkte etwas ausgeprägter, und die unverhüllte Leidenschaft ließ seine dunklen Augen glühen. Aber ihr innerer und der äußere Blick überlagerten sich unvermittelt, und noch einmal sah sie die gequälten Züge des jungen Mannes, den sie einst gesund gepflegt hatte, und das klare, kraftvolle Gesicht des Erwachsenen, zu dem er geworden war. Aber daneben sah sie noch etwas - die Spuren der Erfahrungen und der Unzufriedenheit in einem älteren Gesicht, aus dem die Hoffnung und Offenheit der Jugend verschwunden waren.
    Armer Gaius. Soll das aus dir werden?
    »Mußt du wirklich gehen?« fragte er noch einmal, und sie erwiderte leise: »Nein.«
    Als sie den Schleier hob, sah sie ihn zusammenzucken. Zum ersten Mal sah er den blauen Halbmond auf ihrer Stirn.
    »Ich bin eine Priesterin… «, sagte sie ruhig.
    Er ließ den Kopf sinken, denn er verstand, was das bedeutete. Trotzdem wollte er sie nicht gehen lassen. Caillean hätte von Eilan zweifellos verlangt, sich von ihm zu trennen. Aber diesmal würde sie nicht tun, was die ältere Priesterin für klüger und richtiger hielt. Eilan war entschlossen, ihrem Willen zu folgen. Was immer daraus werden mochte, zumindest würde man nicht Caillean dafür bestrafen können.
    Eine Gruppe Kinder rannte lachend und singend auf sie zu. Als sie Eilans blaues Gewand sahen, blieben sie ehrfürchtig stehen und starrten sie neugierig an. Eilan hob schließlich segnend die Hand, und die Kinder liefen weiter. Gaius schüttelte den Kopf, nahm seinen braunen Umhang ab und legte ihn Eilan um die Schulter. Sie zog den Schleier wieder über den Kopf.
    »Komm, laß uns hier weggehen«, murmelte er und legte den Arm schützend um Eilan. Sie gingen weiter, ohne recht zu wissen, wohin, denn sie waren glücklich, wenigstens zusammenzusein.
    »Wieso bist du hier?« fragte sie.
    »Ich wollte dich sehen… «, erwiderte er, und Eilan drückte sich an ihn.
    »Es war Schicksal oder vielleicht mein

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