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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Früchte. Sein Vater hatte ihm gesagt, sie sei fünfzehn, aber das Mädchen vor ihm wirkte kaum wie zwölf.
    »Du bist Julia Licinia?«
    »So heiße ich.« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Mein Vater hat mich einem halbrömischen Barbaren versprochen, und ich bin hier, um ihn mir anzusehen. Wer bist du?«
    »Ich fürchte, ich bin dieser halb römische Barbar«, erwiderte er etwas vor den Kopf gestoßen.
    Julia betrachtete ihn abschätzend, und er hatte das Gefühl, er werde nun einen wichtigen Urteilsspruch zu hören bekommen. Aber statt dessen begann sie zu kichern.
    »Du siehst römisch genug aus«, sagte sie schließlich. »Ich hatte mit einem großen blonden Wilden gerechnet, dessen Söhne nie im Leben aussehen würden, als wären sie römischer Abstammung. Die Politik unseres Statthalters, den Söhnen der Häuptlinge römische Lebensart und Kultur beizubringen, ist offenbar sehr erfolgreich«, fuhr sie altklug fort. »Aber alle von uns mit römischem Blut dürfen nicht vergessen, wem das Reich gehört. Ich möchte keine Kinder bekommen, die völlig anders aussehen als meine Vorfahren.«
    Wie gute Bauern, dachte Gaius spöttisch, denn er wußte, daß Licinius wie sein Vater von einfachen Bauern abstammte und seine hohe Stellung durch eigene Verdienste erworben hatte und nicht durch Geburtsrecht. Die Freundschaft der beiden Männer beruhte sicherlich zum Teil auf ihrer gemeinsamen bäuerlichen Herkunft.
    Aber dann mußte Gaius an Cynric denken, der ebenfalls zur Hälfte Römer war, auch wenn ihm das nicht behagte. Bei seinem Anblick wären Julias Befürchtungen berechtigt gewesen. Das Schicksal hatte Gaius blonde Haare erspart, und so sah er zumindest aus, als sei er ein Römer. Schließlich hatte sein Vater keine Mühe gescheut, damit er auch allenthalben als solcher anerkannt wurde.
    Gaius sagte trocken: »Ich muß wohl dankbar sein, daß ich deine Prüfung bestanden habe.«
    »Also, ich bin sicher«, erwiderte sie, »du möchtest bestimmt auch, daß deine Söhne einmal wie richtige Römer aussehen.«
    Schmerzlich durchzuckte ihn die Frage: Und wie wird Eilans Kind aussehen?
    Würde es so blond werden wie seine Mutter oder würde das Gesicht sein römisches Erbe verraten?
    Er zwang sich, Julias spöttisches Lächeln zu erwidern. »Oh, ich zweifle nicht daran, daß alle unsere Söhne tapfere Römer sein werden.«
    Sie mußten beide lachen. In diesem Augenblick erschien Licinius. Er blickte Julia an, die rosige Wangen bekommen hatte, und sagte zufrieden lächelnd: »Das ist also geregelt. Wir müssen nur noch die Hochzeit planen.«
    Gaius mußte schlucken, als sein Schwiegervater ihm herzlich die Hand drückte. Er hatte das Gefühl, von einer riesigen Belagerungsmaschine überrollt zu werden. Aber neben ihm stand unverständlicherweise nur die zierliche Julia und strahlte. Sie wirkte so harmlos wie ein Kind.
    Aber harmlos ist sie nicht. O nein. Diese Frau ist alles andere als harmlos.
    »Natürlich«, sagte der Prokurator, »kann eine Hochzeit wie eure nicht so schnell stattfinden.« Er lachte. »Die Leute würden ja sonst denken, Julia habe allen Grund, mir nichts, dir nichts einen Fremden zu heiraten, den niemand hier kennt. Die Gesellschaft von Londinium muß Gelegenheit haben, dich kennen-und schätzenzulernen, mein lieber Gaius.«
    Aber Gaius dachte irritiert, daß sein Vater es doch auf eine schnelle Heirat abgesehen habe - natürlich nicht weil Julia, sondern er allen Grund hatte, sofort zu heiraten.
    Offenbar wollte jedoch auch Julia nicht Hals über Kopf mit einem Fremden verheiratet werden, den niemand kannte, wie der Prokurator es ausgedrückt hatte. Ihr ging es vor allem darum, als geachtetes Mitglied der Gesellschaft eine glänzende Hochzeit zu feiern.
    Gaius atmete innerlich auf. Die Verzögerung würde ihm Gelegenheit geben, sich zu besinnen und zu überlegen, was zu tun sei. Vielleicht würde Julia ihn ja auch nicht heiraten wollen, wenn sie ihn besser kennenlernte. Dann konnte ihm sein Vater keinen Vorwurf machen.
    Licinius hob die Papyrusrolle, die ihm Macellius geschickt hatte, hoch und sagte: »Hiermit wirst du mir offiziell unterstellt. Vielleicht denkst du, ein junger Offizier muß nichts über Finanzen wissen. Aber als Befehlshaber einer Legion wird die Arbeit für dich leichter sein, wenn du etwas über das System weißt, das deine Soldaten versorgt und ernährt!« Er lächelte Gaius aufmunternd zu, der ihn verständnislos ansah. »Keine Angst, nach der Front wird dir der Dienst bei

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