Die Waffenbrüder von Antares
man keinem Manne nachsagen müssen!«
Er löste die Maske von seinem breiten Löwengesicht und schleuderte sie einem seiner Sklaven zu. Durch die Südfenster drang kühles und schattenloses Licht in die Waffenkammer. Auch ich setzte die Maske ab. Hatte ich mich zu ungeschickt angestellt? Es ist wirklich keine Freude, sich beim Kämpfen tolpatschig zu stellen und sich immer wieder besiegen zu lassen. So etwas geht gehörig auf die Nerven.
»Wir machen doch noch einen Schwertkämpfer aus dir, Hamun!« dröhnte Trylon Rees. »Ho, ihr Schurken – her mit dem Wein!«
Seine Sklaven eilten herbei und brachten saubere Tücher und Schwämme, die in aromatische Flüssigkeiten getaucht und dann zum Reinigen verwendet wurden.
Auf seinem Sitz unter den Fenstern begann Nath Tolfeyr zu lachen. »Aus Freund Hamun machst du nie und nimmer einen Schwertkämpfer!« Nath Tolfeyr war ein unverschämt wirkender junger Mann mit langen Armen und Beinen, ein Apim, der mit Rapier und Main-Gauche überaus geschickt umzugehen wußte. Er trug farbenfrohe Kleider voller Schleifchen und Spitzenrüschen, und einen Hut mit harter viereckiger Krempe, die eine spanische Form hatte. »Niemals, das schwöre ich bei Le- ... bei Krun!«
Mir entging sein Versprecher nicht – nicht zum erstenmal wechselte er im letzten Augenblick die Gottheit, auf deren Namen er fluchen wollte. Tolfeyr gehörte zu den zahlreichen jungen Männern Ruathytus, die sich mit großer Begeisterung und Energie auf den Rapierkampf spezialisiert hatten. Der Thraxter als Hauptwaffe Havilfars genügte den jungen Leuten nicht mehr; sie brauchten einen neuen Zeitvertreib. Duelle waren an der Tagesordnung. Straßenkämpfe, Mutproben, Pöbeleien – all diese Dinge gab es im heiligen Viertel von Ruathytu. Ich war als Freund von Trylon Rees in diesen inneren Kreis aufgenommen worden, und jeder sah in mir sein Protegé. Als schließlich auch noch mein Flugboot in die Stadt gebracht worden war und ich Zimmer in der vornehmen Schänke bezogen hatte, in der auch Rees logierte, wurde ich ganz in die Gruppe aufgenommen, stellte sich doch nun heraus, daß ich reich genug war, um im Schießen, Reiten und Trinken mitzuhalten. Was jedoch meine Geschicklichkeit mit der Waffe anging, so lachten mich die anderen aus und hätten sich vermutlich auf das schandbarste mit mir vergnügt, wenn nicht Trylon Rees seine schützende Hand über mich gehalten hätte. Insgeheim verabscheute ich diese Menschen. An drei Fronten wurde Krieg geführt – was hatten sie da zu Hause zu suchen?
Ihr Leben drehte sich im wesentlichen um Trinken, Spielen, Waffen, Kämpfen und Mädchen. Einige dieser Beschäftigungen mögen durchaus angenehm sein, doch geht man ihnen zu intensiv, zu häufig nach, verliert sich der Zauber, der Spaß verfliegt. Diese jungen Männer erhielten die Fassade ihres Amüsements aufrecht und unterdrückten die Langeweile, die sich in solchen Kreisen fast unweigerlich wie eine Epidemie breitmacht. Auch ich erlebte einen Anfall dieser Krankheit, doch ich hatte andere Arbeit und erholte mich schnell wieder.
Es gab bestimmte Tavernen, die wir zu bestimmten Zeiten aufsuchten. Es gab verschiedene unschöne Arten von Tierkämpfen. Außerdem lockte das Jikhorkdun, die große Arena von Ruathytu, die ich mit großem professionellen Interesse aufsuchte, wie Sie sich vorstellen können. Die Rufe »Kaidur! Kaidur!« brachten zum erstenmal seit langer Zeit mein Blut in Wallung und ließen allerlei bruchstückhafte Erinnerungen an meine Zeit in der Arena von Huringa in Hyrklana wach werden. Die Arena von Ruathytu war noch größer – und blutiger.
Hier sah ich auch die neue Königin, Königin Thyllis. Sie wirkte sehr selbstzufrieden und hochmütig, und sie war sehr schön, hatte aber einen grausamen Zug um die Lippen. Wenn die Schwerter ihr Ziel fanden, wenn das Blut spritzte, erschien ihre Zunge zwischen den weißen Zähnen. In ihrer Begleitung befanden sich Sklavinnen in Ketten und auch männliche Sklaven. Das Publikum brüllte, wenn sie erschien, und salutierte auf hamalische Art. Als ich sie quer über die Arena ansah, verstand ich, warum Trylon Rees mich vor ihr gewarnt hatte.
Eines Nachts, nach einem Tag, da sich das Publikum an einer besonders blutrünstigen Schau in der Arena geweidet hatte und da der größte kregische Mond, die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln, bereits unterging und der vierte Mond, die Frau der Schleier, noch nicht aufgegangen war, saß ich in meinem Zimmer in der Schänke
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