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Die Waffenbrüder von Antares

Die Waffenbrüder von Antares

Titel: Die Waffenbrüder von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Ich sah zu, wobei ich allerdings mehr auf die Vögel als auf die aristokratischen Onker achtete.
    Der Zhyan-Vogel ist wegen seines Jähzorns bekannt – vielleicht der größte Nachteil dieses herrlichen Tiers. Seiner eigenen Überlegenheit bewußt, läßt sich ein Zhyan nicht gern zur Eile antreiben.
    Unbewußt verglich ich das Mädchen, das sich eben auf den Rücken ihres Zhyan schwingen wollte, mit Delia, meiner Delia von den Blauen Bergen, die mit so einem Vogel sicher leicht fertiggeworden wäre.
    Doch das puppenhafte Geschöpf, das hier vor meinen Augen aufstieg, machte im letzten Augenblick eine ungeschickte Bewegung, die dem Zhyan mißfiel. Das Tier hackte mit kräftigen Schnabelhieben auf die beiden Wärter ein – zuerst nach rechts, dann nach links – und verwundete sie mit dem rasiermesserscharfen Schnabel. Die Männer sanken schwerverletzt zu Boden. Dann schwang das Wesen seine beiden Flügelpaare – eine gewaltige Bewegung, die trotz der Schrecklichkeit des Augenblicks schön anmutete. Das Mädchen stürzte schreiend aus dem Sattel. Sie hing in den Gurten des Clerketer, baumelte kopfüber in Reichweite des gekrümmten Schnabels.
    Die funkelnden, intelligenten Augen des Vogels verrieten mir, daß er sich jetzt für die erlittene Unbill rächen wollte.
    Nun, die Sache ging mich zwar nichts an ...
    Die Männer brüllten durcheinander, und einer sprang mit erhobenem Flugstock vor. Flugstöcke sind eine Erfindung des Teufels. Ich habe ein solches Gerät noch nie benutzt. Wenn einem Flugtier wirklich eine Lektion erteilt werden muß, wie es manchmal erforderlich ist, gibt es andere und weniger unangenehme Methoden, als das arme Tier zu schlagen.
    Der Mann wurde von dem herumfahrenden Schnabel im Gesicht getroffen. Zum Schreien blieb ihm keine Zeit mehr. Er taumelte zurück. Helles Blut spritzte aus seinen klaffenden Wunden.
    Am Fuße des Vogelturms erhob sich nun ein fürchterliches Getümmel. Männer brüllten, Frauen kreischten, der Schlamm wurde aufgewühlt, als der Zhyan seine kräftigen Krallen bewegte. Das unter ihm baumelnde Mädchen behinderte ihn. Im nächsten Augenblick würde der Zhyan sie entweder mit seinen Krallen in Stücke reißen oder ihr mit dem Schnabel den Kopf von den Schultern trennen. Das Chaos nahm noch weiter zu – doch nach dem schrecklichen Ende des Mannes wagte es keiner, dem armen Mädchen zu helfen.
    Die Sache ging mich zwar nichts an ...
    Aber ich hastete los.
    »Hilfe!« schrie das Mädchen. »Helft mir doch!«
    Sie baumelte mit dem Kopf nach unten, ihr hübsches Gewand verschmiert von dem Schlamm, der von dem wildgewordenen Vogel emporgeschleudert wurde. Zischend ließ das Tier den Schnabel in meine Richtung zucken.
    Dem tödlichen Kopf auf seinem langen schlangenähnlichen Hals auszuweichen ähnelte der Aufgabe, einen Pfeil oder Speer aus der Bahn zu bringen.
    Ich verzögerte meine Bewegung um einen Sekundenbruchteil, so daß der Schnabel auf die Stelle traf, die ich gleich erreicht hätte. Dann ließ ich die Faust gegen die Seite des Kopfes prallen. Ich packte das Mädchen. Sie war völlig außer sich vor Angst, ein kreischendes Bündel Mensch. Mein Seemannsmesser löste sich aus der Scheide an meiner rechten Hüfte und durchtrennte das Riemengewirr des Clerketer. Dann versetzte ich dem Zhyan einen Tritt in den Bauch. Wenn er jetzt startete, waren wir verloren.
    Der Vogel zischte. Ich hielt das Mädchen am linken Arm. Wenn ich den wunderschönen weißen Vogel töten mußte, würde ich es tun; lieber war es mir aber, das Tier am Leben zu lassen und ihm die Chance zu geben, sich von seinem Anfall zu erholen. An dem scharfen Schnabel führte jedoch kein Weg vorbei. Der lange Hals krümmte sich, der Kopf stieß unter dem Körper herab und ging erneut zum Angriff über. Das Mädchen behinderte mich, doch ich zielte mit dem Messer nach dem Schnabel und hieb ein Stück heraus. Der Zhyan zog sich zischend zurück.
    Mit einem heftigen Sprung zwängte ich mich unter dem Vogel hervor, rollte durch den Schmutz, ohne das Mädchen loszulassen, dessen Herz ich in panischem Entsetzen schlagen spürte, dessen blondes Haar sich um mein Gesicht wickelte.
    Hände packten sie, zogen sie fort.
    »Wir haben sie, Dom!«
    Ich ließ sie los, stemmte mich auf ein Knie hoch, bereit, das Messer vor mich zu halten und damit den zustoßenden Schnabel abzuwehren. Aber das war nicht mehr erforderlich.
    Der herrliche Vogel, der rotgeschnäbelte weiße Zhyan lag sterbend am Boden.
    Ein Dutzend

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