Die Waffenbrüder von Antares
ich über die Brücke der Tausend Vosks, die den Schwarzen Fluß überspannt. Auf der anderen Seite lagen unzählige Reihen dunkler Häuser – die Wohnbezirke der Guls.
Die Aufgabe, die ich mir an diesem Abend gestellt hatte, unterschied sich ziemlich von früheren heimlichen Aktionen, die ich auf Kregen begonnen hatte. Viel lieber wäre ich jetzt bei Delia und den Zwillingen in Valka gewesen. Doch was ich mir vorgenommen hatte, hielt ich für meine Pflicht gegenüber dem valkanischen Volk und auch gegenüber Vallia. Die Hamaler legten es eindeutig darauf an, sich ein großes Gebiet zusammenzustehlen, um womöglich dem alten und halb vergessenen Lohischen Reich nachzueifern. Eine solche Entwicklung mußte zur Folge haben, daß die Miglas unterdrückt wurden, daß Djanduin nicht weiterbestand. Da ich so etwas nicht dulden konnte, mußte ich ein Bündnis gegen Hamal auf die Beine stellen und die Streitkräfte dieser Opposition mit Vollern ausrüsten, die nicht andauernd den Dienst verweigerten.
Ich hielt mich in den Schatten und schlich durch die dunklen Straßen. Es waren nur wenige Leute unterwegs. Die Guls mußten schwer arbeiten und brauchten ihren Schlaf. Die Fabrik wurde von Rapasöldnern bewacht, die nicht zögern würden, ihre Pflicht zu tun.
Lautlos bewegte ich mich durch die Dunkelheit. Ein einsamer kleiner Mond warf nur einen vagen Schimmer an den Himmel. Vorsichtig schlich ich am Fuße der Fabrikmauern entlang. Der Schwarze Fluß verlief unmittelbar entlang der Nordfront der Anlage. Hier fand ich die einzige Stelle, die mir einen Ansatzpunkt zu bieten schien. Wasserpflanzen rankten sich an der Mauer empor; ihre zarten Wurzeln machten sich die zahlreichen, kaum sichtbaren Risse im Mauerwerk zunutze. An diesen Ranken kletterte ich nun in die Höhe, wobei ich nur die Hände zu Hilfe nahm. Endlich erreichte ich die Mauerkrone und blickte in die Tiefe. Dunkelheit, Stille – und ein großes Geheimnis.
Es dauerte nicht lange, bis ich eine Treppe gefunden hatte, die in den Hof hinabführte. Gleich darauf näherte ich mich dem Gebäude, das mir am vielversprechendsten erschien. Die Holztür war verschlossen; doch ich legte meinen Umhang um das Schloß und setzte das Messer an; gleich darauf schnappte der Riegel auf, und ich schob mich ins Innere.
Nun, ich werde Sie nicht mit einer genauen Aufzählung meiner Enttäuschungen langweilen. Was gab es denn schon zu finden? Hier die Stapel mit Kisten, einige gefüllt, einige noch leer. Haufen von Mineralien, Erde und Sand in sauberen Reihen, daneben Schaufeln – jede mit einer eingeprägten Nummer in gekennzeichneten Regalen. Ich ließ die Erde durch meine Finger rieseln, doch ich konnte kaum etwas sehen. In einem Holzkasten hatte ich eine Fiberglaskugel mit Feuer mitgebracht. Ich wagte es, den Holzkasten kurz zu öffnen und das Licht des Feuers über die Stapel und die Silberkästen zucken zu lassen. Zorn erfüllte mich, doch ich unterdrückte die Regung.
Zwei Silberkästen in einem Voller konnten das Gerät fliegen lassen.
Indem man die Kästen dichter zusammenführte oder sie weiter voneinander entfernte, und durch Veränderung ihrer Position konnte man das Flugboot steuern – man konnte es aufsteigen oder absinken lassen, man konnte den Flug verlangsamen oder beschleunigen.
Ich wußte, was die Silberkästen enthielten.
Erde und Luft.
Luft und Erde.
Ich sah mich um. Schmutz und Erde! Lag hier das Geheimnis, das ich suchte? Wie war das möglich?
Dieser Schuppen enthielt Silberkästen für die mit Erde gefüllte Hälfte der Kontrollen. Im nächsten Schuppen lagerten die Silberkästen, die nur Luft enthielten. Plötzlich stieg mir der Duft von Malsidges in die Nase – einer Frucht, die ich sehr mochte. Ich durfte wohl kaum annehmen, daß die Hamaler Malsidges zerdrückten und den Duft in die Kästen füllten. Oder vielleicht doch? Dieser Gedanke brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Immerhin war dies nur ein erster Kundschaftervorstoß. In Gesprächen mit meinen reichen Bekannten und durch nächtliches Nachprüfen der daraus gewonnenen Erkenntnisse wollte ich dem Geheimnis doch noch auf die Spur kommen.
Kregen ist nicht nur eine Welt größter Schönheit, sondern auch eine gewalttätige Welt – insofern waren die weiteren Ereignisse dieses Abends keine Überraschung. Vier Rapawächter mit grellen Fackeln stürmten plötzlich in den Schuppen, als ich mich gerade über einen geöffneten Silberkasten beugte.
Der Anblick der wilden
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