Die Waffenbrüder von Antares
weil sich der Löwenmann einbildete, mich am besten zu kennen; er glaubte meinen brennenden Wunsch, Schwertkämpfer zu werden, richtig zu interpretieren, eine Sehnsucht, der meine schwächliche Natur einen Riegel vorgeschoben hatte.
Einmal wurde Rees von einem Mann zum Duell herausgefordert – von einem Angehörigen eines entlegenen hamalischen Stammes, der für seine Ringer bekannt war. Mit dröhnendem Lachen nahm der Löwenmann die Herausforderung an, und wir versammelten uns am Rand der Matte, um den Kampf zu verfolgen und um Wetten zu plazieren, die Casmas den Deldy veranlaßten, sich die dicken Hände zu reiben.
Rees war ein bemerkenswerter Mensch. Seine gewaltige goldene Mähne, die Goldflecken in seinen Augen, die braune Haut, unter der sich die Muskeln strafften, die unbändige Energie sich abzeichnete, die ihn stets in Bewegung hielt – dies alles beeindruckte mich. Erst als ich mir seinen Herausforderer Radak näher ansah, begann ich zu überlegen, daß die Chancen vielleicht doch nicht so ungleichmäßig verteilt waren.
Der Stamm Radaks des Syatra war in der Nähe der Berge des Westens zu Hause, ständig bedroht von Räubern, wenn auch nicht ganz so abgeschnitten wie das Paline-Tal. Sein Körperbau verriet barbarische Vorfahren – er wirkte wie ein mächtiger Metallblock, in den man mit Säure die Konturen der Muskeln eingeätzt hatte, ein runder Kopf ragte zwischen mächtigen Schultern hervor; so stand er da, die Fäuste in die Hüften gestemmt, eine primitive Mordmaschine, die unverwundbar schien.
»Komm, Radak der Syatra! Wir wollen doch mal sehen, ob du aus Stahl bestehst oder aus Fleisch und Blut!«
»Mit dem Segen Havils des Grünen. Du wirst es erleben, Notor!«
Radaks Körper bewegte sich mit einer Schnelligkeit, wie sie nur ein hervorragend trainierter Athlet oder ein Barbar in seiner natürlichen Umgebung aufbringt. Ich kannte mich mit Wilden aus. Schlicht von Gemüt mag so ein Mann sein, doch ist er zugleich reaktionsschnell und schlau, denn er möchte eine heile Haut behalten und den Kopf auf den Schultern, er möchte nicht zum Triumphschmuck auf den Lanzen seiner Feinde werden. Ich betrachtete den kräftig gebauten Mann und machte mir klar, daß ich, Dray Prescot, über einen ähnlichen Körper verfügte, obwohl ich mir mit Farben und weiter Kleidung größte Mühe gab, diese Tatsache zu verschleiern.
Der Kampf dauerte ziemlich lange. Begleitet von den Pfiffen und aufmunternden Zurufen des Publikums, begannen die beiden Männer zu ringen. Mit leisem Erschaudern überlegte ich, daß ich die großartige Kampftechnik der Krozairs von Zy anwenden mußte, sollte ich jemals gegen einen der beiden kämpfen müssen. Hier kam ich nur mit jenen fast mystischen Tricks und Griffen weiter, die mir im waffenlosen Kampf schon gegen so manchen Gegner geholfen hatten, auch gegen die gefürchteten Khamorros. Rees und Radak kämpften dagegen in einfachem Stil. Sie ächzten und stemmten und hoben aus und fielen in einer Zurschaustellung unvorstellbarer Körperkräfte übereinander. Sie drehten sich und hebelten, und doch war keiner unterlegen. Mit wenigen Khamstergriffen wäre so ein Kämpfer schnell zu legen gewesen. Ich verfolgte gebannt den Kampf, wobei ich natürlich Trylon Rees den Sieg wünschte, doch zugleich empfand ich Mitgefühl für Radak, der seinen Namen von einer gefährlichen menschenfressenden Pflanze aus Loh ableitete.
Was für eine Darbietung brutaler Energie! Es dröhnte und krachte, barbarische Kräfte stürmten gegeneinander an. Schließlich vermochte Rees so viele Ellbogenhiebe ins Ziel zu bringen, daß Radak mit blutigem Gesicht zurücktaumelte und sich Rees auf ihn stürzen und ihn zu Boden drücken konnte, so daß er nicht mehr hochkam. Einige Murs lang zuckten die beiden wie ein sterbendes Tier am Boden herum, jeder ruckhaften Bewegung folgte eine größer werdende Pause, und schließlich klopfte Rees Radak auf den Kopf und stand lächelnd und entspannt auf. Der Kampf war vorbei.
Casmas der Deldy schnitt ziemlich gut ab, wenn er mir auch einen ziemlich großen Gewinn auszahlen mußte.
»Du würdest auch auf Trylon Rees setzen, wenn er gegen einen Chavonth kämpfen müßte«, brummte Casmas. Rees hatte die Worte gehört.
»Aye«, sagte ich in unterwürfigem Ton. »Aye! Denn Trylon Rees ist ein Mann unter Männern!«
Erhitzt kam Rees zu uns und schlug mir gutgelaunt auf die Schulter. Szenen dieser Art erfüllen mich nicht gerade mit Stolz: doch sie waren damals
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