Die Waffenbrüder von Antares
alten Mauern, die die Ostspitze des V zwischen den beiden Flüssen abtrennten.
Ein Besuch im Thraxter und Voller hatte sich als ergebnislos erwiesen; der Wirt wußte nicht, wo Nulty abgeblieben war, und meine Besitztümer waren ebenfalls verschwunden – Havil der Grüne mochte wissen, wer sich daran bereichert hatte. Obwohl ich jetzt weibische Dandy-Kleidung mit Rüschenhemd und einem blauen Mantel trug, drehte man sich immer wieder nach mir um. Die Geschichte, wie ich, Amak des Paline-Tals, vor einem Kampf mit Strom von Hyr Rothy ausgerückt war, hatte natürlich die Runde gemacht. Ich reagierte darauf mit einem hochmütigen Blick. Strom Lart war im Krieg. Der Wirt sagte betont: »Wenn er zurückkommt, Notor, wird er dich suchen.«
»Laß ihn doch, bei Havil dem Grünen!« erwiderte ich.
So saß ich nun da und trank guten kregischen Tee, während Hikdar Nath aus dem Luftdienst den Wein hinunterkippte, den ich ihm spendierte.
Vor allem technische Informationen und lufttaktische Details konnte ich aus ihm herausholen, denn ich hatte mich als ein Mann vorgestellt, der in den Luftdienst eintreten wollte. Als ich schließlich ins heilige Viertel zurückkehrte, wo ein wilder Abend mit Rees und den anderen auf dem Programm stand, hatte ich das Gefühl, den Tag nicht verschwendet zu haben. Es war wichtig, daß ich etliche Nächte mit Spielen und Trinken verbrachte und nicht nur geheimnisvolle Ausflüge unternahm.
Ruathytu, die Hauptstadt Hamals, des mächtigsten Reiches auf dem Kontinent Havilfar, bot einen eindrucksvollen Anblick. Ihre Bürger schmücken sich mit Edelsteinen und Federn und kleiden sich in helle Stoffe, die Straßen sind voller Menschen und Zorcareitern und Kutschen – ein ganzes Kaleidoskop von Mustern und Bewegungen in den Farben der Sonnen Zim und Genodras.
Dennoch hatte ich, der ich auf Kregen Sanurkazz und Zenicce und Vondium wie auch manche andere schöne Stadt kannte, den Eindruck, daß Ruathytu die rechte Lebensfreude fehlte, ein alles überlagerndes Gefühl der Freiheit und des Stolzes. Gewiß, die Hamaler rühmten sich der prächtigen Mauern und Türme, der Kuppeln, Aquädukte, Gärten und sonstigen Anlagen – trotzdem hatte dieser Ort etwas Beklemmendes. Wie Sie hören werden, änderte sich dieses Gefühl, aber dann – ach, wie sehr ich mich nach Valkanium und den kühlen Terrassen von Esser Rarioch sehnte!
Die Hauptarena Ruathytus liegt auf halbem Wege zwischen den alten Mauern, die im Osten das heilige Viertel abschließen, und den Mauern von Kazlili im Westen, und etwa ebenso weit vom Havilthytus-Fluß im Norden entfernt. Die Insel, die im Fluß künstlich aufgehäuft wurde und die den Palast des Herrschers trägt, liegt im Nordosten der Stadt. Große Prozessionen bewegen sich den breiten Siegesboulevard hinab, der gegenüber der Palastinsel beginnt und bis zum Jikhorkdun führt, der Arena, die für den Adel und die Mittelschichten reserviert ist. Es gibt in Ruathytu freilich auch Arenen für die Guls und die Clums, die natürlich auch Blut sehen wollen ...
Die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln stand am klaren Himmel, als ich in die Straße der Leckereien einbog und auf die Taverne des Lockenden Vergessens zuhielt. Unter den Balkonen lagen tiefblaue Schatten. Ich hörte lautes Singen und Grölen aus den Lokalen am Wege, und manche betrunkene Gruppe taumelte an mir vorbei. Ich hielt die Hand in der Nähe des Rapiergriffes. Im heiligen Viertel gab es oft überraschende Kämpfe, aufblitzenden Stahl in einer Gasse, eine Leiche, die im Mondlicht liegenblieb, bis die Wachen sie fanden.
Die Gasse vor der Taverne lag halb im Schatten, halb goldgelb erleuchtet.
Ich sah Rees aus den Schatten in das Mondlicht treten. Grüßend hielt er mir die Hand entgegen.
Ich ging schneller.
Fluchend drehte sich Rees um.
»Bei Krun! Ein Hinterhalt!«
Im nächsten Augenblick wirbelte sein Rapier sechs dunklen Gestalten entgegen, die ihn mit wehenden Umhängen lautlos anfielen. Klingen blitzten in ihren Fäusten.
Ohne zu zögern zog ich meine Waffe und stürzte mich in den Kampf.
11
Ich verschwendete keinen Gedanken an die Rolle, die ich in Hamal eigentlich spielen wollte, und bemühte mich, den ersten Angreifer von der Seite zu erledigen und meine Klinge sofort zurückzuziehen, um mich dem nächsten widmen zu können, während Rees mit einem der anderen Männer ähnlich umsprang.
Rees' Klinge traf klirrend auf den Thraxter seines Gegners, und ich spürte, wie mein Rapier
Weitere Kostenlose Bücher