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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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habe dem Druiden gesagt, daß du in Londinium bist, und dorthin wirst du auch sofort reiten. Hier ist ein Brief an Licinius, und wenn alles gutgeht, werde ich dich erst wiedersehen, nachdem du in allen Ehren verheiratet bist.«
    Gaius sah ihn ungläubig an. »Ich soll heiraten? Aber das ist unmöglich!«
    »Das werden wir ja sehen«, brummte sein Vater. »Kannst du etwas anderes vorschlagen, um deine Dummheit aus der Welt zu schaffen? Ardanos hat mir versprochen, daß sie dem Mädchen nichts tun werden… « Er hob die Stimme. »Aber nur unter der Voraussetzung, daß du endgültig die Finger von ihr läßt. Und damit du ihr nicht länger nachläufst, kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als daß du schnellstens eine anständige Frau heiratest und eine Familie gründest. Du weißt, daß Licinius und ich schon vor langer Zeit darüber gesprochen haben. Mitgift und Eheverträge werden deshalb kein Problem sein. Wenn seine Tochter dich nach dieser Affäre noch zum Mann haben will, dann heiratest du sie, verstanden?«
    Gaius schüttelte den Kopf, und sein Vater blickte ihn wütend an.
    »Du wirst sie heiraten«, sagte er ruhig, aber mit so viel unterdrücktem Zorn, daß Gaius nicht wagte, ihm zu widersprechen. »Ich habe alles getan, um dich vor der größten Dummheit deines Lebens zu bewahren. Ich habe Geduld gehabt, aber du bist in deinem Eigensinn zu weit gegangen. Ich werde nicht zulassen, daß du jetzt die Provinz in eine Katastrophe stürzt. Du brichst in einer halben Stunde auf.« Macellius setzte seine Unterschrift unter eine Papyrusrolle, versiegelte sie und sah Gaius an. »Wenn du dich weigerst, weiß ich nicht, was sie mit dem Mädchen machen werden. Vielleicht geruhst du einmal in deinem Leben auch an sie zu denken und nicht immer nur an dich.«
    Gaius starrte ihn an. Wie bestraften die Römer eine Vestalin, die ihr Gelübde brach? Soweit er sich erinnerte, wurde sie bei lebendigem Leib begraben…
    Macellius reichte ihm die Rolle. »Gib das Licinius. Capellus wird dich begleiten«, fügte er hinzu. »Ich habe ihn bereits benachrichtigt, damit er deine Sachen packt.«

    Eine Stunde später befand sich Gaius auf dem Weg nach Londinium. Der bullige alte Capellus, der Bursche seines Vaters, ritt an seiner Seite. Alle Bemühungen von Gaius, mit dem Freigelassenen ein freundliches Gespräch anzufangen, führten zu nichts. Der Mann blieb höflich, aber abweisend. Als ihm Gaius in seiner Verzweiflung schließlich ein Bestechungsgeld anbot - er mußte Eilan unter allen Umständen eine Nachricht zukommen lassen -, schüttelte der Riese nur den Kopf.
    »Junger Herr, nimm es mir nicht übel. Der Präfekt hat vorausgesehen, daß du wahrscheinlich so etwas versuchen würdest, und hat mich sehr gut bezahlt, damit ich dafür sorge, daß du auf direktem Weg nach Londinium reitest. Ich gehorche deinem Vater und möchte nicht meine Stellung und meinen Kopf verlieren. Verstehst du das? Also, füge dich in dein Schicksal und tu genau das, was der Präfekt befohlen hat. Wenn du darüber nachdenkst, junger Herr, dann wirst du erkennen, daß es so am besten ist… «

    Der Ritt nach Londinium dauerte genau sechs Tage. Es wurde schon fast dunkel, als sie die Stadttore erreichten und schließlich den Amtssitz des Prokurators am Forum, wo sich auch das Schatzamt befand und der neue prunkvolle Palast des Statthalters, den Agricola gerade bauen ließ. Über der reichen Stadt lag das goldene Strahlen der untergehenden Sommersonne. Ein kühler Wind vom Fluß vertrieb alle schlechten Gerüche des Tages.
    Gaius übergab am Portikus seinen Brief einem imposant wirkenden Freigelassenen. Der Mann bat Gaius einzutreten und führte ihn in den großen Innenhof. Im Schutz der hohen Mauern war es noch warm. In großen Tongefäßen wuchsen Büsche und seltene Blumen. Der Springbrunnen plätscherte beruhigend, und irgendwoher aus den inneren Gemächern klang das Lachen eines Mädchens wie Musik.
    Nach einer Weile erschien ein alter Gärtner und begann Blumen zu schneiden - wahrscheinlich für die Tafel. Aber der Mann verstand keine der Sprachen - oder gab vor, keine zu verstehen -, in der Gaius ihn anredete.
    Gaius lief eine Weile auf und ab. Er war froh, sich nach dem langen Ritt die Beine vertreten zu können. Dann aber setzte er sich auf eine Bank; plötzlich überkam ihn eine bleierne Müdigkeit, und er schlief ein.

    Irgendwie drang das mädchenhafte Lachen in seinen Traum. Viele Menschen schienen sich um ihn zu versammeln. Sie kamen

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