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Die Waffenbrüder von Antares

Die Waffenbrüder von Antares

Titel: Die Waffenbrüder von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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wurde, tat man einiges hinein. Irgendwo in Hamal mußte es also andere Bergwerke geben, die ihren Beitrag zu der Mischung in den Silberkästen leisteten. In einem Werk, das Zhyansflügel genannt wurde – der Name leitete sich von dem Umstand her, daß die vier Backsteingebäude mit ihren weißen Stukkomauern aus der Luft wie ein fliegender Zhyan aussahen –, füllten Guls Amphoren mit dem geheimnisvollen Stoff ab. Diese Information hatte ich von dem alten Casmas, der kein ›ham‹ im Namen führte und somit nicht der Aristokratie angehörte, der aber dennoch von den jungen Heißspornen geduldet, ja sogar willkommen geheißen wurde, weil sein Spitzname Casmas der Deldy lautete.
    Deldys hatte er jede Menge. Er war Geldverleiher, fast könnte man ihn einen Bankier nennen, wenn er nicht einen Hang zum leichten Leben gehabt hätte. Jedenfalls brachten ihm seine schweren goldenen Deldys ausreichend Zinsen – wenn die jungen Burschen nicht Gefahr laufen wollten, bei ihren Vätern angeschwärzt zu werden. Casmas der Deldy hatte seine Augen überall. Seine Korpulenz paßte zu ihm. Er trug einen breiten schwarzen Leibgurt und darunter vermutlich eine Art Korsett, das seine Körpermassen bändigte. Darüber schimmerten juwelenbesetzte Roben, und er ölte seine glatte, seidenartige Haut stets gut ein. O ja, Casmas spielte eine große Rolle im hektischen Leben des heiligen Viertels von Ruathytu.
    Ich hatte so manche Information aus ihm herausgeholt, doch meine Bitte, mich doch einmal in die Amphorenfabrik mitzunehmen, war auf eiserne Ablehnung gestoßen. So einfach sollte ich dieses Ziel also nicht erreichen.
    »Nein, nein, mein lieber Amak.« Auf seine aalglatte Art war Casmas der Deldy sehr kleinkrämerisch. »Ich bin nur ein armer Geldverleiher, der seine Kunden unter den jungen Adligen dieser Stadt sucht. Was die Guls in Zhyansflügel machen, ist mir ein Rätsel. Mein Interesse beschränkt sich darauf, für meine hübschen goldenen Deldys pünktlich Zinsen zu kassieren.«
    Mehr holte ich aus ihm nicht heraus. Doch ich vermutete, daß die Regierung von Königin Thyllis, die nach den Verwüstungen und Kosten der erfolgreichen Revolte knapp bei Kasse war, überall Kredit aufnahm. Der verdammte Krieg! Krieg bringt immer wieder die Wirtschaft durcheinander und erschwert es dem armen Mann, sich durchzuschlagen. Ein einfacher Kampf zwischen Gleichgestellten, einer gegen einen, so sollte es sein. Das hatte auch Trylon Rees vorgeschlagen. Auf diese Weise wären die Kriegstreiber schnell zum Schweigen gebracht worden. Aber schließlich war in Hamal das Duell zu einer Kunstform und einem Amüsement entwickelt worden.
    So verbrachte ich meine Tage mit dem Sammeln von Informationen – ich horchte im Fechtsaal herum und im neunfachen Bad, ich versuchte in Institutionen Eingang zu finden, von denen ich wußte, daß Königin Thyllis und ihre Pallans ein Geheimnis daraus machten. Doch trotz aller Mühen, trotz meiner nächtlichen Ausflüge über die Dächer, trotz der vielen Amphoren, die ich zerbrach, kam ich meinem Ziel um keinen Schritt näher. Mit der Zeit mußte ich mich in acht nehmen. Wenn ich meine Aktionen noch länger fortsetzte, mochte bei den Pallans des Reiches der Verdacht aufkommen, daß es jemand systematisch auf das Geheimnis der Voller abgesehen hatte. Sobald es um die Voller ging, war man in Hamal besonders empfindlich. Die Wachen waren längst verstärkt worden, was bereits zu zwei heftigen Kämpfen geführt hatte, bei denen drei weitere Terchiks auf der Strecke geblieben waren, als Hinweis darauf, daß hier kein achtarmiger Dämon, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut gekämpft hatte.
    Irgendwie mußte ich meine Spuren verwischen.
    Während ich meine nächtlichen Expeditionen fortsetzte, führte ich tagsüber das bewegte Leben eines jungen Heißsporns aus dem heiligen Viertel von Ruathytu. Inzwischen war es mir gelungen, meinen Gesichtsausdruck unterwürfiger Dümmlichkeit zu vervollkommnen – was bei einem Gesicht wie dem meinen keine Kleinigkeit war.
    Heute kommen mir diese Vorsichtsmaßnahmen lächerlich vor, die ich im neunfachen Bad ergriff, um meine Muskeln und die Breite meiner Schultern zu verbergen. Damals aber waren sie vonnöten. Das neunfache Bad – allein darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben – lief nach bestimmten Riten und Regeln ab, und ich mußte mir alle möglichen raffinierten Entschuldigungen einfallen lassen. Nur in Trylon Rees' Gesellschaft konnte ich mich richtig entspannen,

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