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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihnen so viel wie du kannst von deinen neuen Fähigkeiten!« Eilan beugte sich vor. »Ich meine damit nicht nur neue Lieder, um unsere Rituale schöner zu machen. Ich denke an das alte Wissen… an die Weisheit der Götter und an die Helden unserer Vergangenheit.«
    »Das wird den Druiden nicht gefallen… «
    »Sie werden nicht gefragt, und sie werden sich dazu auch nicht äußern«, erklärte Eilan mit Nachdruck. Dieda bekam große Augen. »Heutzutage holen sich die Anführer der Stämme Tutoren für ihre Söhne, damit sie Vergil lernen und etwas von italienischen Weinen verstehen. Es wird alles getan, damit aus unseren Männern Römer werden, aber niemand achtet darauf, was die Frauen machen. Vielleicht ist Vernemeton das letzte Heiligtum, in dem das alte Wissen unseres Volks gepflegt wird. Ich möchte, daß dieses Wissen nicht verlorengeht!«
    »Es hat sich offenbar vieles hier verändert.« Zum ersten Mal lächelte Dieda. Dann fiel ihr Blick auf etwas hinter Eilan, und ihr Gesicht versteinerte.
    Gawen lief auf sie zu. Die Amme folgte ihm langsam. Eilan preßte in den Falten des Schleiers die Hände zusammen, um dem Wunsch nicht nachzugeben, die Arme auszubreiten und ihren Sohn an sich zu drücken.
    »Mondpriesterin! Mondpriesterin!« rief er, blieb aber plötzlich wie angewurzelt stehen und blickte Dieda fragend an. Dann sagte er enttäuscht: »Du bist nicht die Mondpriesterin!«
    »Nicht mehr… «, erwiderte Dieda blaß und mit einem seltsamen Lächeln.
    »Diese Frau ist unsere Schwester Dieda… «, zwang sich Eilan zu sagen. »Sie singt so schön wie ein Vogel.«
    Der Junge blickte verwirrt von der einen zur anderen. Seine Augen waren so grau wie Eilans Augen, aber er hatte die dunklen und lockigen Haare seines Vaters. Als Mann würde er auch einmal die breite, hohe Stirn bekommen.
    »Entschuldige, Herrin… « Lia erreichte sie keuchend und griff nach Gawens Hand. »Er hat sich losgerissen und ist mir davongelaufen!«
    Gawen verzog den Mund und wollte anfangen zu weinen, und Eilan bedeutete der Amme schnell, ihn wieder loszulassen.
    Ich habe ihn verwöhnt. Aber er ist noch so klein, und bald werde ich ihn ganz verlieren…
    »Wolltest du zu mir, mein Schatz?« fragte sie liebevoll. »Ich kann jetzt nicht mit dir spielen. Aber wenn du kurz vor Sonnenuntergang zu mir kommst, dann gehen wir zusammen zum heiligen See und füttern die Fische. Bist du damit zufrieden?«
    Gawen sah sie an und nickte ernst. Sie streichelte ihm kurz die Wange, als er plötzlich wieder lachte und seine Grübchen zum Vorschein kamen. So schnell wie er aufgetaucht war, drehte er sich um und ließ sich ohne weitere Klagen von der Amme wegführen. Die Sonne schien nicht mehr so hell, als er ihren Blicken entschwunden war.
    »Ist er das Kind?« fragte Dieda nach langem Schweigen. Als Eilan nickte, rief sie zornig: »Hast du den Verstand verloren, daß du ihn hier bei dir behältst? Wenn bekannt wird, wer seine Mutter ist, dann ist alles verloren! Bin ich vier Jahre im Exil gewesen, damit du eine glückliche Mutter und die Hohepriesterin sein kannst?«
    »Er weiß nicht, daß ich seine Mutter bin… «, flüsterte Eilan schuldbewußt.
    »Aber du siehst ihn jeden Tag! Vergiß nicht, du schuldest dein Leben und auch sein Leben mir, ehrwürdige Mondpriesterin von Vernemeton!«
    Dieda lief bebend vor Zorn auf und ab.
    »Hab doch Verständnis, Dieda… «, sagte Caillean streng, »der Junge wird in ein oder zwei Jahren zu seinen Zieheltern kommen. Niemand weiß etwas, und wenn du es nicht in alle Welt hinausrufst, wird es auch niemand erfahren.«
    »Und wer ist die angebliche Mutter dieses Kindes?« fauchte Dieda. »Vielleicht die arme Mairi oder ich?«
    In den Gesichtern der beiden konnte sie die Antwort deutlich genug sehen.
    »Aha! Nachdem das Exil endlich vorüber ist, muß ich auch noch deine Schande auf mich nehmen.« Sie lachte böse. »Nun ja, wenn sie sehen, wie ich das Kind behandle, dann wird das Gerücht vielleicht schnell verstummen. Das eine kann ich euch jedenfalls sagen, ich kann Kinder nicht ausstehen!«
    »Aber du wirst bei uns bleiben und… schweigen?« fragte Caillean.
    »Das werde ich«, antwortete Dieda nach einer Weile, »denn ich glaube an das, was ihr hier tut… «
    Sie wurde wieder etwas ruhiger und sagte dann leise, aber mit großem Nachdruck: »Eilan, vergiß nie, was ich dir damals schon gesagt habe, als ich bereit war, dich zu vertreten… . wenn du je unser Volk verraten solltest, dann hüte dich, denn ich werde

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