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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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für deinen Untergang sorgen!«

    Die schmale Sichel des neuen Mondes stand bereits am abendlichen Himmel, als die Sonne gerade unterging, und warf einen silbernen Glanz auf das dunkle Wasser im heiligen See. Der große Fisch war gekommen, als sie ihn riefen, und hatte sich von Gawen mit Brot füttern lassen, das er ihm aus den Händen fraß.
    Eilan wartete, bis die Amme den Kleinen weggeführt hatte. Dann zog sie den Schleier über das Gesicht und ging den Pfad hinauf zur Quelle, deren Wasser in den Teich floß.
    Eilans Priesterinnen hielten es für einen großen zusätzlichen Dienst, daß ihre Hohepriesterin nach jedem Neumond im Heiligtum an der Quelle saß und alle Pilger anhörte, die nach Vernemeton gekommen waren, um sich bei den Priesterinnen Rat zu holen. Oft genug tat Eilan nichts anderes, als den Bekümmerten verständnisvoll zuzuhören. Andere, die greifbare Probleme hatten, schickte sie zu den Priesterinnen, die ihnen mit ihrem besonderen Können helfen würden.
    Aber da Eilan wußte, daß Cynric durch das Land zog und einen Aufstand vorbereitete, stieg sie den Weg jedesmal mit innerem Zittern hinauf, denn sie fürchtete sich vor dem Abend, an dem ein Pilger bei ihr erscheinen würde, um von Raben und Rebellion zu reden.
    In dem Heiligtum über dem See war es kühl. Eilan zog den Umhang enger um sich und lauschte auf das Murmeln der Quelle, in der Hoffnung, daß ihre Angst sich legen würde. Das Wasser floß aus einem Felsspalt. Darüber stand in einer Nische das Bildnis der Göttin.
    Eilan schöpfte das eiskalte Wasser mit der hohlen Hand und berührte damit die Stirn und die Lippen.
    Quelle des Lebens, heiliges Wasser
    Aus der Tiefe der Erde, du fließt ans Licht
    Durch alle Zeiten hindurch. Schenke mir
    Deine Kraft. Nichts ist weicher und nichts
    Ist härter als du. Deine Tugend ist die
    Ausdauer, mit der du jedes Hindernis
    Überwindest. Sei du stets mein Vorbild.

    Eilan entzündete die Öllampe unter der Statue, setzte sich auf den Stein und wartete auf die Pilger.

    Die zarte Mondsichel stand bereits hoch am Himmel, als Eilan hörte, wie sich jemand mühsam den Weg hinaufschleppte. Entweder war der Betreffende sehr krank oder völlig erschöpft. Die Kehle wurde ihr trocken, als schließlich die dunkle Gestalt eines Mannes erschien. Er trug ein derbes Sagum wie ein Bauer, aber die Hose unter dem Umhang war verklebt von getrocknetem Blut. Als er die Hohepriesterin sah, stieß er langsam den Atem aus.
    »Komm her… trinke das heilige Wasser… und empfange den Frieden der Göttin… «, murmelte Eilan.
    Der Mann wankte zur Quelle, fiel auf die Knie und schöpfte das Wasser mit der hohlen Hand. Er trank langsam und rang sichtlich darum, die Ruhe zu bewahren.
    »Ich habe gekämpft… die Raben sind über das Schlachtfeld geflogen… «, flüsterte er schließlich und sah sie erwartungsvoll an.
    »Raben fliegen auch um Mitternacht… «, antwortete sie. »Was hast du mir zu sagen?«
    »Der Aufstand… sollte an Beltane beginnen. Die Römer haben irgendwie davon erfahren… Sie haben uns angegriffen… «, er fuhr sich mit der Hand über die Augen, »vor zwei Nächten… «
    »Wo ist Cynric?« fragte Eilan leise. »Was sollen wir hier seiner Meinung nach tun?«
    Der Mann ließ niedergeschlagen die Schultern hängen.
    »Cynric? Er ist vermutlich auch auf der Flucht… Wahrscheinlich werden noch mehr von uns hierher kommen… auf der Suche nach einem Ort, um die Wunden zu lecken.«
    Eilan nickte.
    »Wenn du von hier dort hinüber zum Wald gehst, kommst du an den hinteren Ausgang. Wende dich nach Osten, bis du eine Kreuzung erreichst. Zwischen den Bäumen hindurch führt ein Pfad tief in den Wald. Folge ihm, bis du auf eine Hütte stößt. Unsere Priesterinnen nutzen sie manchmal, um in Einsamkeit zu meditieren. Dort kannst du dich in Ruhe ausschlafen. Jemand wird dir morgen etwas zu essen bringen.«
    Mühsam stand der Mann wieder auf, und Eilan hoffte, er werde die Kraft haben, um die Hütte zu erreichen.
    »Gesegnet sei die Göttin«, murmelte er, »und gesegnet seist du, weil du mir hilfst.«
    Er verneigte sich vor der Statue, und lautloser, als Eilan es für möglich gehalten hätte, verschwand er in der Dunkelheit.
    Sie blieb noch lange an der Quelle sitzen, lauschte auf das plätschernde Wasser und starrte in das flackernde Licht der Lampe, die geheimnisvolle Schatten auf den Felsen warf.
    Göttin, erbarme DICH der Flüchtlinge. Hab Mitleid mit uns allen! In einem Monat ist Beltane. Ardanos wird von

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